Impfpflicht ja/nein
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Ich bin ganz klar gegen eine allgemeine Impfpflicht und finde auch, dass mit der Forderung nach dieser ziemlich leichtfertig und naiv umgegangen wird.
Eine Pflichtimpfung macht aus meiner Sicht nur bei drei Sachverhalten Sinn:
1. Eigenschutz
Es handelt sich um eine für die meisten Menschen tödliche oder sehr schwer schädigende Krankheit. Ich bin weiß Gott kein Corona-Leugner und wünsche niemanden eine Infektion, aber man darf halt auch nicht einfach unter den Tisch kehren, dass die allermeisten Menschen eine Infektion mit milden Symptomen überstehen, viele sogar völlig symptomfrei sind.
2. Ansteckung
Kann ich mit einer Impfung die Verbreitung stoppen, indem von Geimpften so gut wie keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht? Ist hier ja leider nicht der Fall.
3. Immunisierung
Hätten wir einen Impfstoff, der ein Leben lang schützt, wäre auch die Impfquote deutlich höher. Haben wir aber auch nicht. Man kann sich auch trotz Impfung infizieren und schwer erkranken (auch wenn das Risiko sinkt) und man verliert ohne regelmäßige Auffrischung/Boosterung den Schutz wieder nahezu völlig.
Wie genau soll denn eine Impfpflicht aussehen? Eine Forderung danach ist einfach (und von politischer Seite nichts als Populismus), aber wie soll das umgesetzt werden? Eine nationale Pflicht in einer durch und durch globalisierten Welt? Da bin ich gespannt. Deutschland bringt doch nicht mal eine Autobahn-Maut durch! Welche Impfstoffe werden für die Pflicht akzeptiert und welche nicht? Fällt man nach gewisser Zeit wieder in den Ungeimpftstatus zurück? Wie soll das alles administrativ und exekutiv durchgeführt und kontrolliert werden?
Wir haben seit Monaten jetzt eine nicht geringe Menge an Bürgern, die sich klar gegen eine Impfung (WICHTIG: Unter den aktuellen Voraussetzungen - siehe Punkte 1-3) entschieden haben. Die Menge bekommt man weder mit Gratisbratwürsten noch mit noch mehr Verboten und Ausschließungen weg. Sicher, mit einer Impfpflicht hätte man schwupps auf dem Papier eine Impfquote von 95%. Und dann? Machen wir so weiter wie vor Corona? Ohne Beschränkungen und Hygienevorgaben? Dann wären die Intensivstationen im Herbst und Winter wieder genauso voll wie jetzt, wahrscheinlich noch schlimmer ...
Ich finde es auch nicht gut, dass in der öffentlichen Meinung jeder Ungeimpfte schon mit einem Bein auf der Intensivstation liegt. Und dass Ungeimpfte COVID-Patienten (ich bin sicher, Ungeimpfte landen auch als Nicht-COVID-Patienten in der Statistik) als Patienten zweiter Klasse angesehen werden, die anderen die lebensnotwendigen Operationen wegnehmen. Wie sieht denn die Rangfolge hier genau aus? Wo steht der Drogensüchtige mit der Überdosis? Wo der Unfallverursacher vom illegalen Autorennen? Wo der Skifahrer, der eine gesperrte Piste runterbrettert? Wo der fettleibige Alkoholiker? Vor oder nach dem Ungeimpften?
Wir haben keine schöne Zeit aktuell. Aber ganz ehrlich: Schlimmer als das Virus find ich den Umgang miteinander, das Einteilen in Gut (geimpft) und Böse (ungeimpft). Die Geimpften sind alles regierungstreue Lemminge ohne eigenen Willen und die Ungeimpften alles Schwurbler, Querdenker und AfD-Wähler. Beides stimmt nicht mal im Ansatz. Und am meisten erschüttert mich, dass sich die Bevölkerung von der Politik so gegeneinander aufhetzen lässt, immer schön drauf auf den nächsten Schuldigen an der Pandemie. Erst waren es die sorglosen Nachbarländer, dann die Urlaubsreisenden und jetzt die Ungeimpften. Lenkt halt schön von anderen Problemen und von grundlegenderen Versäumnissen ab ...