Der größte Knall im All
Astronomen haben die hellste je gesehene Sternenexplosion beobachtet: Mit der hundertfachen Energie einer normalen Supernova explodierte ein Riesenstern rund 240 Millionen Lichtjahre entfernt von der Erde. Der Knall ist aber vielleicht nur das Vorspiel zu einem viel größeren Ereignis am Himmel: Ein Stern ganz in unserer Nähe scheint sich bald in eine Supernova zu verwandeln.
"Das war der König aller je beobachteten Sternexplosionen", sagte Alex Filippenko vom Lick Observatorium in Kalifornien zur Supernova SN 2006ny. "Wir waren überrascht, wie hell sie war und wie lang sie dauerte."
Astronomen hatten die Supernova vergangenen Herbst im Sternbild Perseus entdeckt. Daraufhin beobachteten sie mit dem Weltraum-Röntgenteleskop Chandra und Observatorien auf der Erde, wie der Stern zerbarst - mehr als zwei Monate lang, eine ungewöhnlich lange Dauer für eine Supernova. Sie leuchtete mindestens drei Monate lang heller als jede bisher gesehene Supernova. Heute nach knapp acht Monaten strahlt sie immer noch heller als ihre gesamte Heimatgalaxie.
"Das war wahrlich monströs, mit 100-mal mehr Energie als man es bei einer typischen Supernova sieht", sagte Nathan Smith von der Universität von Kalifornien in Berkeley, der das Astronomenteam leitete. "Das bedeutet, dass der explodierte Stern vielleicht so massiv war, wie ein Stern nur werden kann, ungefähr das 150-fache unserer Sonne. So etwas haben wir noch nie gesehen."
Kein Kollaps zum Schwarzen Loch
Obendrein kollabierte der Stern nicht wie erwartet zu einem Schwarzen Loch. Die Astronomen haben deshalb eine neue Theorie entwickelt: Unter bestimmten Voraussetzungen produziert der Kern eines großen Sterns anscheinend so viel Gammastrahlung, dass ein Teil der Strahlungsenergie sich in Teilchenpaare von Materie und Antimaterie verwandelt. Dadurch bricht der Stern unter seiner eigenen Schwerkraft zusammen, schrumpft aber nicht zu einem Schwarzen Loch, sondern explodiert und schleudert seine Reste ins All. Das erlaubt auch Rückschlüsse für die Frühzeit des Universums: Anscheinend kollabierten damals weniger Sterne zu Schwarzen Löchern als bisher angenommen.
Jetzt schauen die Astronomen gespannt auf einen Stern in unserer Nachbarschaft, den nur 7.500 Lichtjahre entfernten Eta Carinae. Er stößt gerade viel Masse aus - genau wie SN 2006gy vor seiner Explosion. "Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Eta Carinae bald explodieren wird, aber wir behalten das vorsichtshalber genau im Auge", sagte Mario Livio vom Weltraumteleskop-Wissenschaftsinstitut in Baltimore. "Eta Carinaes Explosion könnte die beste Sternen-Show in der Geschichte der modernen Zivilisation werden." Sollte es den Stern wirklich zerreißen, wird das Spektakel in Deutschland allerdings nicht zu sehen sein: Eta Carinae lässt sich nur am Himmel der Südhalbkugel beobachten.