Die Erfinder des Raums

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  • Die Erfinder des Raums


    Wer hätte das gedacht? Weder Amerikaner noch Franzosen haben den Minivan erfunden. Es waren Japaner, allen voran Mitsubishi, Nissan und Toyota, die große Raumkreuzer zum Inbegriff des Familien- und Freizeittransporters machten. Aus Nippon, einem Land mit beengten Wohnverhältnissen, stammt auch das Konzept des kleinen Kompaktvans.
    Vielleicht sind sie die wahren Vorreiter der heute so populären Crossover-Klasse. Kreuzten vor 30 Jahren doch die ersten Vans alle Vorteile von klassischen Kombis mit den Talenten von Transportern und dem Komfort luxuriöserer Limousinen. Sogar der damals vor allem Geländewagen vorbehaltene Allradantrieb war für die Minivan-Pioniere von Mitsubishi (Space Wagon), Nissan (Prairie) und Toyota (Space Cruiser bzw. Model F) bestellbar. Das japanische Trio machte seine Modellbezeichnungen zum Programm und präsentierte sich als weltweit erste Großraumlimousinen für Familie und Freizeit – rund zwei Jahre bevor Chrysler Voyager und Renault Espace die Erfindung dieser Klasse für sich reklamierten.


    Allerdings fielen die Premierenpartys für die frühen Vans aus dem Land der aufgehenden Sonne wesentlich dezenter aus als die pompös gefeierten Debüts der westlichen Konkurrenten, so dass Käufer hierzulande erst mit Verspätung von der neuen Variabilität des fernöstlicher Raumschiffe Kenntnis nahmen. Und während Voyager und Espace bis heute als Synonym für große Raumkreuzer stehen, verabschiedeten sich Space Wagon, Prairie und Model F schon vor vielen Jahren still und leise aus den japanischen Modellprogrammen. Nur wenige Enthusiasten erinnern sich noch an jene Meilensteine, die die bis dahin größten Samurai einst setzten. So etwa der Nissan Prairie, der bereits vor 30 Jahren ein Karosseriekonzept ohne B-Säule präsentierte, ähnlich wie es gerade vom Ford B-Max revitalisiert wird. Oder der Mitsubishi Space Wagon, der auf nur 4,30 Meter Länge Raum für bis zu acht Passagiere bot und dabei sogar mehr Platz gewährte als heutige Kompaktvans.
    Während im Fußball die Deutschen in Gestalt von Günter Netzer in den 1970er Jahren die Tiefe des Raums entdeckten, fielen die ersten damals nach Deutschland exportierten japanischen Automobile im Interieur durch meist zu knapp bemessene Raumverhältnisse auf. Dennoch waren es ausgerechnet die Japaner, die dem Raum im Automobil schon Ende der 1970er Jahre völlig neue Möglichkeiten entlockten. Zu den Publikumslieblingen der Tokyo Motor Show zählten nun nicht mehr nur neue Sportwagenprototypen, sondern auch äußerlich kompakte Concept Cars mit außergewöhnlich großzügig dimensionierten Innenräumen.


    Als erster moderner Monospace mit Frontantrieb und drei Sitzreihen stellte sich 1979 der seriennahe Mitsubishi Space Wagon im noch heute populären One-Box-Design vor. Toyota konterte zeitgleich mit dem Modell Family Wagon, aus dem die Exportversionen Model F bzw. Space Cruiser hervorgingen. Drehbare Einzelsitze im Fond und praktische Klapptische für die Toyota-Passagiere galten als sensationelle, noch nie gesehene Innovationen für Familienautos. Zwei Vorlagen, auf die Nissan 1982 mit dem Prairie antwortete, nachdem das 1977 eingeführte Van-Konzept vom Typ Nissan Homy noch zu sehr einem klassischen Transporter der Nutzfahrzeugklasse ähnelte.
    Dafür gelang dem Prairie eine internationale Erfolgsgeschichte dank des Verzichts auf B-Säulen und dem Einsatz serienmäßiger hinterer Schiebetüren. Kein Konkurrent konnte mit einem ähnlich breiten und bequemen Einstieg für die Fondpassagiere aufwarten. Überdies war der Prairie der erste Pkw, der gleichermaßen komfortabel via Heckklappe oder die seitlichen Schiebetüren mit Kinderwagen, Sportgeräten oder Umzugsgut mit bis zu zwei Metern Länge und 1.850 Liter Volumen beladen werden konnte.
    Während die Japaner in Deutschland einen verhaltenen Start erlebten – und in der Fachpresse sogar noch nach Einführung von Chrysler Voyager und Renault Espace gerätselt wurde, ob Großraumlimousinen die Antwort auf eine Frage waren, die niemand gestellt hatte – galten Raumkreuzer in anderen Teilen der Welt sofort als geniale Alternative zu Kombis und konventionellen Limousinen. Vor allem auf dem japanischen Heimatmarkt feierten sie Triumphe. Kein Wunder, gilt üppig bemessener Raum in dem dicht bevölkerten Inselstaat doch seit jeher als ultimativer Luxus. Genau dies war auch die Triebfeder für die Entwicklungsingenieure bei Mitsubishi, Nissan und Toyota, neue Raumkonzepte zu entwickeln. So wird bei den oft beengten Wohnverhältnissen in japanischen Häusern und Wohnungen bis heute jeglicher Stauraum genutzt. Platzsparende und dennoch besonders weit öffnende Schiebetürenkonstruktionen, Fusuma oder Shoji genannt, erleichtern den Zugang zu Zimmern und Schränken. Für die Entwicklung des Toyota Model F/Space Cruiser und des Nissan Prairie galten Schiebetüren daher als unverzichtbar – nur mittels Türen in der Funktionsweise von „Fusuma“ oder „Shoji“ konnte ein Fahrzeug nach Vorstellung der Konstrukteure zum Familien- und Ferienmobil mutieren. Innovativ waren zudem die Bandbreite der Ablagefächer, darunter die ersten Schubfächer unter den Sitzen.


    Nippons Autokäufer teilten diese Einschätzung, anders sah es auf westlichen Exportmärkten aus. Dort kämpften Fahrzeuge mit Schiebeportalen vorläufig gegen Vorurteile und tatsächliche Schwächen an. So erinnerte der familienfreundliche Toyota an den Transporter Hiace aus dem Lieferwagenprogramm, mit dem sich das Model F tatsächlich Komponenten wie Motor und Fahrwerk und den konventionellen Hinterradantrieb teilte.
    Der Nissan Prairie ließ es dagegen an der notwendigen Verwindungsfestigkeit fehlen, denn anders als beim neuen Ford B-Max mangelte es ihm an Versteifungen, die in die Karosserie bzw. die Schiebetüren integriert waren. Eine Problematik, die den Erfolg des nur 4,09 Meter langen, weltweit ersten Kompaktvans entscheidend begrenzte. Ein wenig kompensieren konnte der Prairie diese Defizite hierzulande nur durch seine Vorreiterrolle bei Einführung des geregelten Drei-Wege-Katalysators und eine Variante mit Allradantrieb. Als Ende 1988 der erste Modellwechsel anstand und der Prairie Pro den Stab übernahm, wollte Nissan aber nicht länger auf die zusätzliche Karosseriesteifigkeit durch eine B-Säule verzichten.
    Ganz anders das Konzept des Mitsubishi Space Wagon, der über konventionelle Türen verfügte. Dahinter versteckten sich drei Sitzreihen für sieben bis acht Passagiere, damals fast einzigartig bei Pkw. Eine wirkliche Alleinstellung am Markt errang der nur 4,44 Meter lange Wagon durch sein variables Sitzkonzept mit heraus- und umlegbarem Gestühl, einem Ladevolumen von stolzen 4,3 Kubikmetern sowie einer hohen Zuladung von 630 Kilogramm. Eine automatische Niveauregulierung bewirkte hohe Fahrstabilität bei fast allen Beladungszuständen. Viel Platz boten zwar auch Nutzfahrzeuge, revolutionär war damals jedoch die Verbindung von Raum und Komfort, die beim Space Wagon erstmals auf diese Weise realisiert wurde. Insgesamt drei Generation dieses Urvaters aller klassischen, großen Vans verkaufte Mitsubishi in Deutschland.


    Dagegen entschied sich Toyota beim Model F für die Devise „Schöner Wohnen im Familientransporter“, um von der Verwandtschaft mit dem HiAce-Kastenwagen abzulenken. Durchaus erfolgreich, bestellten doch rund 13.000 deutsche Kunden ein Model F mit damals luxuriösen Accessoires wie drehbaren Einzelsesseln, zwei Glasschiebedächern und serienmäßigem Audiosystem mit bis zu sechs Lautsprechern. Antriebstechnische Innovationen führte erst der Previa ein, der mit neuartigem Unterflurmotor 1991 das Model F ersetzte.
    Heute ist die erste Generation japanischer Großraumlimousinen deutlich seltener anzutreffen als Limousinen oder Kombis der 1980er Jahre. Vielleicht liegt es am kastenförmigen Design der frühen Raumgleiter, jedenfalls sind sie von den Straßen ebenso verschwunden wie optisch ähnliche, nüchterne Nutzfahrzeuge jener Jahre.


    Heute ist es um Japans Raumwunder sehr still geworden. In der japanischen Heimat fahren sie noch, aber in Europa beherrschen die Deutschen und Franzosen das Bild. Hier und da ein Koreaner und das amerikanische Schlachtross Voyager gibts auch noch. Aber die einstigen Wegbereiter der neuen Fahrzeugklasse von Ende der 70er Jahre haben sich nahezugeschlossen aus dem Geschäft mit dem Raum zurückgezogen.
    Van-Pionier Mitsubishi hat den letzten Van vor 2 Jahren ersatzlos vom Markt genommen. Bei Nissan und Toyota sieht es nicht viel besser aus. Honda war außer mit dem Stream sowieso nie stark im Van-Segment vertreten. Mazda stieg spät ein und bietet auch nichts mehr. Subaru hat dieses Segment immer gemieden....


    KfZ-Betrieb

  • Tja, schade nur das diese sparte auch wieder ausstirbt und von SUVs abgelöst werden - und diesen umstand finde ich zum kotzen ! Leider haben sich die Japaner stets am Personentransport orientiert und nie sowas wie nen Multivan rausgebracht ....

  • Nicht nachvollziehbar für mich.
    Am ehesten einem Multivan kommen doch ( jetzt mal nur bei Mitsubishi ) die Modelle


    > L300, L400, SpaceGear oder auch Delica D:5 entgegen. Das ist alles so in etwa Multivan-kompatibel.


    Also das da nichts vergleichbares geboten wurde, stimmt so nicht.
    Und dass die Fahrzeugklasse ausstirbt, ist ja auch nicht war.


    VW Sharan, Ford C-Max, Ford Galaxy, Renault Avantime, Citröen Picasso..... die gibt es alle noch.
    ( Und das waren jetzt nur mal ein paar Beispiele aus dem Stehgreif )


    Für mich stellt sich die Frage, warum die Japaner dieses einst so gefeierte Fahrzeugkonzept über alle
    Marken hinweg immerm ehr vernachlässigen. Grade in deren engen Städten und der durch die Insel begrenzten
    Infrastruktur sollten doch auch Vans mit Raum für 7-8 Personen gut gehen.....
    Stattdessen überlässt man zumindest den europäischen Markt hier voll und ganz den lokalen Mitbewerbern.

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