Gruppe B - Die Rallye Monster der 80er
Sie waren die aufregendsten Fahrzeuge, die jemals den internationalen Rallyesport prägten. Die Gruppe B-Autos sind für viele Rallyefans bis heute Inbegriff für den Wahnsinn auf vier Rädern. Nie besaßen die Ingenieure so viele Freiheiten und schufen so extreme Rallyeautos wie während dieser fantastischen Ära in den 80er Jahren.
Gruppe B - Ingenieure entwickelten Autos, von den Quattros, über die herausragenden Lancias und Peugeots, bis hin zu Exoten wie dem Mazda RX7. Dabei lief die gesamte Entwicklung auf das Jahr 1986 hinaus - eine Saison, in der aus der unglaublichen Euphorie eine unbeherrschbare Gefahr wurde. Der Übermut von Machern und Fans führte schließlich zu tragischen Unfällen, der im Verbot der Supersportwagen endete.
Lancia Delta S4 / 037
Walther Röhrl - selbst zweifacher Rallyeweltmeister auf Gruppe-B-Boliden hat eine Fahrt in diesen Autos einmal als einen Ritt auf einer Kanonenkugel bezeichnet.
Eine noch extremere Homologationsgruppe gab es wohl nie wieder. Denn erlaubt war im Prinzip alles, wenn man nur 200 Autos davon baute.
Sieht man recht deutlich an Autos wie dem Audi Sport Quattro, Lancia Delta S4 und Porsche 959, die alle für die Homologation in dieser Gruppe gebaut wurden.
Nachdem es im Jahr 1986 (aber auch in den Jahren davor) einige böse Unfälle gab, bei dem Zuschauer und Fahrer ums Leben kamen, wurde diese Gruppe verboten. Danach wurden Rallyes in Reglements gefahren, die wesentlich strenger waren (Gruppe A= 5000 Exemplare und starke Beschränkungen bzgl. Motor und anderer Teile).
Audi Quattro S2
Der Audi Quattro S1 hatte bis zu 650PS und ging in 2,5s auf 100. Der Peugeot 205 T16 hatte ebenso über 500PS bei nur 900kg Gewicht, der Audi wog 1050kg. Der MG Metro 6R4 hatte nen 6 Zylinder Saugmotor mit 450PS.
Die in den letzten Jahren der Gruppe B wahnwitzigen Beschleunigungswerte der Rennserie zeigen sehr deutlich, auf was für "Geschossen" die Fahrer damals unterwegs waren.
Die 100er-Marke wurde in der Endzeit der Gruppe B von fast allen Vertretern unter 3 Sekunden geschafft - auf Schotter !!
Hannu Mikkola hat bei einer Testfahrt mit dem "Lancia 037" 1985 auf dem Grandprix-Kurs von Monza eine Rundenzeit gefahren, mit der er sich beim nur 3 Monate später ausgetragenen Formel-1 Grand Prix auf Startposition 6 platziert hätte. Und die Formel1 hatte zu dieser Zeit im Schnitt 200 PS mehr und die Autos wogen weniger. Nur ein Beispiel von vielen, wie sehr die Ingenieure die physikalischen Grenzen in der Gruppe B ausgereizt haben.
Doch was auf der Rundstrecke noch halbwegs kontrollierbar war, wurde mit jedem Meter auf den bis zu 60 km langen Wertungsprüfungen zu einer unkontrollierbaren Sache. Und man fuhr bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit.
Rover Metro 6R4
Immer wieder wurde die Rallye WM zu Gruppe-B-Zeiten von schweren Unfällen heim gesucht. Im Jahre 1986, als die Anzahl und Heftigkeit der Unfalle ein bisher unerahntes Maß erreichten, waren neue Konzepte gefragt. Die Gruppe B war damals weltweit der Sport mit dem höchten Verletzungs- und Todesrisiko - und das leider auch für die Zuschauer.
Henri Toivonen und sein Co verbrannten 1986 im Lancia Delta S4, man hatte das fehlen des Wagens erst spät bemerkt. Die damaligen Rennen waren ganz anders als jetzt, die WPs waren wesentlich länger und schwieriger als heutzutage. Zudem waren Nachtfahrten bei fast jeder Rallye im Programm.
Opel Manta 400 Turbo
Diese Unfälle in der letzten Gruppe B- Saison, mit Teilweise zweistelligen Verlusten an Menschenleben, veranlassten die FIA als oberste Motorsportbehörde dazu, die RallyeWM komplett zu reformieren und das Reglement mit einem groben Schnitt umzugestalten. Das Todesurteil für die Gruppe B.
Ab sofort waren keine Prototypen mehr für den Rallyesport erlaubt. Die Teilnehmer der Rallye WM mußten allesamt von Serienfahrzeugen abstammen. Dazu wurden Motorleistungen, Hubraumgrößen und Homologationsvoraussetzungen vollkommen verändert. Die wichtigsten von der FIA beschlossenen Änderungen betrafen jedoch die Sicherheit der Zuschauer und die Absicherung der Einzelveranstaltungen. Bisher hatten Veranstalter zwar statte Eintrittsgelder an den Strecken verlangt, sich jedoch nicht um die Absperrung von Sicherheitszonen gekümmert.
Porsche 956
Inboardaufnahmen aus Gruppe-B-Zeiten zeigen den ganzen Wahnsinn - Zuschauer springen erst im letzten Moment zur Seite. Die Begeisterung für ihre Rallye-Helden oder der Wunsch nach dem perfekten Foto lassen sie bis dahin die Gefahr, die von den bis zu 240 km/h schnellen Autos ausgeht, ausblenden. Walther Röhrl meinte einmal, das man vor allem in den Südeuropäischen Ländern oft Kilometerlang durch einen "menschlichen Tunnel" fuhr !
Ford RS200
Die Gruppe B wurde 1987 durch die neu geschaffene Gruppe A abgelöst. "Nur noch" 350 - 370 PS und Allrad. Als Basis mussten nun 5000 Exemplare eines baugleichen Serienfahrzeugs verkauft worden sein. Bekannte Vertreter dieser Gruppe waren der Ford Sierra Cosworth, Lancia Delta Integrale, Subaru Legecy oder Toyota Celica. Gegen Ende dieser Gruppe A-Ära Ende der 90er stieg dann auch Mitsubishi in die RallyeWM mit ein und konnte 4 mal in Serie die WM-Krone holen.
Wer was ergänzen will kann das gern tun.
Ich bestehe nicht auf die Vollständigkeit meiner Angaben.