Evolutionierter Fahr-Spaß
Zwei Wochen im Grenzbereich
Wie einige von euch wissen, hatte ich zuletzt das Vergnügen und durfte den Lancer Evolution X eine zeitlang
bei mir zu Hause parken. Aber viel parken sollte der eigentlich nicht, denn so ein Auto muss einfach bewegt
werden. Wann hat man schon mal die Gelegenheit dazu, zumal wenn man in Lohnbereichen arbeitet wie ich ?!
Ursprünglich war die Idee von Stefan Büttner und mir gemeinsam entwickelt worden. Auf dem Stiftland 2012
hatte ich ihn gefragt, ob er eine Chance sieht, dass für das nächste Kalender-Shooting in 2013 auch mal einen EvoX
ablichten kann. Mein Wunsch war es, dass irgendwer von einem Mitsubishi-Autohaus für ein Shooting Zeit hat
und Stefan sollte das für mich vermitteln. Stefan jedoch meinte darauf hin, dass er auch gern ein paar schöne
Bilder von dem Wagen haben will für seine Pressemappe und dass ich mir dann auch richtig Zeit nehmen soll.
So kam es dann, dass er vorschlug, Mitsubishi Deutschland stellt mir den Wagen für die Fotoaufnahmen direkt
vor die Haustür und holt ihn auch wieder ab. Das klang ja soweit noch ganz okay, aber als er dann sagte, ich
würde den Wagen dann volle 2-3 Wochen bekommen, habe ich gedacht, ich hätte mich verhört.....
"Ja was, Kai ?.... was denkst du wozu wir dich nach Finnland geschickt haben ?..... Damit du mit dem Ding
umgehen kannst, und jetzt können wir dir den auch guten Gewissens geben..... !" Da passierte etwas, dass
ich so wahrscheinlich nur bei meiner ersten Freundin das letzte Mal erlebt habe :
Stehpuller und Tränen in den Augen.... - ....gleichzeitig !!
Das war im Herbst 2012.... Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie quälend lang fast 9 Monate sein können.
Die Wochen und Tage rückten immer näher.... und dann stand er Anfang Juni endlich in unserem Hof. Herrlicher
Anblick ! Er wurde geliefert, während ich noch zur Arbeit war. Das war der schönste Feierabend seit langem.
Schnell was passendes angezogen und dann die erste Runde gedreht. Noch etwas zaghaft und erst mal an den
Wagen gewöhnen. Am ersten Abend nach der Arbeit etwa 90 Minuten lockeres "Einfahren"....
Und dann ..... kam die Elbeflut !! Die nächsten 4 Tage war ich Sandsäcke schippen. Der Evo immer dabei. Viel
gefahren bin ich da nicht. Und abends bin ich total fertig in die Kiste gefallen. Ich hab so gekotzt, denn auch wenn
ich 12 oder mehr Stunden Sandsäcke gefüllt habe, kannste dich ja abends nicht in aller Ruhe irgendwo hinstellen
und Bilder vom Evo machen, während um dich herum die Feuerwehr und andere Fluthelfer rumwuseln. Sieht ja
dann so aus, als hätteste nix besseres zu tun. Zum Glück entspannte sich die Lage mit dem Hochwasser zum
Wochenende hin dann deutlich, so daß ab Samstag Nachmittag dann auch endlich Fahrspaß nonstop angesagt war.
Und je sicherer ich das Auto beherrschte, je mehr ich mich in die Grenzbereiche vortastete, desto mehr machten
sich die Tücken des Autos bemerkbar. Der Wagen zeigte mir deutlich meine Grenzen auf.... vor allem die finanz-
iellen !! Ich glaube irgendwo ist so ein Evo wie eine Ehefrau.... Du wunderst dich fast jeden Abend und stellst ganz
erstaunt die Frage : "Sage ma,..... du hast doch erst heute früh fuffzich Euro gekricht..... du kannst doch nich
schon wieder was haben wollen.... ?!"
So habe ich allein in dieser zweiten Woche vor dem Elbetreffen etwa 200-250 EUR verblasen. Von daher muss
die Flutwoche schon fast als positiver Begleitumstand betrachtet werden, sonst hättet ihr mich wahrscheinlich
mitte der zweiten Woche in Wittenberg auf dem Marktplatz singen oder andere Kunststücke aufführen sehen, in
der Hoffnung auf diese Weise noch ein paar Euros für den nächsten "Kick" in der weissen Rakete zusammen zu
bekommen.
In der Flutwoche hatte ich einmal 4 kräftige Bauarbeiter aus Schnellin mit im Auto, als wir zum Supermarkt und
zur Einsatzleitung nach Pretzsch gefahren sind. Es war die selbe Strecke, auf der ich Donnerstag vor dem Elbe-
treffen die Taxi-Fahrten angeboten habe. Diese 4 Riesen stiegen in den Wagen ein..... erst mal dumme Sprüche...
"Was Mitsubishi ?... Japaner ? ...die können auch Autos bauen ? .... nee - die tun nur so, oder ?! - Was willste denn
mit so einer Reisschüssel ?"
Ich dachte mir so,..... "...okay, dann läste die Kuh mal fliegen.....!"... schon beim Anlassen des Motors, der mit
dem üblichen dunklen blubbern begrüßte, erstes Raunen auf der Rückbank..... Raus aus der Einfahrt des Beton-
werks, .....Speed !!!..... Bis zum Bahnübergang an der Flocke war es mucksmäuschenstill im Auto.... zwei Kurven
weiter das erste Lebenszeichen von der Rückbank : "Alter,..... ich wollte heute nicht sterben !!" Inzwischen wurde
von den 4 wandelnden Einbauschrankwänden irgendwie alles als "Angstgriff" zweckentfremdet, was sich im Evo
dazu anbot. Vom Betonwerk bis zur Einsatzleitung an der Feuerwehr,...... 107 Sekunden...
Ich stand schon auf den Treppenstufen zum Büro des Hochwasser-Büros, da saßen die immer noch stocksteif
im Auto.
Zurück zum Betonwerk das gleiche Spiel..... und wenn dann einer, der vorher über die "Reisschüssel" lästerte
sagt : "Alter - .... Ich fahre das falsche Auto !!",.... dann ist wieder einer vom Evo-Virus infiziert worden. Ich denke
mal die anderen waren einfach nicht in der Lage noch was zu sagen - auf der Rückbank ist ja die Situation noch
beklemmender als auf dem Beifahrersitz.
Gut - zweite Woche,.... Fotowoche und finale Woche vor dem Elbetreffen.
Da sich die Hochwassersituation inzwischen deutlich entspannt hatte ging ich Montag und Dienstag auch wieder
arbeiten, ehe Mittwoch mein ET-Urlaub begann. Natürlich musste auch eine Fahrt auf Arbeit mit dem Wagen sein.
Hätte wahrscheinlich jeder von uns gemacht. Mal so ein kleines bisschen rumposen. Schon der schwarze ASX
erregte ja im Januar ein klein wenig Aufsehen und brachte viele Fragen interessierter Kollegen. Doch ein Evo ist
da natürlich noch um einiges besser dran. Die männlichen Kollegen kriegten Genickstarre und in den Pausen immer
eine kleine Gruppe diskutierender Herren in der Nähe des Evo. Gern nutze ich die Pausen, um den Wagen zu öffnen
und Fragen zu beantworten. Natürlich wollten einige mit mir ne Runde fahren, aber darauf mussten sie verzichten.
Das Auto war mir zu schade dafür. Zumal die meisten von denen das ganze Jahr nicht mit mir reden oder es nicht
mal schaffen, mich zu grüßen. Aber es ist schon ein geiles Gefühl, da was stehen zu haben, dass alles "wegbläst",
was da auf dem Parkplatz rumsteht. Man muss es ja nicht probieren - die tiefe Gewissheit darum und der nicht
selten auch deutlich werdende Neid einiger Kollegen sind wie Sex im Whirlpool,... kurz bevor jemand einen Sack
voller Brausepulver reinkippt...... Hat nicht jeder von uns insgeheim mal diesen Traum ???
Nahezu den ganzen Dienstag Abend bis nachts halb eins nutzte ich für Fotoaufnahmen. Die Ergebnisse seht ihr
als Begleitmaterial zu diesem Text. Natürlich sind wesentlich mehr Bilder entstanden, aber die bekommt exklusiv
nur der Stefan und Mitsubishi Motors. Auch bei den Shootings viele Passanten, vor allem jüngere und meist aus
der männlichen Fraktion, die mir wegen dem Wagen Löcher in den Bauch fragten. Auch einige Mädels gerieten ins
schwärmen. Ist doch so ein Evo X doch etwas relativ seltenes in unserer Gegend und in freier Wildbahn. Die Foto-
aufnahmen fanden teilweise an sehr belebten Wittenberger Schauplätzen statt. Kurz hielt auch die Polizei an und
beäugte den Evo. Nach einem kurzen Plausch konnte ich ungehindert weiterknipsen.
Mittwoch dann noch mal ein Tag voller Fahrspaß, ehe am Donnerstag dann die ET-Vorbereitungen in die heiße
Phase gingen. Am Donnerstag Abend hielt ich es dann noch für eine gute Idee, euch ein wenig an dem Fahrer-
lebnis teilhaben zu lassen. Im Ganzen fanden dann 11 Taxi-Fahrten zu je 3 Mitfahrern statt, die eine etwa 7 km
lange Schleife der Pretzscher Landstraße "genießen" durften. Die Reaktionen teilweise sehr unterschiedlich. Von
der Bitte etwas langsamer zu fahren bis zu euphorischem Jubeln war alles dabei. Der eine oder andere suchte
nach dem "Angstgriff" und nicht wenige versuchten, das flaue Gribbeln in der Bauchgegend mit einem coolen Spruch
zu überspielen. Wichtig war für mich, dass ihr alle Spaß hattet und ich euch vielleicht eine kleine Freude machen
konnte. Die meisten von euch hatten beim Aufbauen sehr gut mit angepackt und eine solche Belohnung fand ich
dann auch einfach angemessen, damit ihr vor allem auch abschätzen könnt, wie geil diese zwei Wochen für mich
waren.
Um Verständnis möchte ich an dieser Stelle auch noch mal bitten, dass ich niemanden von euch habe fahren lassen,
aber im Nutzungsvertrag steht da so eine nette Summe, die ich selbst aufbringen muss, wenn der Wagen beschädigt
wird und da will ich dann das Riskio für niemanden anders als mich selbst tragen müssen. Ich hoffe ihr versteht das.
Denn es hat nicht nur einer gefragt..... auch ich habe mich über die zwei Wochen langsam an den Wagen gewöhnt
und ihn immer mehr in seine und vor allem meine Grenzbereiche getrieben. Sicher habe ich das Potential des Autos
nicht mal ansatzweise ausgeschöpft, aber der Fahrspaß war von der ersten bis zur letzten Minute da. Könnte ich ihn
mir leisten, stünde der gleiche Wagen schon morgen in meiner Einfahrt. Es ist einfach saugeil das Gerät zu bewegen.
Und nun fahre ich wieder den vergleichsweise "braven" ASX ! .... kein Scheiss..... als ich am Sonntag erstmals wieder
eine längere Tour mit dem ASX fuhr, passierte es mir nicht nur an einer Ampel, dass ich die Schalthebel am Lenkrad
vergeblich zu bedienen versuchte, welche ich im Evo so liebgewonnen hatte - Dumm gelaufen, die waren im ASX
einfach nicht da !! Und die zweite Nachwirkung des "Evo-Style"..... er hat meine spritsparende Fahrweise gründlich
versaut. Derzeit, und das ist kein Witz, schaffe ich es nicht, den ASX unter 7 Liter zu bewegen. Irgendwie wurde mein
Gasfuss vom Evo "umerzogen"....ständig erwische ich mich dabei, wie ich schon auf kurzen Strecken selbst mit dem
ASX schon wieder auf 140 bis 160 Sachen bin..... es wird noch eine Weile dauern, bis diese Nachwirkungen wieder
nachlassen. Auch Überholmanöver müssen nun wieder realistischer kalkuliert werden.
Es waren zwei geile Wochen im Grenzbereich. Auch wenn ich in der ersten Woche etwas ausgebremst wurde, aber
alles in allem erneut ein Geschenk von Mitsubishi Motors und vor allem von Stefan, dass ich wohl lange nicht vergessen
werde. Ich hoffe die entstandenen Bilder rechtfertigen das in mich gesetzte Vertrauen und geben dem Stefan die Sicher-
heit, dass es richtig war, mir diesen Wagen für zwei Wochen einfach so vors Haus zu stellen.
Vielen herzlichen Dank dafür !!