Mitsubishi L200
Selbst für Chuck Norris eine Nummer zu groß
Der Mitsubishi L200 ist in Zeiten von Smarts und kleinen Elektroautos eine echte Wohltat für geschundene Fanherzen von bulligen und kantigen Pickups. Doch der Nippon-Laster ist mit seinen Dimensionen im Alltag eine Herausforderung. Da käme selbst Chuck Norris ins Schwitzen.
Eines vorweg. Der Autor dieser Zeilen stammt aus dem Freistaat, der einst von König Ludwig II. regiert wurde. Der Hang zum Pompösen, zum Mächtigen, wurde quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen. Die Devise: Auffallen um jeden Preis, auch wenn etwas weniger mehr wäre.
Das zieht sich durch den ganzen Alltag: Die Packung Zigaretten in der XXL-Ausgabe, ein Feuerzeug in der Größe eines Smartphones und die Lieblingsbrause eines amerikanischen Softdrink-Herstellers grundsätzlich nie unterhalb der 1,5-Literflasche kaufen. Klar, wie das passende Auto dazu aussehen muss. Richtig: ein Smart oder Mini ist es nicht.
Der Mitsubishi L200 hingegen kommt dem Traum vom Auto für echte Kerle schon ziemlich nahe. Wo überspitzt formuliert die beiden genannten Kleinwagen locker auf der Ladefläche entsorgt werden könnten. Bei kaum einem anderen Fahrzeug werden kantiges und kraftvolles Auftreten so gut mit Nutzen kombiniert.
Der beliebteste Pickup der Deutschen
Das hat sich in Deutschland herum gesprochen: Kein anderer Pickup ist hier häufiger zugelassen. Seit der Markteinführung 1993 sind es bis dato über 56.000 Exemplare, die über Deutschlands Straßen rollten oder noch rollen. Mit 1870 Neuzulassungen im Jahr 2010 war er das erfolgreichste Fahrzeug in diesem Segment.
Zurecht: Das Nippon-Schlachtschiff ist ein vielseitiger Lastesel, der für alle Fälle gerüstet ist. Ob als Bergziege dank zuschaltbarem Allradantrieb und optionaler Geländeübersetzung, ob als Lkw-Ersatz mit einer Ladekapazität von bis zu einer Tonne Gewicht und einer maximalen Anhängelast von 2,7 Tonnen oder als Familienauto mit der Doppelkabine für fünf Personen - der Mitsubishi L200 kennt scheinbar keine Grenzen.
Doch, eine: den Alltag im Stadtverkehr. Mit seinen Maßen von 5,20 Meter Länge, 1,80 Meter Höhe und 1,70 Meter Breite ist der Nippon-Laster kein Freund von engen Parklücken, Parkhäusern oder Waschstraßen. Vor allem das Einparken rückwärts stellt die Leistungsfähigkeit eines jeden Deodorants infrage. Denn der Testwagen war mit einer nach hinten abflachenden, geschlossenen Heckklappe ausgestattet. Und die Ladefläche reicht knapp zwei Meter nach hinten. Eine Rückfahrkamera? Fehlanzeige, genauso wie Parksensoren. Nur der eigene Orientierungssinn, die zwei Außenspiegel und Fingerspitzengefühl können helfen. Da käme selbst Chuck Norris ins Schwitzen. Um sich anschließend zu entscheiden, doch eine einsame Parklücke außerhalb der Stadt anzusteuern und via Nahverkehr wieder reinzufahren.
Truckerfeeling für 31.000 Euro
Echte Männer nehmen die Maße des Japan-Panzers auf vier Rädern jedoch gerne in Kauf, es ist ja schließlich ein Auto für das starke Geschlecht. Für 31.000 Euro bekommt man den Pickup mit Lastwagengenen. Schon beim Anlassen ruckelt das Getriebe wie in einem Lkw. Der 180 PS starke Dieselmotor mit 2,5 Litern Hubraum tut sein Übriges hinzu. Das Steuern ist trotz Servolenkung noch echtes Truckerfeeling.
Genau wie in einem Lkw ist auch das Interieur eher schlicht gestaltet: Plastik regiert den Innenraum, als Bordcomputer dient ein farbloses Display, das ein Relikt aus den frühen 1990er Jahren zu sein scheint.
Wie gesagt: Es ist ein Nutztier mit rustikalem Charme, das zudem trotz 2,5 Tonnen Eigengewicht selbst auf Autobahnen nicht mehr als neun Liter Diesel auf 100 Kilometer schluckt. Am liebsten würde man wie bei Truckern üblich sein Namensschild unter die Windschutzscheibe legen und jedem zeigen, dass man dieses Fahrzeug beherrscht.
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