Die Unerträglichkeit des Banalen
Über die Feiertage ist man ja doch hier und da mal eingeladen oder hat etwas mehr Zeit als den ganzen Rest des
Jahres. Zumindest geht mir das so, nachdem ich im Januar den Arbeitgeber gewechselt und damit an diesem
Weihnachts- und Jahreswechsel-Fest erstmals nach 3 Jahren wieder nicht mehr arbeiten muss. 8 Tage Frei !
Weil die Feiertage 2012 so günstig lagen und mein derzeitiger Arbeitgeber auch Heiligabend und Silvester den
Laden dicht gemacht hat.
Acht Tage also zusätzlichen Urlaub, wenn man so will. Und zudem 8 Tage in denen man den Geist der Nächsten-
liebe praktizieren kann und vor allem, wo zumindest ich auch die Zeit dafür habe. Also habe ich dieses Jahr doch
recht zahlreich diverse Einladungen zum Weihnachtsbrunch oder zur Kaffeetafel am Nachmittag angenommen und
habe alte Freundschaften oder das familiäre Miteinander gepflegt. Tut richtig gut, muss ich sagen.
Nun werdet ihr euch langsam fragen : "Was will der eigentlich ?"
Hab ich recht ?... .was ich an Weihnachten oder zum Jahreswechsel mache ist für die meisten von euch völlig
uninteressant. Und diejenigen die das hier lesen werden denken : "Na und ? Das amche ich jedes Jahr und das
nicht mal nur zu besonderen Anlässen - was ist so besonderes daran ?"
Ihr habt völlig recht - Nichts !! Es ist so gar nichts besonderes daran !
Und damit kommen wir zum eigentlichen Grund dieses Threads.
Mich nervt es total ab und ich muss mit dem Kopf schütteln, wenn ich sehe wie die Banalität des Gewöhnlichen
heutzutage immer mehr als etwas besonderes verkauft wird. Ich spiele hiermit auf den ganzen Hype in den Medien,
allen voran das Fernsehen, um diverse Promi´s an. A-,B-,C-,D- und was weiss ich nicht noch alles für Alphabeth-
Promis. Da ich selbst meinen TV-Konsum auf einige wenige Spartenkanäle reduziere fällt mir das zu Hause gar
nicht so auf, aber bin ich dann zu Besuch bei Freunden oder Familie, und muss mit deren TV-Geschmack ge-
zwungener Maßen mit reinziehen, dann überfällt mich regelmäßig eine kaum noch kontrollierbare Bulemi-Attacke.
Für mich unfassbar, wieviel Raum inzwischen die Banalität des Alltags von noch so unwichtigen "Kurz-vor-der-
Privatinsolvenz-Promis" in den täglichen Medien eingeräumt wird. Und ich rede hier nicht nur vom Fernsehen
allein. Wen zum Geier interessiert denn, ob Monika Lierhaus ihre Hochzeit verschiebt, das dieser Mist auch noch
in den Prime-Time-Nachrichten gesendet oder auf dem Titel großer deutscher Tageszeitungen gemeldet werden
muss. Wieso quälen mich diverse TV-Sender mit diesem Freak der sich Harald Glöckler nennt ? Der Mann, wenn
man das so nennen kann ( ich bin da echt nicht sicher ) ist eine wandelnde Augenfolter für mich und wenn er den
Mund aufmacht um - egal was - zu sagen, dann sind die Ohren gleich mit hinüber !
War ich Weihnachtseinkäufe bei "Thalia" in Wittenberg machen..... Bücher sind ja immer gut. Viele meiner Freunde
und Verwandten lesen viel. Das Regal mit "Sach-Büchern" oder Biografien von Prominenten der XYZ-Kategorie ist
größer als die ganze Jugend-und Kunderbuch-Abteilung. Auch hier wird gezielt einer Gruppe angeblich besonderer
Menschen einfach zu viel Raum gegeben.
Natürlich laufe ich Gefahr mit so einem Thread und der sich hieraus eventuell ergebenden Diskussion diesen Hype
auch noch mit zu tragen, aber ich betrachte das dann zumindest als "Anti-Hype" !
Was sind das für Flitzpiepen, die da bei den TV-Sendern entscheiden, solchen Mist tagein-tagaus zu bringen ?
Da wird über den Tagesablauf eines Promis berichtet, als sei es das Highlight schlecht hin, wie er seine Spühl-
maschine füllt, nach dem er eine handvoll gleichermaßen unwichtiger Promis zu Hause beköstigt hat. Aber die
geringverdienende Mutter, die jeden Tag ihren Haushalt mit 3 oder 4 Kindern schmeisst, und damit ein bedeutend
härten Alltag meistert, die ist völlig unbedeutend. Dinge, die wir normalen Menschen tagtäglich so nebenbei machen,
werden da als Meisterleistung eines angeblich bekannten Sonderlings hingestellt.
Das schlimme : die geringverdienende Mutter mit ihren 4 Kindern zieht sich diese Scheisse auch noch gern rein
und merkt am Ende nicht mal, wie ihre tägliche Lebensleistung hier medial mit Füßen getreten wird.
Mal ganz davon abgesehen, dass es neben der übertriebenen Bedeutung der Banalitätensammlung dieser Sonder-
linge nicht nur unserem ganz alltäglichen Leben, auch noch wichtigere Themen in den Nachrichten geben sollte.
Völlig unwichtig, dass soziale Schere in unserem Land immer weiter auseinander geht, dass die Arbeitslosenzahlen
durch fadenscheinige Umschlungsprogramme um geschätzte 25-30% geschönigt werden - Hauptsache wir wissen
alle welche Farbe Harald Glöcklers Morgenschiss hatte...... Hach und dieses Rosé der Porzellan-Kloschüssel,
dass sieht ja so gut aus.... Alles schon Ton in Ton... Herrlich ! Da vergisst jede alleinerziehende Mutter doch gleich
dass ihr Lohn jeden Monat 10 Tage vorm Zahltag eigentlich schon nicht mehr ausreicht. Hauptsache wir zählen
alle schön mit, wie oft irgendein unwichtiger Sonderling sich im Monat Botox spritzt !