Peugeot 208 - Überraschend gut.....
Jeder, der mich etwas besser kennt, weiß, dass ich die Autos der Froschfresser nicht abkann.
Franzosen-Schleudern waren nie sonderlich zuverlässig und im Design oft pott-hässlich. Ich war nie ein Fan
der linksseitig des rheins gebauten Automobile. Hab auch selber jahrelang Renault gefahren und bin daher ein
gebranntes Kind. Ein Franzose kommt mir nie wieder ins Haus...... sagte ich bisher immer
Wie gut muss da ein Franzose sein, der mich diese, bisher wie in Stein gemeisselte, innere Einstellung
überdenken lässt ? Nun ist es dann doch passiert, dass ich langsam Respekt vor den Franzosen kriege.
Ein Arbeitskollege kam diese Woche mit einem neuen Auto auf Arbeit. Er hat sich den erst frisch auf dem
Markt erschienenen Peugeot 208 gekauft. Wenn man so will, ist der 208 für Peugeot sowas, wie der Colt
für Mitsubishi .... eben ein Traditionsmodell, dass gewisser Maßen seit Jahrzehnten die Marke verkörpert.
Denke ich an seine Vorgänger, den 205er, 206er und 207er zurück, so stellen sich mir die Nackenhaare
auf. Nun also der 208er.....
Schon von außen spricht er eine neue, andere Formensprache als seine Ahnen. Sicher.... immer noch das
seit Jahren kompakte bewährte Konzept, aber mich hat überrascht, wie sehr die Franzosen gerade in Details
viel Individualismus eingebracht haben. Dagegen wirkt ein Colt gradezu langweilig. Vor allem das viele Chrom
wertet den Wagen deutlich auf. Trotz einer auf Effizienz gestylten Karosse sind die Franzosen weg vom
rundgelutschten Asphalt-Mellanom und haben dem Peugeot ein paar markante Züge gegeben, mit vielen
Ecken und Kanten, die auf den Bildern erst mal gar nicht so rüber kommen. Das Auto muss man wahrschein-
lich vor sich stehen haben, um zu erkennen, was ich meine. Vor allem die Fahrzeugfront wirkt wie aus einem
Guss und dennoch sehr markant. Die vielen, teilweise verspielten, Details wirken mutig. An Heck und Front
kommen nun auch beiden Franzosen der Kleinwagenklasse LEDs zum Einsatz. Das wirkt sehr modern.
Auch der Innenraum hebt sich von dem ab, was ich von Mitsubishi kenne. Die Instrumentiertung in eigenwillig
gestylten Rundelementen mit völlig untypischer Skalierung. Schöne HC-Farbgebung ! Als ich drin saß hatte ich,
wie schon beim neuen Colt, das Gefühl mehr Platz in dem Kleinwagen zu haben, als in meinem Galant.
Die verwendeten Materialien wirken wertig. Die unterschiedlichen Farben - beim meinem Arbeitskollegen kamen
im Armaturenbrett gleich drei Farben zum Einsatz - lassen das Cockpit angenehm auf den Insassen wirken.
Man hat das Gefühl in einem Auto der Mittelklasse ( vielleicht sogar höher ) zu sitzen. Das war nicht der Billig-
Plaste-Charme der Kompakt- oder Kleinwagenklasse.
Typisch dagegen der Blick unter die Motorhaube. Zumindest hier wirkt der Franzose noch immer etwas unaufge-
räumt, als sei dem Chefkoch die Kelle aus versehen in den suppentopf gefallen. Dieser Anblick lässt auch eine
weiterhin anfällige Technik vermuten.
Die kurze Runde um den Block, denn unsere Pause war nicht allzu lange, war sicher nicht ausreichend, um wirk-
lich aussagekräftige Eindrücke über das Fahrverhalten des 208 zu erlangen. Er wirkt auf mich recht leise und ruhig.
Aber das geht jemandem mit einem brummenden Alt-Galant wahrscheinlich bei jedem Neuwagen so. Die Sitze
sind typisch Französisch.... bequem, aber mit etwas wenig Seitenhalt.
Um auf den Geschmack zu kommen haben die paar hundert Meter aber gereicht und ich werde mir den 208 dem-
nächst bei einem Ausflug in ein Autohaus sicher noch mal genauer ansehen und vielleicht auch Stück länger fahren.
In erster Linie hat mich also das Aussehen des 208 verzaubert. Da sind viele kleine Details, die mir gefallen haben.
Alles in allem entstand der Eindruck, dass die Franzosen zumindest mit diesem Wagen weg sind vom angestaubten
Billig-Charme. Vom Innenraum bin ich regelrecht begeistert, wenngleich ich ergänzend hizufügen muss, dass der
Wagen von meinem Kollegen wahrscheinlich nicht das Einstiegsmodell zum Discountpreis war. Wenn doch, dann
muss sich die Konkurrenz - allen voran aber Mitsubishi - warm anziehen ! Die Auswahl der Materialen und die Kompo-
sition des Innenraums, kenne ich so von unserer Marke einfach nicht. Da liegt der Franzose Jahre voraus. Wenn
dieser Wagen überzeugt hat, dann in erster Linie mit seinem Aussehen und seiner optischen und sensitiven Haptik.
Ein großes Fragezeichen muss man hinter die Zuverlässigkeit setzen. Das wird dann erst in ein paar Jahren zu
erkennen sein, ob die Franzosen auch da aufgeholt haben.
Ich weiss nicht, ob es der Franzose deshalb so leicht hatte, mich zu "verführen", weil ich einen doch recht betagten
alten Mitsubishi fahre, aber ich kenne auch fast das gesamte Neuwagen-Sortiment von Mitsubishi und ich muss sagen,
wenn dieser Peugeot ein erster Vorgeschmack dafrauf ist, was in dieser Klasse in den kommenden Jahren das Maß
der Dinge sein soll, dann muss sich Mitsubishi aber ordentlich strecken, um da noch Land zu sehen. Die anderen
Hersteller werden sich an einem Volumenmodell wie dem 208 von Peugeot messen und so werden auch Polo, Fabia
oder Ibiza weiter aufrüsten und wertiger werden. Wenn ich dann an den kommenden "Mirage" oder "Leo" oder wie
immer der heissen soll, denke.... bekomme ich Angst !
Ich hätte nie gedacht mal von einem typischen Frauenauto so angetan zu sein, aber der charmante kleine Franzose
hatte es auch leicht mit mir. All das, was er zumindest optisch bot, vermisse ich derzeit ein wenig bei meiner Lieblings-
marke. Ich hoffe Mitsubishi verschläft diese Entwicklung nicht. Vor allem dürfte der direkte Vergleich zwischen dem ASX
und seinem Peugeot-Bruder sehr interessant sein. Wenn auch hier bei den Franzosen hochwertigere Materialien ( vor
allem im Innenraum ) eingesetzt werden, dann geht nach dem Outlander die zweite Runde im Zwillingskampf wahrschein-
lich an Peugeot. Noch habe ich hierzu keine Vergleichsmöglichkeiten.
Eines jedoch kann ich nicht verleugnen. Wie Brixton letztens schon mal schrieb, muss man sich beim Hineinsetzen in
ein Auto auf Anhieb wohlfühlen...... und mir macht Angst das dieser Franzose etwas geschafft hat, dass zuletzt kaum
noch ein Mitsubishi schafft, sieht man mal vom ASX ab.
Bilder :