Irre Idee aus Japan:
Stromtanker sollen Windstrom übers Meer transportieren
In Japan wird aktuell darüber nachgedacht, Strom per Megafrachter über den Ozean zu schippern statt Seekabel zu verwenden. Nun hat sich ein Start-up gegründet, das dieses Vorhaben realisieren möchte. In Japan beschäftigt sich das Start-up PowerX damit, Frachter mit Elektroantrieb vom Reißbrett auf die Ozeane zu bringen, berichten unsere Kollegen von heise. Mehr noch: Es soll nicht nur mit Strom fahren, sondern auch Strom wie eine Handelsware transportieren. In erster Linie soll der E-Frachter den Strom, den Offshore-Windanlagen produzieren, zwischenspeichern und ans Festland bringen.
Aktuell sucht Masahiro Ito, Gründer des Start-ups, nach Geldgebern, um diesen Traum zu verwirklichen. Noch gibt es aber kein einziges Exemplar oder auch nur einen Prototyp in verkleinertem Maßstab. Erste gerenderte Visionen vom E-Frachter sehen vielversprechend aus. Die optische
Mischung aus futuristischer Yacht und Dreirumpfsegler soll im endgültigen Ausbau bis zu 300 Meter lang sein, 100 Batterien in Form und Größe eines Seecontainers mit einer Kapazität von 222 MWh beherbergen und mindestens 300 Kilometer weit fahren können. Da diese 300 Kilometer im ozeanischen Maßstab eher wenig sind, wird auch über einen Methanantrieb für den Frachter nachgedacht. Ito strebt dabei nicht geringeres an, als der „Tesla der See“ zu werden, wie er der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei sagte
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Bereits 2025 will Ito mit dem ersten E-Schiff in See stechen. Auch einen Namen gibt es schon. Die „Power Ark“ soll in der ersten Ausbaustufe gut 100 Meter lang sein. Damit will Gründer Ito seinem Heimatland kräftig unter die Arme greifen, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und nicht zuletzt auch vom Windkraftboom in Japan profitieren. Immerhin hat Nippons Regierung 2020 beschlossen, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften. So soll die installierte Windkraftkapazitäten von 20 MW bis 2030 auf 10 GW geschraubt werden. Nochmal 10 Jahre später könnten schon 30 bis 45 GW vorliegen, schätzt Ito.
Japan ist mit seinen Inseln und Bergen rein topografisch weniger geeignet, um große Windkraft- und PV-Anlagen an Land zu betreiben. Weit draußen auf dem Meer gibt es hingegen genügend geeignete Plätze für Windparks. Genau in diese Kerbe schlägt nun PowerX mit seinem Vorhaben riesige schwimmende Akkus zu produzieren, die den Offshore produzierten Strom zwischenspeichern und dann aufs japanische Festland bringen. Doch ob der Transport
der Energie mit dem Schiff als Zwischenspeicher günstiger ist als über Kabel ist zu bezweifeln. Das scheint auch Ito zu wissen, denn er wirbt statt mit der Kostenfrage damit, dass Schiffe weniger in die maritimen Biotope eingreifen würden als Stromkabel.