Langjährige Allianz:
Nissan denkt über Trennung von Renault nach
Das Verhältnis der beiden Autobauer Renault und Nissan ist offenbar schlechter als gedacht. Nun soll Nissan sogar über eine Kündigung der Allianz nachdenken. Doch das wäre nicht einfach.
Seit der Verhaftung von Carlo Ghosn knirscht es im Verhältnis der Allianz-Partner Renault und Nissan. Jetzt denkt man bei Nissan offenbar über ein Ende der Zusammenarbeit nach. Wie die "Financial Times" berichtet, gibt es Planspiele, die Kooperation bei Entwicklung und Produktion zu beenden. Zudem könnte es Veränderungen im Aufsichtsrat von Nissan geben. Seit der Flucht von Carlos Ghosn aus Japan sollen diese Überlegungen beschleunigt worden sein.
Der frühere Manager war kurz vor Silvester aus Japan geflohen, wo er unter Hausarrest stand. Er ist dort angeklagt, Teile seines Gehalts nicht korrekt angegeben zu haben. Ghosn hatte in den 90er-Jahren zunächst Renault und dann Nissan saniert. 1999 beschlossen beide Autobauer eine Allianz, als deren maßgeblicher Architekt Ghosn gilt.
Kriselnde Allianz
In der Partnerschaft kriselt es schon seit Längerem: Renault besitzt mehr als 40 Prozent der Nissan-Aktien, die Japaner umgekehrt aber nur 15 Prozent von Renault. Das gibt den Franzosen ein Übergewicht in der Allianz. Inzwischen verkauft Nissan deutlich mehr Autos und hat bis 2017 auch jahrelang mehr Gewinn gemacht, weshalb die Japaner schon seit Jahren ein höheres Gewicht in der Allianz forderten.
Als im Zuge des Fusionsangebots von Fiat-Chrysler auch über eine Fusion von Renault und Nissan nachgedacht wurden, fürchteten die Japaner, dass ihre unterlegene Position damit zementiert würde. Es gibt sogar Verschwörungstheorien, denen zufolge Nissan Ghosn bei den japanischen Behörden angeschwärzt hat, um eine angeblich geplante Fusion mit Renault zu verhindern.
Zustimmung von Renault unwahrscheinlich
Eine Trennung der seit mehr als 20 Jahren bestehenden Auto-Allianz, zu der seit 2016 auch Mitsubishi gehört, wäre allerdings schwierig. Die gemeinsam genutzten Plattformen wären dabei nicht das größte Problem, wie zuletzt die Trennung von Opel und General Motors gezeigt hat. Vielmehr besitzt Renault mehr als 40 Prozent der Anteile an Nissan und dürfte einer Trennung wohl kaum freiwillig zustimmen. Hinzu kommt die Frage, ob Nissan allein überlebensfähig wäre und wenn nicht, welchem Konzern sich die Marke anschließen könnte.
Automobilwoche.de