Wird Computerspielen bald als Sport anerkannt?
Computerspiele helfen gegen Langeweile. Man kann beim Spielen entspannen, sich zurücklehnen, Spaß haben. Doch für eine immer größer werdende Gruppe sind Computerspiele nicht einfach nur Entspannung, sondern Sport. Die Spieler treten in internationalen E-Sport-Wettkämpfen gegeneinander an. Und das führte MDR-AKTUELL-Hörer Lenny Wapenhans zur Frage, wie verbreitet E-Sport eigentlich ist? Und wie er sich entwickeln wird?
Giacomo Thüs, Spitzname Socke, ist Weltmeister. Einer, der in kraftzehrenden Runden fast jeden Gegner bezwingt und zwar am Computer. Socke spielt "Heroes of the Storm", ein Strategie-Spiel, in dem 46 Helden um die Vorherrschaft ringen. Und natürlich, sagt Socke, sei es Sport, wenn er eine Fantasiefigur auf dem Bildschirm bewegt:
"Also es gibt schon sehr viele Parallelen. Es geht darum zu gewinnen. Man trainiert vor dem Spiel, damit man gut ist. Es gibt Zuschauer, die das verfolgen. Es gibt Preisgelder. Ich sage mal von der klassischen Definition von Sport als Leibesertüchtigung vielleicht nicht so, wobei auch körperliches Geschick gefordert ist."
Auch Schach wird als Sportart anerkannt
Der E-Sportler muss strategisch denken, schnell reagieren und ausdauernd sein. Auch Schach gehört ja zu den Sportarten. Doch E-Sport betreiben weit mehr Menschen. In der Electronic Sports League sind fünf Millionen Spieler registriert. Sie treten über das Internet gegeneinander an in "Counter Strike", "League of Legends" oder "Battlefield".
Christian Hesse beobachtet die Szene für den Computerhersteller Schenker Technologies und meint: "Man kann sagen, dass es seit zwei bis drei Jahren einen regelrechten Durchbruch gegeben hat. Und jetzt ist es nicht mehr nur ein Nischenprodukt sondern auch in den traditionellen Medien vertreten, speziell in Asien und Amerika. Und es werden Preisgelder ausgespielt, die sich ähnlich denen von Handball, Basketball oder Eishockey bewegen."
Im Lehrplan
Einige hundert Spieler können von den Preisgeldern leben. Die Internetseite Twitch überträgt Wettkämpfe live. Es gibt auf E-Sport spezialisierte Kommentatoren. Und in Norwegen steht E-Sport auf dem Lehrplan der Schulen. Trotzdem blieb der Szene eines versagt: die Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund. Pressesprecher Michael Schirp nennt als Grund, dass es keinen gemeinnützigen E-Sportverein gibt:
"Bei E-Sports handelt es sich in der Regel um Unternehmen, die eine Gewinnerzielungsabsicht haben. Und wenn das so ist, kriegt man die Gemeinnützigkeit nicht mehr anerkannt. Und aus diesem formalen Grund würde es auf Dauer schwierig werden für E-Sport bei uns Mitglied zu werden. Aber ich habe den Eindruck, die kommen auch ganz gut alleine zurecht. Das sieht man ja am wirtschaftlichen Erfolg."
E-Sports sind ein lukratives Geschäft geworden
Die "Electronic Sports League" wird von einem schwedischen Medienkonzern organisiert. Auch kleine Firmen mischen mit. So holte Schenker Technologies das E-Sport-Festival Dreamhack nach Leipzig. Das sächsische Unternehmen baut Computer für Gamer, sagt Pressesprecher Franz Postulka: "Das ist natürlich eine Nische. In Deutschland sind wir damit, denke ich, ziemlich allein. International ist es so, dass dieser Gaming-Markt, der sehr stark wächst, große Firmen anzieht. Und dass große Hardware-Hersteller in den letzten Jahren dann selber Marken gegründet haben, um speziell diesen Gaming-Bereich zu adressieren."
Wie stark der E-Sport noch wachsen wird, lässt sich schwer sagen. Fest steht: Es spielen nicht nur Teenager sondern auch Familienväter, die mit den Lemmingen groß geworden sind. Mancher zockt stundenlang. Da hilft zum Wachbleiben nur noch ein Energy-Drink oder stärkeres Zeug. Auch der E-Sport hat seine Dopingfälle.