Thierse und sein Schwaben-Bashing

Rennwok · 3. Januar 2013

Tach Leute und an dieser Stelle auch gleich ein frohes, neues Jahr! Bleibt gesund und vergnügt.

In den letzteren Tagen entfachte der Herr Thierse mit seinen Aussagen über zugezogene Schwaben in Berlin - "Prenzl'Berg" eine heiden Aufregung!!!

Wenn ihr davon Wind bekommen habt, wie seht ihr das???

Wenn nicht, kurze Zusammenfassung:
Prenzlauer Berg ist ein Kiez und heutiger Szene-Bezirk im nord-osten der Stadt, wobei direkt angrenzend an Mitte und super mit ÖPNV angebunden!
Nach dem der ach so wilde Osten langsam aber sicher auf die Beine kommt und die in der DDR echt vernachlässigten "ALT-Bau"-Häuser renoviert/saniert werden(wurden), gelangen diese immer mehr zur Beliebtheit!
Folgenschweres Problem ereignet sich in den letzten Jahren. Sehr viele zugezogene Neu-Berliner kommen aus den alten Bundesländern und haben oftmals (keine Verallgemeinerung) finanztechnisch bessere Voraussetzung.
Also es trifft nun der "normale" Facharbeiter (zugleich Alt-Berlliner) in unsanierter Altbauwhg. auf den gut betuchten "Schwaben", der das Geld und die Bereitschaft mehr zu zahlen hat. Also mussten in den letzten Jahren viele Alteinwohner ihre Umgebung verlassen, da Vollsanierung mit zugleicher enormer Mieterhöhung. Da es aus aus marktwirtschaftlicher Sicht jemanden gibt, der bereit ist das Geforderte zu zahlen ergibt sich ein demografischer Wandel. Mittlerweile sind 90% der Prenzl'Berger-Ew Zugezogene aus den alten Bundesländern, da sich die Alteingesessenen ihr zu Hause nicht mehr leisten können!!!

Über diesen Zustand hat sich der Herr Thierse ausgelassen und bemerkte noch den nicht berliner Dialekt der ihm rund um den Kollwitzplatz begegnet. Viele I-net-User mukieren sich nun über diese Stellungnahme, jedoch leider nur um seine Aussage zur Sprache. So gut wie keiner bemerkt die eigentliche Kritik, und zwar das mit Geld von Aussen die "Ur"-Ew vertireben werden. Ich finde das trifft i-wie so fast jede interessante Stadt, z.B auch HH (wobei die selber die Millionäre hat)!!!

Gerade der explosionsartige Anstieg von Grundstücks- und Mietpreisen in Großstädten ist doch kaum noch Einhalt zu gebieten, da eben die "Landmillionäre" es mit einmal für Hip finden in die Szenebezirke zu ziehen. Zugleich wundern sie sich dann aber, wenn eben die ganze Nacht Aktion auf den Starßen ist und sie ihre Ruhe nicht finden können. Aber auch da haben sie wieder was in der Hand. GELD - mit dem man Anwälte bezahlt und vor den Bezirksgerichten seine Ruhe einklagt.
Genau diesen Umstand bemerke ich zunehmends auch. Viele der seit Jahrzehnten (auch zu Ost-Zeiten) ansässigen Clubs müssen schliessen und sich andere Ortschaften suchen, weil sie wegen Ruhestörung verklagt werden!!!
Wenn man in eine Whg im Kiez mit vielen kulturellen Gegebenheiten zieht, dann brauch man sich doch nicht wundern, dass es Nachts laut ist und die Clubs voller Studenten hängen, die eben gerne auch mal feiern und Spaß am Leben haben.
Aber ein Argument wie teurer Anwalt scheint nichts entgegen zu wirken ...denn sie bekommen komischer Weise Recht

Mich würde eure Meinung dazu echt interessieren und wie ihr das so seht egal aus welchen Teil Deutschlands man kommt

MFF Ghost · 3. Januar 2013

Der Ton macht die Musik, und da hat der werte Herr Thierse meines Erachtens schon etwas daneben gegriffen. Das ist das eine.

Das andere ist das angesprochene Problem mit der Luxus-Sanierung. Dies ist wie schon erwähnt kein Berliner Problem.

Was an der ganzen Sache aufregt, ist die Großkotzigkeit dieser Geldbürger, die ohne Rücksicht und Toleranz ihre Privatinteressen verfolgen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie tun: zum einen wollen sie "mitten im Leben" sein und regen sich dann über den Dauerlärmpegel auf. Hallo, geht's noch? Aber das ist auch kein städtisches Problem, das gibt es andersrum auch: da ziehen Städter raus auf's Dorf und klagen dann vor Gericht, weil die Kirchturmuhr auch nachts läutet, so wie seit hunderten von Jahren!

Naja, Verstand kann man nicht kaufen (leider, würde solchen Leuten echt helfen )

Rennwok · 4. Januar 2013

Zu seinem Ton kann ich mich nicht äußern, da ich dies über die Textform verfolge

Luxussanierung ist echt bescheiden, wobei ich zu oft, hier in HH, nicht mal von Luxus noch Sanierung sprechen kann und trotzdem sind es gut 12-13€/m² und da fragt man sich wirklich wofür? - Damit ein ganz Toller sein Porsche tanken kann?

Zu Berlin-Ost sei so viel gesagt, dass die Ostvertäge Dornen in den Augen der Neuvermieter sind und man versucht fast allerorts die Mieter zuvergraueln, auszulagern (rausklagen) etc. um Neumietverträge (natürlich nur nach Sanierung ) aufzuerlegen.
Aber auch das hab ich hier in HH erlebt, denn nicht alle sind eben über die letzten 25 Jahre Kiez Millionäre geworden und gucken sich um was bei den nicht alles so passiert.

Was ich mittlerweile traurig mit ansehen muss, die eigene Kindheit und damit auch die Identität geht nach und nach unter. Wenn ich heute inne Heimat juckel, seh ich nur noch Babybombermutties in Kaffees, Studenten (meist aus Kurzzeitbeucher eben - werden aber auch weniger, da die Clubs ja weg müssen) und Anzugträger mit zu dicken Dekadentskarren, die gar nicht für die Straßen- und Parkplatzsituationen ausgelegt sind. Neu reingequetschte Mehrfamielenhäuser, am besten mit Tiefgaragenstellplatz, die dann sich zzgl eben ihre Ruhe erklagen.

Die Quintessenz, Prenzlauer Berg ist langsam nicht wieder zu erkennen und wird zunehmend ein langweiliger Schnöselort, mit eben wirklich sehr auffallenden hohen Schwabenanteil. Der Bezirk wird so sterben, auch wenn die Miet- und Grundstückshaie n tierischen Reiber gemacht haben. Aber die Karavane zieht bekanntlich weiter und zum Glück ist ja Friedrichshain und Kreuzberg noch mit ranzigem Charme und halbwegs günstig Preisen ausgestattet.

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