Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sparen. Deshalb wollen sie ab
2013 keine Einspeisegebühr mehr an die Kabelnetzbetreiber bezahlen.
Die deutschen Kabelnetzbetreiber müssen um Millionen-Einnahmen von ARD und ZDF
bangen. Die Sender wollen ab dem nächsten Jahr nicht mehr dafür
bezahlen, dass ihre TV-Programme über Kabelnetze ausgestrahlt werden,
sagte ein ARD-Sprecherin. „Die Landesrundfunkanstalten der ARD
beabsichtigen, Kabel Deutschland, KabelBW und Unitymedia künftig keine
Einspeiseentgelte zu bezahlen.“
Derzeit gebe es noch laufende Verträge, die weiterhin Geltung hätten.
Die Kabelbranche protestiert. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die
öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten künftig nichts mehr für die
Verbreitung im Kabel zahlen wollten, gleichzeitig aber weiterhin für
Übertragung per Satellit und Antenne Entgelte entrichteten, sagte ein
Sprecher von Marktführer Kabel Deutschland.
Das letzte Wort sei in der Sache noch nicht gesprochen, nun gehe es
darum, mit ARD und ZDF einen neuen Einspeisevertrag auszuhandeln. „Wir
gehen davon aus, auch künftig Einspeiseentgelte zu erhalten“, betonte
der Sprecher. Ähnlich sieht das auch Rivale Unitymedia. „Es gibt keine
Veranlassung, über dieses seit Jahren existierende Vertragsmodell zu
reden“, sagte eine Sprecherin des Kölner Unternehmens. Ans Licht
gebracht hatte den Vorstoß der Öffentlich-Rechtlichen die
Gebührenkommission KEF. Das Gremium ermittelt alle paar Jahre, wie viel Geld ARD und ZDF benötigen, und legt auf dieser Basis die Höhe der Fernsehgebühren fest.
Damit die Gebühren ab 2013 für drei Jahre stabil bei 18 Euro bleiben,
verordnete die Kommission den beiden Anstalten Einsparungen. Nun wird
langsam klar, wo das Geld herkommt.
Ohne die Einspeiseentgelte für die Kabelfirmen sparten ARD, ZDF und
Arte pro Jahr zusammen knapp 60 Millionen Euro. Ein Drittel dieser Summe
ginge allein an Kabel Deutschland, sagte ein Brancheninsider.
Insgesamt dürfte das Geld aber kaum ins Gewicht fallen: Im noch bis Ende
März laufenden Geschäftsjahr dürfte der Konzern 1,7 Milliarden Euro
erlösen. Kabel Deutschland versorgt in 13 Bundesländern 8,7 Millionen
Kunden mit Fernsehen – die zum Liberty-Global-Konzern gehörenden Rivalen
Unitymedia und Kabel BW sind in Hessen, Nordrhein-Westfalen und
Baden-Württemberg aktiv.
Mit der Gebühren-Absage von ARD und ZDF steht für die Unternehmen ein
besonderes Geschäftsmodell auf dem Spiel. Anders als im Ausland
kassieren sie für die TV-Programme doppelt ab: Alle Fernsehstationen,
also auch RTL, ProSieben und Sky zahlen dafür, dass ihre Filme und Shows
bei den Zuschauern ankommen. Gleichzeitig müssen die
Kabelfernseh-Abonnenten für den Empfang eine Monatsgebühr berappen.
Ursprünglich wurde das Modell gewählt, um den Aufbau des Kabelnetzes vor
Jahrzehnten durch die Bundespost zu beschleunigen. Die
Kabelnetzbetreiber verteidigen die Doppel-Zahlung mit dem Argument, dass
sie hohe Summen in das Netz investieren müssten – und dennoch die
Kabelgebühr für die Bundesbürger niedrig halten wollten.
welt.de