Ich denke, ich bleibe dann endgültig bei meinem eigentlichen Lieblings-Motorsport: NASCAR. Da sind 42 Autos auf der Strecke und das technische Reglement ist dermaßen strikt, das sich die Autos bis auf Lackierung und Herstellerlogo vorne drauf nicht unterscheiden. Das sind auch keine grazilen 600Kilo-Carbonfaser-Drahtgeflechte, sondern 2-Tonnen-Monster aus Stahl, angetrieben von einem 6Liter-V8 mit ~900PS. Beim Start oder restart nach Gelb-Phase reißt es einem die Ohren weg, wenn 42 dieser Maschinen mit Vollgas losdonnern.
Technisch sind die Kisten nicht auf der Höhe der Zeit, man hat erst 2012 auf Vergaser-Motoren verzichtet und Einspritzer-Maschinen zugelassen Die Reifen kann man nicht mit dem kleinen Finger tragen, sondern wiegen locker 30 Kilo und sie werden nicht mit einer großen, sondern 4 normalen Schrauben angeschraubt. Beim Boxenstopp sind maximal 6 Mann am Auto (Wagenheber, 2 Mann pro Reifen (aber nur 4 insgesamt !), einer tankt, einer putzt Scheiben und Lüftungskanäle) und doch dauert der Komplettservice mit 4 Rädern nur ~14 Sekunden. Der ausbrechende Irrsinn, wenn 42 Autos zugleich in der Box sind, ist unbeschreiblich...
Da ist es auch nichts ungewöhnliches, mit 140mph (~220km/h) in die Mauer zu krachen (im Schnitt hat man 5 Crashes pro Rennen, das ist zugleich die ungefähre Anzahl an Überholmanövern pro Rennen in der F1), an die Box zu fahren, neue Reifen+Reparaturen durchzuführen, dadurch auf Platz 40 zurückzufallen und doch noch das Rennen zu gewinnen.
Wer das erste Mal NASCAR sieht, empfindet es meist als langweilig - es braucht ein paar Rennen (für ganz langsame: Es gibt 36 Rennen pro Jahr nur in der Top-Liga, es ist also genug Zeit), um zu erkennen, das "im Kreis fahren" - was die F1 letztendlich auch nur macht - ganz und gar nicht so einfach ist, wie es aussieht.