Bundeswehr nach Mali ?
Die Zeit drängt. Immer mehr Terror-Rebellen strömen nach Mali.Augenzeugen berichten von einem Riesen-Zustrom islamistischer Kämpfer in den Städten Gao und Timbuktu. Die Bundesregierung will jetzt militärische Unterstützung leisten. Das heißt im Klartext: Der Bundeswehr steht ein weiterer hochgefährlicher Auslandseinsatz bevor – in dem westafrikanischen Staat, in dem Terroristen die Macht an sich gerissen haben!
Hunderttausende Menschen haben die Nord-Region verlassen. 4,6 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht. Zwei Drittel des riesigen Wüstenstaates werden seit Monaten von Islamisten kontrolliert. Manche sind moderater, viele sind militant. Schreckliche Nachrichten dringen aus der Region, in der nun eine strenge islamische Rechtsprechung gilt. Von Hinrichtungen, Amputationen und Steinigungen ist die Rede. Auch zerstörten Kämpfer der al-Qaida-nahen Terrorgruppe „Ansar al Dine“ bereits mehrere jahrhundertealte Heiligengräber, die zum Weltkulturerbe gehörten.
Vergleiche mit Afghanistan werden gezogen - dort hatten Taliban bereits 2001 mehrere Buddha-Statuen in die Luft gesprengt. Und jetzt wird über einen Bundeswehr-Einsatz in Mali diskutiert. Außenminister Guido Westerwelle bekräftigte (FDP) jedoch, dass die Bundeswehr allenfalls zu Ausbildungszwecken in das westafrikanische Land geschickt werden solle.
Doch Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) siegt das anders: Er könne nicht ausschließen, dass deutsche Soldaten dort ihre Waffen einsetzen müssten. „Wenn das nicht auszuschließen ist, ist es eben mandatspflichtig.” De Maizière sagte, die malische Armee sei in einem „erbarmungswürdigen Zustand”. Eine solche Mission könnte „ein paar Jahre dauern”. Auf die Frage nach dem Grund für eine deutsche Beteiligung antwortete er: „Wenn die EU eine solche Mission macht, müssen schon ein paar Staaten dabei sein. Sonst macht das keinen Sinn.”
WIRD DER EINSATZ EIN HIMMELFAHRTSKOMMANDO?
Terror-Experte Peter Scholl-Latour ist skeptisch, sieht vor allem in den Gegebenheiten vor Ort Schwierigkeiten. „Die Bundeswehr ist für einen Wüstenkrieg nicht ausgerüstet. Das ist das eigentliche Problem.“ Dennoch müsse die Armee in Mali tätig werden. Scholl-Latour zu BILD.de: „Die Politiker müssen das Mandat von Anfang an klar benennen. In einem solchen Gebiet wie Mali kann es nicht nur bei einer puren Ausbildungsleistung bleiben. Die Bundeswehr muss lernen zu kämpfen.“ Islamisten-Kenner Rolf Tophoven äußerte sich gegenüber BILD.de zuversichtlicher: „Wenn es zu einem Mandat kommt, wird die Bundeswehr auf Grund der Erfahrungen aus Afghanistan einen seriösen und militärisch qualitativen Einsatz durchführen.“
WER HAT IN MALI DIE MACHT?
Die wichtigste Rebellen-Gruppe in Mali ist die radikale islamistische Bewegung „Ansar al Din“ („Verteidiger des Glaubens“). Seit dem Frühjahr 2012 kooperiert die Gruppe mit den Tuareg-Rebellen im Norden des Landes. Die Zahl der Ansar al Din-Kämpfer wird auf rund 1000 geschätzt. Gemeinsam kämpfen sie mit den Tuareg für einen islamistischen Gottesstaat.
Im Norden Malis setzen sie bereits die Scharia durch. Ansar al Din kooperiert auch eng mit „Al Qaida im islamischen Magreb“ (AQM).
WIE GEFÄHRLICH SIND DIE ISLAMISTEN?
Obwohl Ansar al Din nicht am arabischen Frühling beteiligt war, profitiert die Gruppe doch sehr wohl von den Umwälzungen in der Region. Nach dem Sturz Muammar Gaddafis in Libyen haben AQM-Mitglieder und Tuareg-Rebellen viele moderne Waffen aus Gaddafis Waffenlagern gestohlen.
BILD.de