Kult-Computer begründete PC-Boom
Brotkasten der Herzen: Heimcomputer C64 wird 30
1982: Commodore stellt den C64 vor. Der Heimcomputer besaß einen ein Megahertz schnellen Prozessor, 64 Kilobyte Arbeitsspeicher, einen Drei-Stimmen-Soundchip und stellte 16 Farben auf dem Bildschirm dar. Die maximale Auflösung betrug 320x200 Pixel.
Weder IBM noch Microsoft sind verantwortlich dafür, dass heute in fast jeder Wohnung ein PC steht. Commodore löste in den 80er-Jahren den PC-Boom aus – mit dem Heimcomputer „Commodore 64“, kurz „C64“. Der „Brotkasten“ feiert jetzt seinen 30. Geburtstag.
Erfolg trotz Murks-Design
Nein, schön sieht der C64 wahrlich nicht aus: Tastatur und Gehäuse „erstrahlen“ in erdigen Farben; die Technik steckten die Entwickler in eine unförmige und ergonomisch nicht sonderlich ausgereifte Plastikbox, die schnell den Spitznamen Brotkasten erhielt. Den Millionen C64-Fans auf der Welt ist das jedoch egal: Für sie besitzt der Heimcomputer immer noch Kultstatus – zu Recht, wenn man sich vor Augen führt, dass es dieser Brotkasten war, der den PCs den Weg in die Wohnzimmer ebnete.
Bevor Commodore mit dem C64 abräumte, verbuchte das US-Unternehmen bereits mit zwei anderen Computern Erfolge: Sowohl der Bürorechner „PET 2001“ als auch der C64-Vorgänger „VC20“ verkauften sich ordentlich. Das Konzept von Firmenboss Jack Tramiel ging auf: „Computer for the masses, not the classes“ (Computer für die breite Masse, nicht für die Oberschicht) wollte Commodore bauen, was besonders mit dem C64 hervorragend gelang.
Das Jahrzehnt der Heimcomputer
Im Januar 1982 stellte Commodore auf der „Winter Consumer Electronics Show“ den C64 vor – einen Heimcomputer mit 64 Kilobyte Arbeitsspeicher und integrierter Tastatur. Bis Ende der 80er-Jahre setzte Commodore den Brotkasten nach Schätzung von Tramiel zwischen 22 und 30 Millionen Mal ab.
Ausschlaggebend für den Erfolg waren mehrere Faktoren: Im Vergleich zur Konkurrenz (etwa dem „800 XL“ von Atari) überzeugte Commodore die Kunden mit einem für damalige Zeiten günstigen Verkaufspreis von rund 1.500 DM, der 1984 auf etwa 700 DM sank.
Dazu kamen die rasch ansteigende Zahl an Programmen (vornehmlich Spielen) sowie die Möglichkeit, jede Menge Hardware (Drucker, Joystick, Datenspeicher) an den Brotkasten anzuschließen. Die Taktik, den C64 nicht nur über den Fachhandel, sondern auch in Kaufhäusern anzubieten, sorgte für viel Aufmerksamkeit.
Und dank der integrierten Bauweise (Commodore stellte die meisten Komponenten selbst her) gelangten keine Billig-Nachbauten, die den Absatz hätten schmälern können, auf den Markt.
Nachfolger Amiga und der Niedergang
In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre galt der C64 technisch als veraltet; ein Nachfolger musste her. 1985 brachte Commodore den „Amiga 1000“ und ein Jahr später den „Amiga 500“ heraus. Beide Rechner verkauften sich recht gut, doch auf dem lukrativen Markt der Büro-PCs spielte Commodore keine Rolle.Firmen kauften lieber „seriöse“ PCs von IBM oder Apple, während dem Amiga aufgrund seiner Herkunft das Etikett des „Daddel-Computers“ anhaftete.
Dieses Image wurde Commodore bis zum Schluss nicht los und verlor in den darauffolgenden Jahren aufgrund falscher Strategien den Anschluss an den PC-Boom. 1994 meldete die Muttergesellschaft schließlich Insolvenz an.
Die Markenrechte an dem Namen „Commodore“ wechselten oft den Besitzer. Unter anderem wollte der deutsche PC-Bauer Escom Commodore-Rechner verkaufen – vergeblich. 2010 verkündete Commodore USA, sämtliche Markenrechte zurückerworben zu haben.
Seit 2011 verkauft das Unternehmen PCs mit aktueller Technik, die in einem C64-Gehäuse steckt . Preis für das Highend-Modell mit „Core i7“-Prozessor, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und Zwei-Terabyte-Festplatte: 1.500 US-Dollar.
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