Ralliart-Chef Andrew Cowan verstorben
Im Alter von 82 Jahren ist der frühere Mitsubishi-Ralliart-Teamchef Andrew Cowan am vergangenen
Dienstag nach kurzer Krankheit verstorben.
Cowan wurde als Kind einer englischen Bauernfamilie an der Schottischen Grenze geboren. Schon als
Kind nutze er die weitläufigen Äcker und Feldwege, um dort motorsportlich aktiv zu werden, was ihm
sehr bald eine Mitgliedschaft um Berwick and District Motor Club wo er eine enge Freundschaft zum
späteren Clubpräsidenten Jim Clark aufbaute. Während Clark in den Rundstreckensport ging, blieb
Cowan beim Rallyesport.
1962 & 1963 stellten sich erste Siege in der schottischen Rallyemeisterschaft ein, damals noch mit
einem Sunbeam Rapier. Cowan ist zweimaliger Gewinner der Rallye London-Sydney, 1968 in einem
Hillmann Hunter und 9 Jahre später erneut in einem Mercedes 280E.
1964 gewann er die "Tour de France",.... nicht etwa die legendäre Fahrradrundfahrt, sondern ihr
motorsportliches Pendant, das bis in die 70er Jahre auf der gleichen Strecke wie die Radtour auch immer als Frankreichrundfahrt mit Rallyeautos absolviert wurde. Sein Auto war ein Ford Mustang.
Mit fünf aufeinander folgenden Titeln der Südaustralischen Rallyemeisterschaft gehört er zu den erfolg-
reichsten englischen Rallyefahrern überhaupt. Seine Fahrweise war unter den Kollgen als sehr material-
schonend bekannt. Mechaniker scherzten gern mal, dass er das Auto wie eine Krankenschwester ins Ziel
trage. Unter Fahrerkollegen war seine Fairness hoch anerkannt. 1972 hätte Roger Clark die RAC Rallye ( Weltmeisterschaftslauf ) nicht gewonnen, wenn Cowan ihm, aussichtslos auf einen Sieg, nicht eine Halterung
aus seinem Auto für die Lenkwelle ausgebaut und gegeben hätte.
Mit seinem 2. Platz bei der Paris-Dakar 1985 unterstrich er sein Talent für Langstrecken-Rallies, was ihm
kurze Zeit später einen Platz im neu zu schaffenden Motorsportteam von Mitsubishi einbrachte. Hier
formte er eine Mannschaft, die es unter seiner Egide zu zahlreichen Achtungserfolgen brachte, ehe ab Mitte
der 90er eine beeindruckende Serie der Dominanz unter Cowans Führung Mitsubishi an die Spitze des
internationalen Rallysports katapultierte. In seine Zeit als Motorsportchef von Mitsubishi Ralliart fallen die
Entdeckung und Verpflichtung von Tommi Mäkinen und Richard Burns als spätere Rallye Weltmeister.
Cowan war auch maßgeblich am Deal, Marlboro als Teamsponsor zu gewinnen, beteiligt, womit die finanzielle
Grundlage des Erfolgesabgesichert werden konnte. In den späten 90ern war das Team dann auf dem Höhepunkt
seines Erfolges angelangt, mit nicht weniger als 4 aufeinander folgenden Weltmeisterschaftstiteln von 1996 - 1999
in der Fahrerwertung und einem Gewinn der Hersteller-Wertung (1998) gehen gleich 5 WRC-Titel auf Cowens
Wirken bei Mitsubishi zurück.
Weltmeister Tommi Mäkinen schätzte ihn immer als ehrlichen und aufrechten Mentor, der ihm seine material-
mordende Fahrweise schweren Herzens, aber doch ein ums andere Mal wie ein väterlicher Freund "durchgehen"
ließ. Cowan galt als "Künstler" der es mit einem vergleichsweise kleinen Budget, das er nahezu nie überzog,
an die Weltspitze schaffte. Mitsubishi erreichte mit einem WRC-Team von 50-60 Leuten unter Cowan mehr als
Hersteller wie Ford oder Toyota mit einem vielfachen dieser Personalstärke und dem finanziellem Background
Mitsubishi´s.
Privat galt Cowan als ein ungeheuer guter Zuhörer und Unterhalter. Der typische englische Gentlemen im
Fahrerlager. Egal ob es ums Forellenfischen im schottischen Flüsschen, die Kartoffelpreise auf dem Feld oder
die neuesten Dichtungen für das sequentielle WRC-Getriebe ging,... Cowan widmete seinen Gesprächspartnern
stets die gleiche Aufmerksamkeit und versuchte durch eigenes Interesse und Kreativität etwas beizutragen.
Wie Cowans Familie am Wochenende der englischen Presse mitteilte, verstarb Andrew bereits am Dienstag nach
Verlassen einer englischen Klinik im Kreise seiner Familie und nach kurzer Krankheit. Aus dem aktiven Motorsport verabschiedete er sich vor 14 Jahren als er zum Ende der Saison 2005 vom Posten des Mitsubishi-WRC-Teams
abberufen wurde. Danach war er, vor allem bei Motorsportevents in seiner englischen Heimat immer wieder mal
Gast im Fahrerlager, aber nie wieder verantwortlich tätig.
Er hinterläßt eine der der beeindruckendsten Sammlungen an Rallyefahrzeugen auf seinem Familiensitz, darunter
19 verschiedene Siegfahrzeuge von Mitsubishi, wobei die 4 Weltmeisterschafts-Autos von 1996-1999 natürlich nicht
fehlen.
Seiner Familie entbietet das Mitsubishi Fan Forum Trauergrüße mit aufrichtiger Anteilnahme.
R.I.P. Andrew,.... you´re the best !!