Sega legt Rallye - Klassiker neu auf
Dreck. Wenn die Rennspiele der nächsten Generation etwas auszeichnet, dann das detailgetreue, authentische, unglaublich Hardware-fressende Aufwirbeln und Spritzen von Dreck.
Beim aktuellen "Colin McRae"-Vertreter landete der Schmutz ("Dirt") sogar im Titel, bei "Sega Rally" ist er wichtiger Bestandteil der Spielmechanik. Denn jede gefahrene Runde hinterlässt hier sichtlich Spuren - nicht nur am Wagen, sondern auch im Terrain. Im Klartext heißt das: Anfangs bügelglatte Sand-, Schotter- und Eispisten werden im Verlauf eines Rennes von den Boliden beeindruckend umgepflügt. Dank Force-Feedback- und Rumble-Funktion bekommt der Spieler jede Spurrille, Furche und Bodenwelle auch deutlich zu spüren, weshalb sich die Ideallinie stetig ändert. "Sega Rally" deshalb aber so etwas wie Tiefgang zu unterstellen, wäre dann doch zu viel des Guten.
Bei der Neuauflage eines zwölf Jahre alten Klassikers, die nun für PC, Xbox 360, PS3 und PSP erhältlich ist, handelt es sich um einen reinrassigen, fast schon altmodischen Arcade-Racer. Modernen Schnickschnack wie ein Schadensmodell sucht man hier vergebens. Kollisionen und reinigende Fahrten durch Wasserpfützen werden allenfalls durch herben Tempoverlust abgestraft. Ohnehin verhindern imaginäre Begrenzungslinien am Streckendrand allzu wüste Ausritte in die Pampa, in der sich je nach Landschaftstyp Kühe, Elefanten oder Giraffen tummeln.
Als old school erweist sich neben direkten Steuerung auch die Auswahl an Spielmodi. Vier gibt es - vom schnellen Rennen über die Fahrt gegen Ghosts und Zeiten aus aller Welt ("Xbox Live" macht's möglich) bis hin zur Multiplayer-Variante. Den Kern bildet jedoch die Meisterschaft, die zwar mit zig Wettbewerben in drei Klassen ("Premier", "Modified", "Masters") aufwartet, aber ohne größere Motivationsschübe auskommen muss. Eine neue Lackierung und das eine oder andere freischaltbare Auto sind bereits das Höchste der Gefühle.
Apropos: Über 30 Original-getreue Rally-Flitzer stehen am Ende in der Garage, darunter so mancher Exot wie ein gepimpter Hummer H3. Allerdings dürften wohl nur die wenigsten Zocker ihre Sammlung komplettieren - aus mehreren Gründen. Zum einen steigt der Schwierigkeitsgrad dieser Vollgas-Hatz über Stock und Stein derart rapide an, dass in späteren Cups nur das Auswendiglernen der 15 Strecken hilft. Zum anderen weiß der Spieler nie so recht, was er eigentlich tun muss, um etwas freizuschalten. Ebenso ärgerlich: Bereits vor jedem Cup muss man sich für eine Fahrzeugabstimmung (Straße oder Schotter) entscheiden, ohne auch nur einen blassen Schimmer davon zu haben, welche Streckenarten zu bewältigend sind.
Es sind also die kleinen Unstimmigkeiten, die "Sega Rally" den Sprung aufs Treppchen zu "Colin McRae" und "Flatout Ultimate Carnage" verwehren. Denn grafisch hinterlässt die herrlich wüste Schlammschlacht mit ihren deformierbaren Pisten und detailgetreuen Dreckschleudern durchaus Spuren im Genre ...
Titel : Sega Rally
Genre : Rennspiel
Alter : ohne Altersbeschränkung
Schwierigkeit : Für Fortgeschrittene
Plattform : PC, PlayStation3 (getestet), Xbox 360 (getestet), PSP
System PC : Minimum CPU mit 3,4 GHz, 1,0 GB RAM, 4,2 GB freier Festplattenspeicher, 3-D-Karte mit 256 MB RAM, Gamepad
Mehrspieler : 2-6 (WWW, LAN)
Entwickler : Sega
Anbieter : Sega
Preis : ca. 60 Euro
EAN : 5060138432079
PC Games / Web.de