Bericht auch auf meiner Website: http://www.mitsu-brixton.de/br…berichte/mazda-6-gl-limo/
Mazda 6 GJ Limo
Nachdem ich als Outlander Nachfolger bereits letztes Jahr einen Mazda 3 MPS gefunden hatte, dachte ich eigentlich in den nächsten Monaten keine Probefahrten zu machen. Doch dann rief mich mein Mazda Autohaus an und bot mir eine Probefahrt mit einem Mazda 6 an. Ich wünschte mir einen Diesel Kombi und am Ende konnte ich tatsächlich ohne konkrete Kaufabsicht einen Mazda 6 GJ Diesel als Limo fahren.
Zunächst mal ein paar Daten:
- 6-Gang Schaltgetriebe
- 2.2 l Turbodiesel (4 Zylinder)
- 420 Nm
- 175 PS
- Vmax: 223 km/h
- 0-100 km/h: 7,9 sec
Der Vorführwagen hatte die Center-Line Ausstattung mit ein paar Extras, was u.a. beinhaltete:
- Xenon-Licht
- 2-Zonen Kilmaautomatik
- Spurhalteassistent
- 5,8” Touchscreen
- Sportlenkrad
- i-Stop (Stop & Go)
- Bose Audisystem
- Wer sich für die Details interessiert: mazda.de
Exterieur
Das Exterieur spricht mich auf jeden Fall an. Die Form, so wie er da
steht ist angenehm erfrischend im Gegensatz zum Einheitsbrei, den andere
Hersteller anbieten. Ansonsten gibt es wenig zum Auto zu sagen, da es
schlicht und ergreifend ein gutes Gesamtdesign ist. Er wirkt an keiner
Stelle überzeichnet und die zwei Auspuffrohre wirken Stimmig, aber nicht
überdimensioniert. Die Alufelgen in 18” sind definitiv die richtige
Größe. 19” würden seltsam wirken und 17” irgendwie verloren.
Interieur
So “huiiiii” der äußere Auftritt ist, so “oha” ist der Innenraum.
Dabei ist er eigentlich nicht schlecht und schon gar nicht hässlich.
Zunächst also das Positive:
Das Sportlenkrad ist sehr griffig und alle Schalter und Knöpfe, von
denen es auch hier so einige gibt, sind übersichtlich und gut
angeordnet. Jeder, der 5 min im Auto sitzt weiß sofort, wo er hingreifen
muss. Die Instrumente sind gut ablesbar und der Touchscreen ist gut
positioniert. Auch fassen sich alle Materialien sehr schön an und wirken
recht robust.
Aber es gibt zwei große Mankos und viele kleine, die einem irgendwie
das positive Gefühl, welches man beim Exterieur bekommt, vermiesen. Da
wären zum einen die sehr unschönen Sitze, die weder Form noch
Sitzkomfort bieten. Absolut kein Seitenhalt, obwohl am Rand so etwas wie
eine Erhöhung angedeutet ist (wirklich nur angedeutet!) und ziemlich
hart. Statt sich der Körperform des Fahrers anzupassen, sind sie einfach
nur hart.
Zum anderen fehlen mal wieder massiv Ablagemöglichkeiten im Innenraum.
Erst hab ich mich gefreut, dass es endlich wieder eine Griffmulde im
Türgriff gibt. Die Freude wich dann direkt der Erkenntnis, dass dafür
die Türablage auf ein Loch für eine Flasche reduziert wurde. Da gibt es
bei allen anderen Herstellern, die ich schon gefahren bin, deutlich mehr
Ablagemöglichkeiten! Schwache Leistung an der Stelle.
Das waren die großen Mankos, aber es gibt auch noch ein paar kleine.
So wackelt der Innenspiegel massiv und hat etwas Spiel. Das nervt in
einem Auto, dass nur wenige Tausend Kilometer auf der Uhr hatte, doch
gewaltig. Auch die Sicht nach Hinten könnte besser sein. Ohne
Rückfahrkamera & Sensoren ist ein einparken ohne geöffnete Tür fast
unmöglich. Auch der Platz auf den hinteren Sitzen ist im Kopfbereich
absolut mangelhaft. Über 1,80 m sollte man dort nicht sein, wobei dafür
die Beinfreiheit hervorragend ist.
Fahrwerk
Das Fahrwerk ist ganz klar gesagt: wirklich gut. Es macht genau das,
was man von einem Mittelklassefahrzeug erwartet. Es schluckt
Unebenheiten gut weg und vermittelt einen guten Kontakt zur Fahrbahn.
Die Lenkung ist dabei angenehm direkt, aber nicht übermäßig straff
ausgelegt. In der Kurve neigt sich das Mazda ein Stück zur Seite, aber
nicht so, dass man denkt man wäre auf einem alten Schiff. Das mir das
auffällt dürfte vor allem am direktem Vergleich mit dem MPS Fahrwerk
liegen. Das Fahrwerk vom 6 GL bietet einen guten Kompromiss zwischen
Sportlichkeit und Komfort, wobei der Fokus ganz eindeutig auf dem
Langstreckenkomfort liegt. Mit besseren Sitzen könnte ich mir das Auto
als sehr bequemes Langstreckenauto vorstellen.
Motor & Schaltung
Die reinen Fahrwerte, die man ab Werk lesen kann, versprechen
eigentlich erstmal souveränen Fahrspaß. Aber wer das erwartet, wird
bitter enttäuscht werden, da bin ich mir sicher.
Nicht das es direkt schlecht wäre (mal wieder). Der Motor zieht vor
allem unten raus sehr gut an und schafft es ohne Probleme gut auf Touren
zu kommen, aber ab 3000 U/min geht dem Motor sehr deutlich die Puste
aus und dann geht es nur noch zäh vorwärts, obwohl das Drehzahlband bis
5000 Touren gedacht ist. Aber selbst, wenn man versucht den unteren
Schub gut mitzunehmen, sind die 7,9 s von 0-100 km/h absolutes
Wunschdenken. Ob der Topspeed von >220 km/h erreicht wird, konnte ich
auf Grund einer verstopften Autobahn nicht austesten. Aber ich habe den
Verdacht, dass es ab 200 nur noch im Schneckentempo nach oben geht.
Also insgesamt enttäuscht mich der Motor stark, vor allem im Vergleich
zu anderen Fahrzeugen. Der 2.2 l Diesel mit 180 PS (Chiptuning) aus dem
Mitsubishi Outlander GW0 geht deutlich besser vorwärts.
Die Schaltung hingegen ist wirklich gut gemacht. Relativ kurze Schaltwege und jeder Gangwechsel ist butterweich.
Alltagstauglichkeit
Der Verbrauch ist niedrig und damit für den Alltag wirklich gut. Für
meinen kleinen, etwas schnelleren Testausflug zeigte mit der
Bordcomputer 6,4 l an. Für ein paar mal voll Durchbeschleunigen sind
also 6 – 7 l/100 km vollkommen in Ordnung.
Der Kofferraum war in der Limo wirklich groß und im Kombi passt
richtig viel rein. Im Verkaufsraum habe ich auch den Kombi mit unter die
Lupe genommen. Besonders gefallen hat mir das Umklappen der Rücksitze
via Hebel im Kofferraum. Zwei Handgriffe und kein im Auto rumkriechen.
Wirklich gute gemacht.
Man bekommt bei der Alltagstauglichkeit auf jeden Fall genau das was
man von einem Mittelklasseauto erwartet. Man kann mal einen Schrank beim
Umzug reinladen (zumindest im Kombi) und auch 4 Personen + Gepäck
reisen bequem in den 14-Tage Urlaub, ohne das es eng wird (Sowohl Kombi
als auch Limo).
Technik
Die Technik lässt an sich keine Wünsche offen, ist aber auch nichts,
was irgendwie besonders wäre. Das Bose Soundsystem bringt einen guten
Klang, ist aber nichts für Audiophile (wie immer eigentlich bei den
Serienanlagen). Das Radio hat einen guten Empfang und bietet neben
MP3-CD, auch AUX und USB Eingänge, welche praktischer Weise im
Mittelfach untergebracht sind und einen 12V Anschluss direkt daneben
haben.
Die Fahrhilfen sind zahlreich und alle weitestgehend abschaltbar. Das
gilt für das Piepsen der Parksensoren genauso wie für
Spurhalteassistent und ESP. Wobei das ESP, Mazdatypisch, nie vollkommen
auszuschalten ist. Aber im Modus “abgeschalten” greift es recht spät
ein. Wobei ich das nicht mit dem Mazda 6 ausgetestet habe, sondern mich
auf Erfahrungen im 3 MPS stütze. Es soll nur der Vollständigkeithalber
erwähnt sein.
Die Sitzheizung hat nur noch 3, statt 5 Stufen (3 BL) und heizt
kräftig durch. Die 2-Zonen-Klimaautomatik funktioniert tadellos (22°C
Außentemperatur und Sonnenschein). Auch das Keyless System ist wie
gewohnt sehr ausgereift.
Die Start-Stop-Automatik (i-Loop) funktioniert ebenfalls sehr gut und
bietet sogar im Infodisplay eine nette Anzeige, wo man verfolgen kann
wie hoch der Ladezustand ist, wie es gerade lädt und wie es entlädt.
Nette Spielerei und ebenfalls abschaltbar. Im Motorraum findet man dafür
übrigens die größe Serienbatterie, die ich bisher in einem Auto sehen
durfte.
Kleine Anmerkung noch, die nicht auf der Website steht: Wirklich heftig, wieviele Sensoren mittlerweile in der Frontscheibe rumbaumeln:
Fazit
Irgendwie fällt das Fazit gemischter aus, als ich es gedacht hätte.
Ich habe mich auf die Probefahrt gefreut und gehofft, dass ich ein Auto
mit Charakter und Charisma fahren kann. Nach der Probefahrt bleibt aber
für mich eher ein schaler Geschmack, der aber vor allem von den hoch
gesteckten Erwartungen kommen dürfte.
Von außen denkt man beim Mazda 6 GL irgendwie an Revolution, was
nicht zuletzt am Design liegt. Steigt man aber ein, erwartet einen
Biedermeier in allen Belangen.
Das ist keinesfalls ausschließlich negativ gemeint, sondern objektiv
genau so wie es da steht. Der Innenraum ist schön, aber nichts
besonders. Der Motor fährt gut, aber nicht toll. Ich persönlich möchte
etwas anderes im Auto haben, als Durchschnitt.
Um es objektiv zu Formulieren:
Wer ein preiswertes Mittelklasseauto haben will, dass viel gut kann ist beim Mazda richtig.
Ich persönlich mag aber Autos, die Charakter haben und lege sehr viel Wert auf gute Sitze (Vielfahrer eben
). Von daher muss ich ehrlich sagen, dass der Mazda 6 als Auto,
welches irgendwann mal in den Kauffokus gekommen wäre (für mich als
Daily oder für meine bessere Hälfte) definitiv rausfällt.
Es gibt Autos, da setzt man sich rein und es funkt sofort oder nach
sehr kurzer Zeit. So war es bei mir beim Mitsubishi Colt CJ0, Mitsubishi
Lancer Evolution IX, Toyota GT86, bei einem A4 B8 (ohne Bericht) und so
war es beim 3 BL MPS. Aber zu diesem Mazda 6 GL habe ich keinerlei
Draht aufgebaut. Ich würde ihn wohl nicht kaufen, obwohl er kein
schlechtes Auto ist.
Danke an die Autohaus Rausch in Dresden-Gompitz für die Probefahrt.