Reisen wird teurer – ärgerlich. Und doch ist es immer noch zu billig.
Die Ferienflieger sind noch nicht gelandet, da verdirbt die Lufthansa
ihren Kunden schon die Laune. Fliegen könnte in diesem Jahr noch teurer
werden, drohte die Fluggesellschaft Anfang der Woche an. Dabei hatte sie
gerade erst den Kerosinzuschlag kräftig erhöht. Schuld sei diesmal der Emissionshandel, den Europa der Luftfahrtbranche verordnet hat.
Seit Anfang des Jahres muss jede Airline, die in Europa abhebt oder
landet, für einen bestimmten Teil ihres CO2-Ausstoßes
Verschmutzungsrechte erwerben. Die Kosten will die Lufthansa später an
die Passagiere weitergeben.
Und es trifft nicht nur Fluggäste. Auch die Deutsche Bahn erhöhte die
Preise. Ein Zweite-Klasse-Ticket von Berlin nach Freiburg etwa kostet
nun 135 Euro, das sind auf einen Schlag sechs Euro mehr als zuvor. Eine
Fahrkarte im Fernverkehr kostet heute im Schnitt 28 Prozent mehr als
noch vor acht Jahren, die Verbraucherpreise haben sich in dieser Zeit
nur etwa halb so schnell verteuert.
Noch dicker kam es übrigens für Autofahrer: In den vergangenen
fünfzehn Jahren sind die Kraftstoffpreise dreimal so stark angestiegen
wie die Lebenshaltungskosten.
Mobil zu sein wird teurer, und das in einer Zeit, in der wir mehr
denn je darauf angewiesen sind. In der uns beigebracht wird, dass
Grenzen verschwinden und Distanzen schrumpfen. In der die Freiheit der
Fortbewegung wie ein Menschenrecht erscheint. Deswegen treffen höhere
Ticketpreise auch so zuverlässig die Wut der Verbraucher.
Trotzdem ist Reisen immer noch zu billig. Die Preise für den Verkehr
sind falsch, weil sie nicht die wahren Kosten widerspiegeln, vor allem
nicht diejenigen für die Schäden an der Umwelt. Alle 15 Jahre verdoppelt
sich der Luftverkehr rund um den Globus, keine Art zu reisen wächst
rasanter und belastet die Umwelt
stärker als das Fliegen. Da ist es nur gerecht, dass die
Fluggesellschaften draufzahlen müssen, wenn sie das Klima über Gebühr
strapazieren. Der Emissionshandel gibt der Verschmutzung einen Preis. Im
besten Fall führt das dazu, dass weniger Klimagas ausgestoßen wird und
mehr sparsame Maschinen zum Einsatz kommen.
Auch sonst müssen die Preise im Verkehr allein deshalb steigen, weil Energie teurer wird. Die Bahn
als einer der größten Stromverbraucher im Land spürt das zuallererst.
Und anders als die Fluggesellschaften hat der Staatskonzern noch eine
Infrastruktur, die er in Schuss halten muss. Wenn mehr Menschen mit dem
Zug fahren, ist auch mehr Geld nötig, um Gleise und Bahnhöfe auszubauen.
Nur hat das Investieren zuletzt leider nicht besonders gut
funktioniert, was dazu führte, dass es von allem zu wenig gab: Reservezüge, Personal, Weichenheizungen.
Wenn die Bahn nun aber mehr Geld in ihr Schienennetz und neue Züge
steckt und die Fahrgäste zuverlässig ans Ziel bringt, sind die höheren
Preise gerechtfertigt. So viel kostet unser Lebensstil.
zeit.de