Liebe auf dem zweiten Trip !
Hin und wieder habe ich das Glück und erhalte durch berufliche Sonderaufgaben die Gelegenheit an Seminaren zur Fortbildung teilzunehmen. Nicht immer können diese Seminare in der Firma selbst stattfinden und so muss ich also extern geschult werden. Nachdem ich nun also schon in Dresden und Göttingen geschult wurde, stand Ende März ein weiterer 3-Tages-Termin in Hamburg an. Tagsüber trockene „Kost“ mit vielen Paragrafen und Gesetzen, aber die Abende geben dann Gelegenheit etwas zu unternehmen – so auch in Hamburg. Ich darf es gleich vorweg nehmen : 3 Tage sind viel zu kurz für diese fantastische Stadt.
Bereits am ersten Abend hatte ich mich mit meinem Freund Bodo, hier im Forum als „big&bad“ bekannt, verabredet und bekam eine Führung, deren Qualität mir so richtig erst einen Tag später bewusst wurde, als ich Vergleichsmöglichkeiten zu einer normalen Stadt-Rundfahrt hatte. Wir begannen im Stadtteil St. Georg, in der auch mein Hotel – ein feiner 4-Sterne-Laden übrigens – sich befand. Während ich draußen in der abendlichen Frische eines hamburger Frühlingstages stand und auf ihn wartete, saß mein Freund Bodo in der warmen Hotel-Lounge und genoß einen warmen Kaffee. Wir müssen uns wohl irgendwie verfehlt haben – na egal. Es ging dann erst mal zu Fuß los Richtung Alster, bei der Bodos Schrittgeschwindigkeit mich nach wenigen Minuten schon zum hecheln brachte. Die kleinen Pausen zwischen drin, in denen er mich auf interessante Gebäude oder geschichtliche Umstände hinwies, boten dann auch immer wieder Gelegenheit das Ganze fotodokumentarisch festzuhalten. So spiegelt sich der französische Einfluss unter Napoleon in vielen der Häuser Hamburgs wider. Und wenn man sich in St. Georg, aber auch später in St. Pauli oder anderen Stadtteilen umsah, so standen die Häuser da tatsächlich alle wie aus einem Guss, Wand an Wand, als wären ganze Straßenzüge aus ein und derselben Feder entworfen.
Besonderes Interesse riefen bei mir die zahlreichen Kirchen hervor und überraschend hierbei die Vielfalt der baulichen Gestaltung. In Hamburg findet man Kirchen, die sowohl den nordischen Charakter haben, aber eben auch welche die vom aussehen eher nach Mitteldeutschland oder Osteuropa passen. Vor allem der Umstand, das auch Hamburg – ähnlich wie Berlin – eine Gedächtniskirche hat, wo einzig der Turm noch steht und als Mahnmal für dir Bombenangriffe des zweiten Weltkriegs dient, war für mich neu. Allerdings ist das auch schon das einzige, was ich an beiden Städten als Gemeinsamkeit erkennen konnte, denn da ist doch sehr viel was trennt ! Was mir schon nach wenigen Minuten der Tour mit Bodo auffiel, war die Tatsache, wie kompakt Hamburg eigentlich ist. Immerhin reden wir hier von einer europäischen Metropole in deren Ballungsraum sich annähernd 2 Millionen Menschen nieder gelassen haben. Und trotzdem braucht man vom Hauptbahnhof bis zur Alster keine 5 Minuten zu Fuß. Und das setzt sich so fort. Die Sternschanze mit dem leider derzeit ungenutzten Fernsehturm, das Konsulatsufer und schließlich St. Pauli…all das hat man ruck-zuck erreicht. So musste ich mich auch nicht wundern, das die U-Bahn, mit der ich am zweiten Abend unterwegs war, annähernd alle 15 Sek. eine neue Station erreicht. Die ist kaum losgefahren, da stehst du schon wieder im nächsten Bahnhof – krass ! Das bedeutet nicht das Hamburg kleiner oder provinzieller ist als beispielsweise Berlin – eher im Gegenteil. Es spricht für mich eher für ein sehr gutes Stadtplanungs-Management, wenn man in einer so großen Stadt so schnell die wesentlichsten Punkte erreicht, egal ob zu Fuß oder mit dem Nahverkehr.
Nun erwähnte ich aber zwei Sachen die Hamburg und zB. Berlin unterscheiden und die weitaus angenehmere Eigenart Hamburgs hat mich nicht nur überrascht, sondern geradezu verzaubert : die Freundlichkeit der Hamburger. Gut – in meinem Hotel dachte ich noch : 4 Sterne, klar das die in diesem Schuppen jeden Wunsch von den Augen ablesen. Aber auch die Bedienung im Bahnhof, in den Restaurants oder einfach nur der Hamburger auf dem Gehsteig… die werfen einen einfach um mit ihrer Offenheit und ihrer Freundlichkeit. Habe ich in dieser Form in keiner anderen Stadt bisher erlebt. Unten am Hafen da wird schon mal etwas grobschlächtiger „geschnackt“ , aber ich bin überzeugt, das sich die Hamburger grade an dieser prestigeträchtigen Gegend ihrer Stadt auch irgendwo so verkaufen müssen. In der Innenstadt zeigen sie ihr wahres Gesicht… und das ist einfach nur nett und nimmt dich mit offenen Armen auf. So verwundert es mich im Nachhinein auch nicht das wir bei einer echt hamburgischen Tradition auf dem Rathausplatz sofort mitten drin waren und nicht nur Gäste oder stille, fremde Beobachter. Hier wurde nämlich ein Hamburger Junggeselle, der grade 30 geworden und immer noch unverheiratet war, einem traditionellen Ritus unterzogen, der für Touristen gleichermaßen witzig wie fremd wirken musste. Ich will gar nicht versuchen, das hier jetzt zu erklären. Ich hab auch nicht gleich geschnallt wie das funktioniert, aber Bodo hats mir mit viel Geduld erklärt.
Die Freundlichkeit und Weltoffenheit der Hansestadt wird aber auch in so kleinen und ungewöhnlichen Eigenheiten deutlich, wie zB. das man in jeden Hof einfach reingehen darf, dessen Türen nicht verschlossen sind. So zeigte mit Bodo ein paar interessante Hinterhöfe in denen die Zeit still gestanden zu haben schien. Überhaupt ist Hamburg ja durch die Zerstörung der Bomben der Alliierten eine recht moderne Stadt. Hier und da blieben jedoch kleine Schätze aus früheren Epochen der Stadt übrig. Sie wirken zwischen den meist neuzeitlichen Häuserzeilen so fremd und auf den ersten Blick unpassend, das man sofort neugierig werden muss. Geht man dann dort ein einen der Hinterhöfe, betritt man eine vollkommen andere Welt.
Überhaupt ist das Rathaus neben dem Hafen wahrscheinlich das Punktstück der Hansestadt. Ein repräsentativer Bau mit einem 111m hohen Turm und weit ausladenden Seitenflügeln, an die sich auf der Rückseite praktischer weise gleich die Hamburger Börse anschließt – so sind politische und wirtschaftliche Führung eng mit einander verzahnt. Muss ja nicht überall immer gleich mit Vorurteilen und Skepsis überhäuft werden. In Hamburg scheint diese Zusammenarbeit jedenfalls zu funktionieren, denn es wir an allen Ecken und Enden gebaut, reskonstruiert oder umgestaltet. Bodo meinte, die Hamburger sagen inzwischen Hamburg liegt nicht mehr an der Elbe, sondern an der „Umleitung“.
Natürlich durfte ein Tripp in den Hafen nicht fehlen. Da der jedoch am Folgetag zum abendlichen Rahmenprogramm des Seminars gehörte, bat ich Bodo selbigen nicht so ausführlich zu durchstreifen. Es blieb dann auch bei einem kurzen Schlenker über die Landungsbrücken, bei denen ich die Hamburger „Bügeleisen“ zu sehen bekam und mir wurde der alte Elbtunnel gezeigt, der in diesem Jahr sein 100jähriges Jubiläum feiert. Erstaunlich weitsichtig wurde bereits 1911 ein Tunnel geschaffen bei dem mit Hilfe von Aufzügen Fahrzeuge, damals sicher noch Fuhrwerke, von Hamburgs Straßen unter die Elbe gebracht wurden. Heute sicher kein Hit mehr, aber für die damalige Zeit sicher ein Novum, das für den immer wieder modernen Zeitgeist der norddeutschen Metropole spricht. Was immer wieder auffällt ist die beinahe verschwenderisch anmutende Lässigkeit, mit der in Hamburg mit dem Geld umgegangen wird. Nicht allein die Tatsache, das für normale Mietwohnungen auf dem Kietz Preise verlangt werden, die ich in der Höhe woanders noch nicht erlebt habe, sondern auch solche Dinge wie astronomisch hohe Preise für Parkgebühren. Außerdem ist es fast als normal zu betrachten, das man zu einem der derzeit bekanntesten und erfolgreichsten Musicals der Stadt mit einer Fähre übergesetzt werden muss. Oder das sich in einer der bekanntesten Einkaufsmeilen Deutschlands eine Edelboutique an die andere reiht und wenn du in die Geschäfte rein guggst, dann tobt da das Leben. Nicht etwas, das die leer wären, nein, die Hamburger gehen da einkaufen, wie ich in den Lidl oder bei Schlecker. So kam ich mir in der Mönckebergstraße zeitweise vor wie in Monaco ( obwohl … ich war noch nie in Monaco ! )
Mein persönlicher Dank geht an Bodo für diesen herrlichen Abend !!
Nach dem kurzen Trip über die Landungsbrücken gings dann zum Essen, zu dem ich – ganz untypisch – von meinem persönlichen Stadtführer auch noch eingeladen wurde. Normaler weise wäre ich ihm für die tolle Führung etwas schuldig gewesen und was macht der ? Spendiert mir auch noch ein Essen – und was für eins… ich war danach so prall wie eine Tümpelkröte… wie ein Marienkäfer, der auf dem Rücken liegt. Nach der Verkostung in einem gemütlichen brasilianischen Restaurant, dessen Gastronomiekonzept auch für mich etwas völlig neues war, durchstreifte Bodo mit mir noch kurz im Sigma das Hamburger Nachtleben. Neben den teuersten Villen am Alsterufer gings auch über Hamburgs Lastermeile – die Reeperbahn, eine der wohl bekanntesten Straßen Deutschlands. Dort tobte am frühen Abend das Leben und die unzähligen Leuchtreklamen hatten ein bisschen was von Las Vegas. Abschließend gings dann zurück zum Hotel, wo ich mich kurz nach zwölf total fertig unter die Dusche und danach ins Bett begab.
Fortsetzung folgt !!