LTE-Handys Das lahme UMTS bekommt einen Nachfolger

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  • Für die UMTS-Lizenzen haben die Mobilfunker Milliarden bezahlt. Doch die Technik ist längst überholt. Videokonferenzen und Online-Spiele benötigen mehr Tempo. Das soll ein neuer Standard namens LTE bieten. Erste Geräte dafür kommen nächstes Jahr auf den Markt.


    In nur wenigen Sekunden werden Handynutzer schon bald riesige Dateien aus dem Internet laden können, zum Beispiel hochauflösende Fotos, Videos in Kinofilmlänge oder komplette Musiksammlungen. Die Nachfrage nach solchen Diensten und nach entsprechend schnellem Mobilfunk scheint zu bestehen. Schon in fünf Jahren dürften in Deutschland mehr Menschen das Internet regelmäßig über mobile Endgeräte als über Computer im Büro oder zu Hause nutzen. Das ist das Ergebnis der Studie „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien“, die unter anderem die Deutsche Telekom und TNS Infratest vorgestellt haben.


    Zukunftsweisende Anwendungen sind demnach vor allem Navigations-, Ortungs- und Lokalisierungssysteme, virtuelle Assistenten sowie soziale Netzwerke, in denen sich laut Studie künftig jeder zweite Deutsche organisiert haben dürfte. „Die Nutzung des Internets über unterschiedliche Endgeräte und Netze hinweg wird für Menschen und in Unternehmen völlig neuartige Möglichkeiten schaffen, immer und überall auf Informationen, Inhalte und Anwendungen zuzugreifen“, sagt dazu Telekom-Manager Christopher Schläffer.


    Die vorhandenen GSM- und UMTS-Netze sind jedoch für die stark steigenden Datenvolumen nicht ausgelegt. Dazu braucht es einen neuen, schnellen Mobilfunk, zum Beispiel LTE (Long Term Evolution). Die neue Technologie wird derzeit weltweit getestet, ein weltweit einmaliger Versuch ist auch gerade in Deutschland gestartet.


    LTE ist die Nachfolgetechnik des aktuellen UMTS-Mobilfunkstandards und deutlich leistungsstärker als bisher genutzte mobile Internetverbindungen. Für den mobilen Internetzugang sind Datenraten bis zu 100 Megabit pro Sekunde durchaus möglich. Damit ist LTE etwa zehnmal schneller als die aktuellen 3G-Mobilfunknetze.


    „Mit der nächsten Technologiegeneration werden ganz neue Anwendungen auf mobilen Geräten möglich werden. Dazu gehören hochauflösende Videoübertragungen, Multiplayer-Online-Spiele oder sekundenschnelle Downloads großer Dateien“, sagt Technologie-Direktor Günther Ottendorfer von der Telekom. Auch das Telekom-Fernsehangebot Entertain soll dann mobil zu empfangen sein. LTE wird aber nicht nur die mobile Internetnutzung der Handy- oder Notebookbesitzer verändern. Die neue ultraschnelle Funktechnik soll auch in der Verkehrstechnik und im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen. In Zukunft könnte dann beispielsweise ein Arzt live per Funk einem Kollegen bei einer Operation assistieren.


    Wie die LTE-Technik für Fahrzeuge genutzt werden kann und was mit der neuen Technologie alles möglich ist, hat jüngst Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent in einem Pilotprojekt gezeigt. Dazu haben Techniker einen Toyota Prius mit LTE-Technik für schnelles mobiles Internet ausgerüstet und das Auto so als nächste mobile Plattform präsentiert. Dabei dient das Fahrzeug als Hotspot für WLAN: Die Wageninsassen können alle funkfähigen Geräte wie Notebooks im Wagen nutzen.


    Neben Unterhaltung soll die LTE-Verbindung auch mehr Fahrzeugsicherheit liefern. So können Verkehrsdaten wie Staumeldungen und Wetterprognosen in Echtzeit ins Auto übertragen werden. Das Fahrzeug nimmt aber nicht nur Informationen aus dem Internet auf, sondern gibt als mobiler Sensor auch selber welche ab, beispielsweise über die örtliche Verkehrssituation. Das Testfahrzeug verfügt außerdem über eine automatische Zustandsüberwachung des Wagens, sodass neue Techniksoftware per Funk übertragen werden kann. Darüber hinaus sollen die per Funk übertragenen Daten die Wartung erleichtern und den Wagen vor Diebstahl sichern können.


    Die neue Technik wird derzeit in Europa von Mobilfunkbetreibern in Finnland, Deutschland, Norwegen, Spanien, Schweden und in Großbritannien getestet. Mobilfunkbetreiber und Hersteller, wie Orange, T-Mobile, NTT DoCoMo, Alcatel-Lucent und Nokia Siemens haben sich bereits zur Nutzung des LTE-Standards verpflichtet. Mit der kommerziellen Vermarktung ist im ersten Halbjahr 2010 zu rechnen. Neben Japan und Südkorea dürften in Europa Schweden und Norwegen zu den Vorreitern gehören. Ericsson und der skandinavische Mobilfunkprovider TeliaSonera wollen 2010 in Skandinavien das erste 4G-Netz in Betrieb nehmen. Hierzulande rechnet die Deutsche Telekom frühestens im Jahr 2011 mit dem Start von 4G-Netzen.


    T-Mobile Austria und der chinesische Netz-Zulieferer Huawei testen im Raum Innsbruck das nach eigenen Angaben größte LTE-Netz Europas. Der UMTS-Nachfolger soll mit hohen Datenraten bis maximal 300 MBit/s bei der Versorgung von Privathaushalten und kleinen Unternehmen eine schnelle Alternative zum Festnetz bieten. Verwendet wird hierbei schon kommerziell verfügbare Netztechnik. Für die Stationen nutzen die Betreiber die bereits vorhandenen UMTS-Standorte.


    Bei einer Testfahrt durch Innsbruck demonstrierte T-Mobile unter anderem Videokonferenzen zwischen mobilen Teilnehmern und die parallele Übertragung mehrerer Videos in hoher Auflösung. In Bonn zeigt T-Mobile die Leistungsfähigkeit von LTE anhand zweier Basisstationen, die Daten in einer Geschwindigkeit von fast 150 Megabit pro Sekunde übertragen. Auch der O2-Mutterkonzern Telefónica, startete Anfang Oktober LTE-Pilottests in sechs Ländern, darunter auch Deutschland. Der Konzern will nach eigenen Angaben mit LTE Datenraten von sogar 340 Megabit pro Sekunde erreichen.


    Ein weiterer zentraler Nutzen der LTE-Technologie wird es sein, auch ländliche Gebiete mit lückenhafter oder fehlender Breitbandausstattung für das ultraschnelle Internet erschließen zu können. Ende 2008 hatten immerhin 23 Prozent der ländlichen Bevölkerung in der EU noch keinen Breitband-Internetzugang.


    Vergangene Woche ist bei Herscheid im Sauerland ein einjähriger Versuch gestartet, bei der die neue Mobilfunktechnologie zum Einsatz kommt. Das Pilotprojekt ist weltweit einmalig. Erstmals werden frei gewordene TV-Frequenzen für Internetverbindungen per LTE genutzt. Das sind Frequenzen, die durch die Digitalisierung der Rundfunkprogramme frei geworden sind und sich für das Verschicken und Empfangen von Webinhalten einsetzen lassen.


    Zu den Initiatoren gehören die nordrhein-westfälische Landesregierung, der WDR, die Landesanstalt für Medien und Vodafone. Sie wollen untersuchen, wie sich ländliche Regionen durch die LTE-Technologie mit Breitbandinternet versorgen lassen. Getestet werden soll dabei vor allem, ob LTE den Fernsehempfang stört. In dem bis zum kommenden Herbst laufenden Probebetrieb testen Techniker außerdem erste Prototypen möglicher Endgeräte. Kooperationspartner von Vodafone ist der chinesische Netzausrüster Huawei.


    Obwohl LTE noch nicht einmal auf dem Markt ist, da tüfteln die Techniker schon am Nachfolger LTE Advanced. Ab 1. Januar 2010 wird die EU 18 Millionen Euro in Forschungsarbeiten für die erweiterte Technik investieren, die dann einen bis zu hundertmal schnelleren mobilen Internetzugang ermöglichen wird als mit dem derzeitigen 3G-Netz. LTE-Advanced beschleunigt den mobilen Breitbandzugang auf ein Gigabit pro Sekunde. Wenn dann noch das aufklappbare Handydisplay marktreif ist, können Nutzer damit unterwegs ohne Qualitätseinbußen fernsehen.



    Welt Online