Experte will alle Autos an Wind-Steckdosen hängen

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  • Kaum spricht jemand vom bevorstehenden Siegeszug des Elektroautos, melden sich auch schon die Skeptiker. Denn der Wechsel zum Elektroauto ist nur sinnvoll, wenn parallel auf erneuerbare Energien umgestellt wird. Doch ein Experte behauptet: Der Strom von Wind und Sonne wird für alle Autos reichen.


    Die Bedenken gegen Eletroautos sind vielfältig. Eines der wichtigsten Gegenargumente: Selbst wenn es demnächst vielleicht genügend leistungsfähige Batterien gäbe, würde damit die Diskussion über Energieressourcen und Schadstoffemissionen lediglich vom Auspuffrohr zu den Schloten der Kraftwerke verlagert. Schließlich muss der Strom ja irgendwo herkommen. Und dabei nur bis zur Steckdose zu denken, bringt uns nicht weiter.


    So denkt auch Matthias Willenbacher und hofft doch gleichzeitig auf eine möglichst weite Verbreitung der Elektrofahrzeuge. Willenbacher ist Projektentwickler für Energie aus regenerativen Quellen. Er ist überzeugt davon, dass man in Deutschland genügend Strom aus Wind und Sonne für den Abschied von Benzin und Diesel erzeugen kann. „Für das Elektroauto brauchen wir kein einziges neues Kohle- oder Kernkraftwerk“, sagt der 39-jährige Unternehmer. Gemeinsam mit seinem Partner Fred Jung hat er vor 13 Jahren die Juwi AG gegründet und plant, installiert und betreibt seitdem überall auf der Welt Solarfelder, Windparks sowie Biogas- und demnächst auch Wasserkraft- und Erdwärmeanlagen.


    Um sauberen Strom für saubere Autos zu erzeugen, hat Willenbachers Firma ein spezielles Carport entwickelt, dessen Dach vollständig mit Solarzellen bedeckt ist und damit pro Stellplatz genügend Strom für etwa 12000 Pkw-Kilometer pro Jahr produziert. „Zwar muss man für einen Stellplatz gut 3000 Euro kalkulieren, doch kostet die Kilowattstunde dann unter dem Strich zwischen 30 und 40 Cent. Vergleicht man das mit dem Benzinpreis, ist der Umbau nach 50 bis 100 gesparten Tankfüllungen bezahlt“, sagt er.


    Auch Willenbacher weiß, dass nicht jeder Autofahrer das Geld und den Platz für ein eigenes Solarkraftwerk hat. Deshalb sieht sein Rechenmodell auch den Ausbau der Windkraft vor. „Demnächst errichten wir Anlagen, die 20 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr produzieren. Und das zu einem Preis von sechs bis neun Cent pro kWh.“ Damit könnte man nach Willenbachers Kalkulation etwa 6000 Autos für 15.000 Kilometer auftanken. „Wenn wir von einem hälftigen Mix zwischen Wind und Sonne ausgehen, kommt man mit einem Windrad schon auf 12.000 Fahrzeuge“, behauptet er. Um den gesamten Pkw-Bestand in Deutschland mit Strom zu versorgen, brauchte man 4000 neue Windanlagen. „Für die von der Bundesregierung geforderte eine Million Elektroautos müssten bis 2020 nur gut 80 dieser Anlagen aufgestellt werden“, sagt der Experte.


    „Selbst wenn so eine Anlage einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kostet, ist das bei bereits 20.000 installierten Windrädern in Deutschland ein Klacks.“ Zumal dafür ja noch ein Jahrzehnt Zeit bleibt. „An den erneuerbaren Energien wird der Durchbruch des Elektroautos also nicht scheitern“, sagt Willenbacher.


    Auch an der technischen Entwicklung von Fahrzeugen und Batterien hat er keinen Zweifel: „Die ersten Handys waren groß wie Backsteine, und die Akkus reichten nur für wenige Stunden. Heute sind sie winzig klein und man telefoniert die ganze Woche, ohne zu laden. Warum sollte diese Entwicklung bei den Batterien fürs Autos anders sein?“


    „Die nächsten Jahre wird die Zahl der Fahrzeuge nur langsam steigen. Aber dann geht es Knall auf Fall“, sagt Willenbacher und zieht eine Parallele zu seiner Solarbranche: „Als ich vor zehn Jahren meine erste Fotovoltaikanlage aufs Dach geschraubt habe, kam die auf eine Leistung von einem Kilowatt. Zurzeit bauen wir mit dem Solarpark Lieberose bei Cottbus eine Anlage, die mit einer Leistung von 53.000 kW die zweitgrößte in der Welt wird. In ähnlichen Sprüngen werde sich auch der Markt für das Elektroauto entwickeln: heute ein paar Dutzend, in vier oder fünf Jahren ein paar Tausend. „Und in 20 Jahren fährt die ganze Welt elektrisch“, ist Willenbacher überzeugt. „Denn Benzin kann sich dann keiner mehr leisten.“


    Was mit Engagement und Erfindergeist alles möglich ist, beweist Willenbacher mit Juwi. Seit der Gründung hat das mittlerweile 500 Mitarbeiter große Unternehmen weltweit eine Kapazität von einem Gigawatt, also einer Millionen kW, installiert. Allein mit dem Strom dieser Wind-, Solar- und Biogasanlagen könnte man mehr 600000 Autos betreiben. Und dass es ganz ohne fossile Energieträger geht, beweist Juwi mit der Firmenzentrale, die als energieeffizientestes Bürogebäude gilt. In dem Holzbau südlich von Mainz wird zehnmal weniger Strom pro Quadratmeter verbraucht als in einem durchschnittlichen Verwaltungsblock. Willenbacher hofft auf Abertausende von Elektroautos, die in der Garage zu einem Heer von Stromspeichern werden könnten. „In der Regel steht ein Auto 23 Stunden am Tag still, in dieser Zeit könnten wir die Akkus als Puffer nutzen.“


    „Hätte jedes Auto in Deutschland eine Batterie für einen Elektroantrieb, könnte man dort genügend Energie zwischenlagern, um alle Kraftwerke im Land für einen Tag abzuschalten.“


    Die Energiewirtschaft erzeugt derzeit gerade einmal 16 Prozent ihres Stroms aus regenerativen Quellen. Und die Autoindustrie ist vom serienmäßigen Stromer noch weit entfernt. Deshalb stehen auch unter den beiden großen, auf rund 60 Autos ausgelegten Solar-Carports vor der Juwi-Zentrale in Wörrstadt bislang fast ausschließlich konventionelle Fahrzeuge. Das soll sich aber bald ändern; Juwi will den rund 100 Autos großen Firmenfuhrpark auf Elektroautos umstellen. „Zwar würden wir das lieber heute als morgen tun“, sagt Willenbacher, „aber es gibt niemanden, der uns solche Autos verkaufen kann.“ Aber spätestens bis 2011 will er seinen Fuhrpark umgestellt haben.


    Nur der Chef steht auch auf der Straße schon unter Strom. Seit vergangenem Herbst fährt er den ersten Tesla in Europa. Er hat gleich noch zehn weitere Elektro-Roadster bestellt. Er gehört mittlerweile er zu den Großkunden der Amerikaner, weil er auch noch elf Exemplare der neuen Limousine geordert hat, mit der Tesla ab 2011 den Markt aufmischen will. Was er mit so vielen Stromautos anfangen will? „Die verschenken wir an gute Kunden und verdiente Mitarbeiter“, sagt Willenbacher. Auch das ist eine Möglichkeit, den sauberen Fuhrpark der Deutschen zu vergrößern.


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