Japan setzt auf das Wasserstoffauto
Deutschland diskutiert über Elektromobilität. In Japan will Toyota dagegen Wasserstoff-Autos massentauglich machen, mit Hilfe gigantischer Subventionen. Doch die Strategie birgt eine große Gefahr.
Das Modell „Mirai“ ist ein großer Reinfall, gemessen an dem, was der japanische Autobauer Toyota sonst gewöhnt ist. Im Dezember 2014 kam das Wasserstoff-Auto auf den Markt, doch bis heute sind nach Firmenangaben weltweit nur 7000 Exemplare verkauft worden.
Das ist mickrig im Vergleich zu den insgesamt rund 13 Millionen Autos mit alternativen Antrieben, die Toyota bisher schon abgesetzt hat, in erster Linie dank seines 1997 eingeführten Hybridmodells Prius. Und auch mickrig im Vergleich zu dem Anspruch, den der Konzern ebenso hegt wie die Regierung von Premierminister Shinzo Abe das Ziel, in die „Wasserstoffgesellschaft“ einzusteigen.
Deutschland diskutiert nach dem jüngsten Vorstoß von VW darüber, alles aufs Elektroauto zu setzen und die wasserstoffgetriebene Brennstoffzelle zu vernachlässigen. In Japan halten sie das für falsch.
Toyota will beim Klimaschutz vorangehen
„Wir können verstehen, wenn sich jemand auf eine Technologie konzentrieren will“, sagt Toyota-Sprecher Hisashi Nakai. „Aber wir glauben, dass wir beides brauchen, die Batterie und die Brennstoffzelle. Das ist nicht nur eine Frage des Geschäfts, sondern auch eine des Klimaschutzes.“
Toyota will den CO2-Ausstoß seiner Neuwagen bis zum Jahr 2050 gegenüber 2010 um 90 Prozent senken. „Wir müssen jetzt mit der Brennstoffzelle anfangen, nicht irgendwann später“, sagt Sprecher Nakai daher. Vom Mirai will Toyota bis spätestens übernächstes Jahr 30.000 Autos im Jahr verkaufen. „Aber wir brauchen dafür finanzielle Unterstützung“, heißt es. Und die bekommen Anbieter wie Toyota, Honda und Nissan in Japan.
Der Mirai kostet dort umgerechnet 56.800 Euro, deutlich weniger als etwa in Deutschland. Zudem hilft der Staat nach Kräften nach. Die Zentralregierung gibt 16.600 Euro Zuschuss, zudem können etwa die Bürger der Großstadt Yokohama gleich zwei weitere Geldtöpfe anzapfen: den der Stadtverwaltung und den der Präfektur Kanagawa, zu der Yokohama gehört. Macht insgesamt eine Kaufprämie von 27.800 Euro. Das heißt, der Steuerzahler finanziert die Hälfte des Kaufpreises – Industriepolitik mit der Brechstange.
Selbst Gabelstapler werden mit Brennstoffzellen ausgestattet
Keine andere große Autobauernation setzt so entschlossen auf den Wasserstoffantrieb wie Japan. Und weil andere zögern, versucht das Land es im Alleingang: Auf den heimischen Markt will eine Allianz aus Regierung, Herstellern und Energiekonzernen so viele Wasserstoffautos bringen, dass sich möglichst bald die erhofften kosten- und preissenkenden Vorteile einstellen.
Deshalb hat Toyota auch andere Fahrzeuge mit Brennstoffzelle im Angebot. Einen Gabelstapler etwa. Lastwagen sind in Planung. Und zu den olympischen Sommerspielen im kommenden Jahr liefert Toyota 100 Wasserstoff-Busse, die die Gäste aus aller Welt in der japanischen Hauptstadt hin- und herfahren sollen.