Folgender Post stammt aus dem Coltmaniaforum:
Alles anzeigenMoin Moin und Hallo!
Nach meinem – erfolgreichen – Umbaus, in dessen Zuge ich den 4G92-Motor meines 99er Mitsubishi Colt 1600 durch einen 4G93-Motor aus einem Mitsubishi Carisma ersetzt habe, und aus einigen Ecken schon die Schreie nach einer Doku laut wurden, fühlt man sich fast genötigt, diesem Wunsch nach zu kommen. Ach ja, und sonst haut Schreckus mich wohl.
Zu Beginn, FOLGENDES:
Ich gebe hier lediglich eine Anleitung, welche auf meine Umstände zugeschnitten ist, andere Voraussetzungen werden nur angeschnitten!
Desweiteren gilt – ich übernehme keine Haftung für irgendetwas. Ihr seid für euer Handeln selbst verantwortlich und dies ist nur eine Art Hilfestellung, ohne jegliche Gewähr.
DESWEITEREN werden hier keine Angaben zur Eintragung oder ähnlichem gemacht. Es ist nur der Umbau dokumentiert.
Also, die einfachste Situation für diesen „Swap“ ist – wie bei mir – der Besitz eines Colts CJ4A, Baujahr 1996 bis 2000, mit 66KW/90PS. In diesem Falle braucht ihr nur den einzusetzenden 4G93-Motor aus einem Mitsubishi Carisma oder Space Star. Diese Motoren eignen sich besonders gut, da sie nach 3 kleineren Anpassungen in Form von Teileaustausch, 1:1 mit den vorhandenen Kabelbäumen, Anbauaggregaten/-teilen, Steuergeräten und dem Getriebe. Auch die Motorträger passen ohne Anpassung.
Wichtig: Aus Gründen der damalig unausgereiften Technik rate ich euch dringend von einem GDI-Motor ab, auch wenn dieser 9PS mehr hat – wenn ihr etwas vom GDI haben möchtet, dann nehmt den Abgaskrümmer samt Hosenrohr! Das empfehle ich sogar.
Für andere Fahrzeugmodelle – auch dem Colt 1600 ab 2000 mit 103PS – benötigt ihr nebst dem Motor noch das Steuergerät und die Kabelbäume. Sollte noch etwas anders sein, vervollständigt mich bitte.
Nun zum Werkzeug:
Es werden folgende Ring-/Maulschlüssel/Nussgrößen benötigt:
10, 12, 14, 16, 17, 19 [Ich empfehle euch, ein gutes Arsenal an Verlängerungen, Gelenken sowie versch. Ratschengrößen (1/4“, 3/8“ und ½“) bereit zu haben.]
16er Zündkerzennuss
Drehmomentratsche(n) – von 25 bis 178 Nm
1 Madenschraubendreher (für einige Steckverbindungen)
Entweder eine Hebebühne, Motorkran + Getriebeheber oder eine kleine Armee von Wagenhebern und Stützböcken.
Einige Seile
Hammer (!)
div. Zangen
Schlauchklemmen, ähnlich dieser: http://www.bosch-maschinenbau.…wilo-schlauchklemme-u.jpg
WD40/WD40/WD40/WD40/Bremsen- und Teilereiniger/Rostlöser
Das ist das nötigste Equipment – man kann sich das Ganze jedoch mit weiterem Werkzeug – z.B. Zentrierdorn, Schwungradkeil, Stemmeisen/ Montiereisen, (Druckluft-)Schlagschrauber – sehr viel angenehmer gestalten.
Nun nur noch, welche Arbeiten/Wartungen/Teile ihr zum Umbau erledigen könnt oder sogar müsst.
Pflicht-Material:
3,8 Liter Motoröl
2,1 Liter Getriebeöl (beim F5M22 Getriebe des Colt 1600, Manuelle Schaltung)
~300ml DOT3 oder 4
4 Zündkerzen
2 Achsmanschetten-Klemmschellen (Spannbereich muss 84,4mm abdecken)
Ölablassschrauben + Dichtring für das Getriebe und die Ölwanne
Zusätzliche Arbeiten, welche sich anbieten:
- Benzinfilter wechseln
- Luftfilter wechseln
- Kupplung erneuern
- Zahnriemen, Spannrolle und Wasserpumpe erneuern
- Ventildeckeldichtung erneuern
So, jetzt da die Grundlage sozusagen geschaffen ist, empfiehlt es sich, die entsprechenden Seiten aus dem Werkstatthandbuch auszudrucken – je nach dem was man machen will.
Achtet hierbei darauf, dass ihr auch die vorausgehenden Schritte (Meist oben links auf der Seite: „Vor dem Ausbau:“) euch ausdruckt. Am besten ist es natürlich, wenn ihr einen Laptop/Computer in der Nähe mit dem gesamten WHB habt.
Beginnen wir mit etwas entspannten: Lasst euren Motor absterben an Benzinmangel – löst dafür die Steckverbindung, die Beifahrerseitig unter dem Teppich vor der Rücksitzbank ist, damit die Benzinpumpe außer Kraft ist – am besten während der Wagen läuft. Dadurch wird der ggf. hohe Benzindruck in den Leitungen abgebaut. Danach könnt ihr euch nochmal ein Bier gönnen – es folgt: Kühlwasser, Motor- und Getriebeöl ablassen.
Für das Kühlwasser dreht ihr einfach die weiße Plastikschraube unten rechts am Kühler heraus, öffnet den Deckel auf dem Kühler und fangt das Wasser auf. Zum Ablassen des Öls einfach die Schrauben heraus drehen und am Ende wieder handfest hineindrehen.
WICHTIG: Das Öl und das Wasser dürfen nicht in den Boden sickern oder gar in einen Gulli oder ähnliches laufen – diese Flüssigkeiten sind Umweltgefährdend und müssen fachgerecht entsorgt werden. Am besten stellt ihr euch eine große, flache Wanne unter den Motor – es wird bis zum Schluss immer wieder Kühlwasser austreten.
Dann könnt ihr beginnen, den Motorraum oben herum „leer zu machen“ – das heißt, Batterie sowie Batterie“halter“ rausnehmen, Luftfilterkasten samt Rohr zur Drosselklappe ausbauen und – insofern das Kühlwasser bereits draußen ist – auch den Kühler herausnehmen. (Einfach die beiden oberen Halter losschrauben, die Schläuche und die 2 (ohne Klima nur 1) Stecker lösen und den Kühler nach oben heraus nehmen.)
Dann könnt ihr das Gaszugseil abschrauben – einfach die 4 Schrauben lösen, aushaken und weghängen. Macht euch Markierungen, wo die Schrauben an der Ansaugbrücke saßen!
Als nächstes könnt ihr anfangen, alle Steckverbindungen zu trennen. Es gibt 2 Hauptkabelstränge – einer geht nach Oben zum Motor, der andere „hinter“ den Motor, nach unten.
Der obere Strang hat folgende Anschlüsse: 2x Zündspulen, 4x Einspritzventil, Lambdasonde, Kurbelwellenwinkelsensor, 3 Stecker an der Ansaugbrücke, Leerlaufdrehzahlsteuermotor, ein Stecker auf der Kupplung, Höhe der Antriebswellen, 3 Stecker und 1 Flachkontakt an der Fahrerseite des Motors.
Der untere Kabelstrange geht hauptsächlich zur Lichtmaschine und zum Anlasser.
Das sind nicht alle Stecker, aber ein guter Anhaltspunkt. Macht euch Markierungen, welcher Stecker wohin kommt! Löst die Schrauben, mit welchen die Kabelstränge am Getriebe befestigt sind und hängt sie – gut eingewickelt, dem Lack zuliebe - aus dem Weg.
Danach könnt euch der Kupplung widmen – nehmt die Schutzkappe am Kupplungshebel am Getriebe ab, stülpt einen Schlauch über, der in eine kleine Flasche läuft, öffnet die Entlüftungsschraube und pumpt mit dem Kupplungspedal so lange, bis keine Bremsflüssigkeit mehr heraus kommt. Danach könnt ihr die Kupferschraube herausdrehen und somit die Kupplungsleitung lösen.
Der nächste Schritt ist das lösen ALLER Verbindungen zwischen Motor/Getriebe und der Karosserie, dazu müssen alle Massepunkte, Schläuche (Achtung, hier tritt wieder Kühlwasser aus!) und vor allem die beiden Benzinleitungen getrennt werden – dafür habt ihr den Motor am Anfang absterben lassen. Bevor ihr die Verbindungen löst, trefft 3 Vorkehrungen: Öffnet euren Tank, schließt beide Schläuche mit den Schlauchklemmen und legt genügend Lappen unter die Stellen, an denen ihr die Schläuche/Leitungen trennt.
Vorläufig sind wir hier oben nun fertig – vorläufig.
Als nächstes könnt ihr folgende Teile abbauen:
Das Hosenrohr bis zum Kat – einfach alle Schrauben lösen.
Den Silentblock/Längsmotorträger – löst erst die Schrauben in den Lagern, danach die je 2 Schrauben vorne und hinten am Träger. Achtung – der fällt dann runter.
Die Antriebswellen herausnehmen – der einfachste Weg, ist das lösen der Federbeine am Querlenker. Oder nehmt sie ganz raus. Danach könnt ihr mit etwas Fummelarbeit die Antriebswellen aus dem Getriebe heraus bugsieren und danach außerhalb des Wegs des Motors mit Seilen befestigen. Achtet darauf, dass die Antriebswellen nirgends aufliegen oder keiner Spannung unterliegen. (Da ihr zum lösen der Manschetten die Manschetten-Klemmschellen i.d.R. zerstören müsst, braucht ihr hierfür die neuen, beim Wiedereinbau!)
Wenn ihr schon hier unten seid, könnt ihr direkt entweder die Keilriemenspannrolle lösen und die Riemen abnehmen oder direkt die Riemenscheibe lösen und beide Riemen abnehmen. Außerdem könnt ihr schon die Lichtmaschine abnehmen, in dem ihr die Schrauben unten und oben löst. Achtung, die ist verhältnismäßig schwer!
Nun geht es wieder nach oben – es folgen:
Die Servopumpe: Sie ist mit 2 Schrauben von vorne am Block geschraubt, sowie mit 2 Schrauben von der Seite fixiert. Achtet darauf, dass wenn ihr sie löst und hochbindet, dass sie nicht runter sacken kann oder ähnliches. Mir ist das passiert, dadurch ist ein Schlauch abgerutscht und ich durfte erst eine gute Menge Öl wegwischen, dann meinen Motor sauber machen und dann Öl nachfüllen und entlüften.
Nach der Servopumpe könnt ihr nun den Abgaskrümmer abschrauben. Dazu einfach die Schrauben lösen und den Krümmer abnehmen.
Zuletzt folgt der Klimakompressor – wenn ihr ein Klimaservicegerät habt, könnt ihr die Kühlflüssigkeit einfach absaugen und die Leitungen am Kompressor abnehmen. Ansonsten löst ihr die 4 Befestigungsschrauben am Kompressor und bindet ihn wie die Servopumpe hoch.
Checkt jetzt noch 2-3-mal, ob wirklich keine einzige Verbindung zwischen Motor und Auto besteht, außer den beiden Motorträgern links und rechts.
Wenn dem so ist, könnt ihr je nachdem, was euch zur Verfügung steht folgendermaßen vorgehen:
Mit Hebebühne: Ihr lasst den Wagen soweit hinab, bis der Motor auf z.B. einem langen breiten und vor allem stabilen Tritt aufliegt und die Träger weitest gehend unbelastet sind. Dann löst ihr die beiden verbliebenen Motorträger und lasst den Wagen vorsichtig hoch – achtet darauf, dass sich keine Schläuche oder Kabel verfangen und der Motor nirgends hängen bleibt. Lieber Stück für Stück hochlassen und den Motor immer ein bisschen um positionieren!
Ohne Hebebühne, mit Kran: Hebt den Motor an, bis die Träger unbelastet sind, löst diese und nehmt den Motor dann vorsichtig nach oben heraus. Ggf. müsst ihr dafür die Motorhaube abschrauben!
Ohne Bühne und ohne Motorkran – viel Spaß, ich weiß jetzt, um 00:37 Uhr leider keine Lösung!
Wenn ihr den Motor samt Getriebe draußen habt, könnt ihr alles vom 4G92 an den 4G93 übertragen.
Solltet ihr weiterhin das Getriebe des 4G92 benutzen wollen, müsst ihr noch mehr Teile tauschen – Grund hierfür ist, dass die Kupplung des 4G93 ein Stück größer ist und die Kupplungsaufnahme des 4G92 weniger Zähne hat. Außerdem sind die Schwungräder verschieden dick und die Bohrungen im unteren Bereich sowie im Bereich des Anlassers unterschiedlich.
Das heißt, es müssen folgende Teile vom 4G92 an den 4G93 übertragen werden:
Schwungrad + 3 Distanzplättchen, die 7 Schrauben des Schwungrades vom 4G92 (Sehr wichtig! Die Schrauben des 4G93 haben die Maße M11x1x28, die des 4G92 sind mit M11x1x19,5 knapp 9mm kürzer. Benutzt ihr die falschen Schrauben, fixiert ihr das Schwungrad am Motorblock und der Motor sitzt fest. Unbewegbar.) Kupplungsscheibe und Kupplungsnehmerplatte, Getriebestrecke + beide Metallplatten, die hinter dem Schwungrad sitzen.
Hier heißt es wirklich nur – vom einen Motor an den anderen, nicht mehr, nicht weniger!
Wenn ihr alles – auch das Getriebe – vom 4G92 an den 4G93 übertragen habt, werdet ihr 3 Dinge feststellen:
1 Schraube des Getriebes, nämlich die unter dem Anlasser und seiner beiden Schrauben, passt nicht, da die Löcher nicht fluchten. Das ist bekannt. Allerdings sollte, bei sonstigem, fachgerechten und gewissenhaften Einbau, diese Schraube keine Probleme bereiten.
Nächster Punkt ist – die Servopumpe samt Spannrolle ist auch um 1 Schraube ärmer, nämlich die Oberste. Ist auch kein Problem soweit – es gibt 3 weitere Schrauben, die diese halten und die reichen vollkommen aus.
Und last but not least – die Stütze unter der Ansaugbrücke, ist zu kurz. Das heißt, sie passt eigentlich gar nicht. Ich weiß nicht, inwiefern hier Teile aus dem Carisma passen, allerdings ist das kein Beinbruch – bei VW haben viele Fahrzeuge eine derartige Stütze nicht und da hält der Ansaugkrümmer auch seit Ewigkeiten.
Von jetzt an, könnt ihr den komplett Ausbau rückwärts vollziehen zum Einbau. Beachtet die Reihenfolge (Der Krümmer z.B. ist nach der Servopumpe nicht mehr zu montieren aufgrund des Platzmangels!) und die vorgeschriebenen Drehmomente.
Wenn ihr später das Kühlwasser wieder auffüllt – es müssen insgesamt rund 6,2 Liter sein; ich habe zuerst Wasser über den oberen Kühlschlauch direkt in den Block eingefüllt, dann in den Kühler und anschließend den Ausgleichsbehälter befüllt. Und vermischt kein blaues mit roten Kühlwasser, das führt zu Klumpenbildung! Es ist aber möglich, einmal komplett mit purem Wasser „durchzuspülen“ und dann z.B. von G11 (blau) auf G12(rot) umzusteigen, wie in meinem Fall.
Wenn ihr jetzt alles richtig gemacht habt, sollte nach wenigen Sekunden während des Startens wieder Benzin im Motor ankommen und der Motor laufen. Glückwunsch!