Alte Bahnhöfe retten
Kürzlich war ich auf einer Baustelle im sächsischen Bautzen und kam da mit einem Vertreter der Kommunalaufsicht
ins Gespräch, als ich kurz Pause machte.
Durch meinen Beruf komme ich viel rum in Deutschland und sehe daher auch immer mehr Bahnhöfe, teilweise sehr
alt und schön, zum Teil bereits sehr verwahrlost und verfallen, die nicht mehr gebraucht werden.
Einen dieser Bahnhöfe habe ich sogar, wenn man so will, direkt vor meiner Haustür.
Bahn stellt immer mehr auf ESTW ( Elektronische Stellwerkstechnik ) um. Dadurch reicht an den meisten kleinen
Bahnhöfen ein neues kleines Wartehäuschen, das eher aussieht wie eine Bushaltestelle und ein Fahrkartenautomat.
Das eigentliche Bahnhofsgebäude wird oft, wenn nicht grade Mieter drin sind, nicht mehr gebraucht und veräußert
oder dem Verfall Preis gegeben, weil nicht bewirtschaftet. Der Fahrdienstleiter, der ursprünglich ein Dienstzimmer
in dem Bahnhof hatte, wird durch die neue Technologie nicht mehr gebraucht und sitzt in einem größeren und
moderneren Stellwerk, zum Teil bis zu hundert Kilometer entfernt und steuert von dort aus die Gleise.
Ich finds immer wieder schade, das diese Bahnhöfe dann sich selbst überlassen werden. Die Bahn versucht sie zu
verkaufen. Aber zum einen sind die Immobilien oft schon in einem bemitleidenswerten Zustand, weil über Jahre schon
nichts mehr investiert wurde, eben weil man wusste, dass er in Kürze nicht mehr gebraucht wird. Zum anderen gibt
es Bahnhöfe, die zwar noch gut in Schuss sind, bei denen aber oft auch Hauptstrecken vorbei gehen, wo alle zwanzig
Minuten ein Zug anrollt. Vor allem der Güterverkehr ist bis zu 60% lauter als Personenzüge, die besser gedämpft sind.
Die Stadt Bautzen wird nun ihrerseits verschiedene Kommunalbehörden im Bahnhofsgebäude unterbringen. Das
Landratsamt, der Landkreis und einige andere kommunale Einrichtungen werden dort Büro´s nutzen und den Bahnhof
als Begegnungsstätte erhalten. Ich fand das von Beginn an praktisch. Vor dem Bahnhof sind ja oft Bushaltestellen,
sogar in der Provinz und wenn der Bahnhof auch noch zum Fahrplan gehört, dann steigt der Fahrgast aus Bus oder
Bahn aus und ist vielleicht schon direkt beim Grund seiner Anreise.....
Einwohnermeldeämter zum Beispiel könnten direkt in alten Bahnhöfen Platz finden. Sie werden auch in der ländlichen
Region weiter benötigt. Ordnungs und Bauämter hat auch fast jede Gemeinde. Statt aufwendiger neuer Kommunal-
gebäude die vielerorts erreichtet werden, könnte so die alte Infrastruktur genutzt werden. Natürlich ist Bautzen hier
nun ein Paradebeispiel. Bei Bahnhöfen die außerhalb der Ortsgrenze liegen, grade im Osten hat man oft Bahnhöfe,
die 3-5 km Abseits der Ortschaft liegen, relativiert sich dieses Konzept schon wieder.
Aber ich wollte nur mal zum Ausdruck bringen, dass ich die Idee der Bautzener irgendwo dufte finde. Es macht zu-
mindest bezogen auf Bautzen, aber sicher auch in anderen Städten des Landes, allen Sinn den man sich denken kann.