So, es ist vollbracht. Gestern habe ich den 6er wieder abgeholt.
Im Anhang ein Bild, das ich auf die Schnelle gemacht habe. Nächste Wochen konnen noch bessere Bilder.
Auf dem Bild täuscht es etwas. Real sieht er tiefer aus. Besonders an der Hinterachse. Der Parkplatz war leider auch nicht ganz eben, sodas aus dieser Seite das Hinterrade etwas raus kam.
Aktuell ist er auf der tiefsten Einstellung. Das sind etwaa 60 mm Tieferlegung.
Ich hatte den 6er Anfang vergangener Woche bei KW abgegeben. Eigentlich sollte ich ihn schon am Freitag wieder bekommen. KW rief dann aber Donnertag an, ob wir den Abholtermin auf gestern verschieben könnten.
Die Verzögerung kam, weil man mit der Abstimmung der Vorderachse noch nicht zufrieden war. Sie war zu weich geraten. Also wurden die Dämpfer nochmal ausgebaut, zerlegt und entsprechend angepasst.
Bei der Abholung gab es auf meine Bitte hin noch eine Führung durch die Firma. Leider sind in der ganzen Firma keine Fotos erlaubt. Also kann ich es nur in Worten wiedergeben.
Direkt nach dem Eingang gab es eine Vitrine, wo verschiedene Federbeine ausgestellt waren, die einem Salznebeltest unterzogen wurden. Das Edelstahl KW sah noch aus wie frisch aus dem Laden. Daneben war ein älteres KW, das noch nicht aus Edelstahl war. Das war nur verzinkt und beschichtet. Auch das war kaum angegriffen. Dann folgte ein H&R Gewinde, das wirklich übel aussah. Das komplette Gewinde war verrostet. Verstellung war da nicht mehr möglich. Dann waren noch einige andere Federbeine dabei, bei denen man den Hersteller schon nicht mehr erkennen konnte. Auch die sahen kaum besser aus als das H&R. Wobei man fairerweise sagen muss, das dieser Test mehrjährigen Wintereinsatz simuliert. In der Praxis wird kaum ein Federbein diesen Zustand erreichen.
Wir kamen dann als nächstes an der Entwicklung vorbei, wo es eigentlich nicht viel zu sehen gab. Die Entwicklung findet zum großen Teil am Rechner statt.
Danach folgte die Werkstatt, wo die Testfahrzeuge umgebaut werden. Hier sieht es nicht anders aus, als in einer normalen Kfz-Werkstatt.
Danach wurde es interessant. Es ging in die Fertigung. Erste Erkenntnis hier: KW fertigt die Dämpfer von vorne bis hinten selbst. Nicht einmal die Dämpferhäuse sind Zuliefererteile. Federn werden eingekauft, was aber auch nachvollziehbar ist. Eine Feder ist heute ein Standardprodukt, das man in beliebiger Form und Federrate bei entsprechenden Herstellern bekommen kann. Meistens gibts für den jeweiligen Zweck schon fertige Produkte.
Im Übrigen werden auch die Dämpfer des KW V1 bzw. ST X inhouse gefertigt. Im Netz ist des öfteren zu lesen, das das KW V1 nur ein eingekauftes Produkt wäre. Dem ist nicht so. Auch das ist ein echtes KW Fahrwerk.
Erste Station war die Fertigung der Dämpfergehäuse. Angeliefert werden dafür Rohre in 4 oder 5 Metern Länge. In speziell dafür angeschafften Maschinen werden die Rohre entsprechend abgelängt, bearbeitet und Gewinde darauf geschnitten. Heraus kommt ein fertiges Dämpfergehäuse, noch ohne die Verschraubungspunkte. So geht es von Station zu Station weiter bis ein komplettes Dämpfergehäuse fertig ist.
Auch für die Verstellringe wird ein fettes Alurohr in Scheiben geschnitten, Gewinde rein geschnitten und am Ende mit Polyamid überzogen.
Leider konnte ich nicht jede Station im Detail anschauen. Das ist natürlich auch eine Zeitfrage. Aufgefallen ist, das da durchaus noch eine ganze Menge Menschen an der Fertigung beteiligt sind. Es ist also nicht so, das man vorne Rohmaterial in die Maschine rein steckt und am Ende fällt das fertige Federbein heraus.
Danach ging es in eine andere Halle zur Endmontage. Hier werden die noch leeren Dämpfergehäuse, Kolbenstangen, Kolben und Ventile zum fertigen Federbein zusammengesetzt. Das alles ist dann Handarbeit. Das machen keine Roboter. Und das ist teils echt fummelig. So ein Bodenventil für die Verstellung ist ein ziemlich winziges Teil. Am Ende der Montage wird jeder einzelne Dämpfer getestet. D.h. er wird in eine Vorrichtung eingespannt, die den Dämpfer bewegt. Es werden dann die Kennlinien für Low- und HighSpeed Bereich aufgezeichnet. Ist der Dämpfer im Soll, dann geht er weiter, liegt er außerhalb der Toleranz, dann wieder er wieder zerlegt und das Problem korrigiert.
Und ja, es wird jeder einzelne Dämpfer getestet. Nicht nur Stichproben.
Am Ende der Fertigung kommt noch die Verpackung. Auch hier alles von Hand.
Zwischendurch habe ich natürlich kurz das Lager zu sehen bekommen.
Ich hätte mir das durchaus gerne noch länger angesehen. Aber die Mitarbeiterin hat natürlich auch nicht den halben Tag Zeit mir dort die Firma zu zeigen.
Alles in allem war der Tag super interessant.
Zum Fahrwerk selbst:
Meine größte Befürchtung war, das das Fahrwerk zu hart wird.
Ich habe schon einmal mit einem Gewinde eines namhaften Herstellers richtig ins Klo gegriffen. Das war damals in einem Seat Exeo. Das Fahrwerk war von Bilstein. Zuerst hatte ich da ein B14. Angeblich abgestimmt auf der Nordschleife. Nun ja, das Ding war einfach brutal hart. Für normale Straßen fast unfahrbar. An die Nordschleifenabstimmung kann ich da auch nicht so recht glauben, denn die Nordschleife zeichnet sich durch eher buckeligen Belag aus. Garniert wurde das Ganze zuerst mit Knackgeräuschen, nach Korrektur queitschte das Ding beim Federn. Als Entschädigung und weil man die Geräusche nicht in den Griff bekam, erhielt ich dann von Bilstein das härteverstellbare B16. Leider war das auf der weichesten Einstellung immer noch bockelhart. Wenigest machte es keine Geräusche mehr.
Mit dieser Vorerfahrung stand ich dem Projekt KW doch etwas kritisch gegenüber.
Im Ergebnis muss ich aber sagen, das meine Befürchtngen unbegründet waren. Das ST X ist von seiner Abstimmung her durchaus auf der sportlichen Seite. Dennoch hat es noich hinreichend Restkomfort, das man auch im daily Driver damit klar kommt. Manches macht es aus Komfortgesichtspunkten sogar besser als das Serienfahrwerk.
Ich hatte bei der Abfahrt von KW erstmal einige Kilometer Landstraße vor. Mit teil kurvigen Abschnitten, teilweise in Waldstücken noch feuchte Straße und auch mit schlechtem Fahrbahnbelag. Also eigentlich ganz gute Bedingungen zum Testen. Leider habe ich dort keine Steckenkenntnis, weshalt ich es erstmal vorsichtig anging.
Schnell gewann ich Vertrauen zum Fahrwerk. Das Fahrverhalten hat mit der Serie nicht mehr viel zu tun. Das Einlenken geht direkt und zackig. Gefühlt verpufft bei der Serie die halbe Lenkarbeit in Karosseriewanken, was jetzt komplett weg ist. Seitenneigung Fehlanzeige. Lenkbefehlen wird umgehend Folge geleistet.
Auch bekommt man gutes Feedback über die Fahrbahnbeschaffenheit. Interessant ist, das das geht, ohne das es sich nach Rüttelplatte anfühlt. Das Fahrwerk spricht auf kleine Unebenheit gut an, ohne sie aus dem Feedback komplett verschwinden zu lassen. Man spürt den Unterrgrund, ohne das sich das hart anfühlen würde.
Dabei kommen aber weniger Geräusche vom Fahrwerk durch, als das beim Serienfahrwerk der Fall war. Rumpeln oder Poltern habe ich hier nicht mehr gehört.
Werden die Unebenheiten gröber, dann bügelt das Fahrwerk dies dann natürlich nicht mehr so weg. Harte Stöße kommen dann schon durch. Aber bei weitem nicht so brutal, wie das bei oben genanntem Bilstein der Fall war. Vor allem hat das Fahrzeug aber in jeder Situaion satten Fahrbahnkontakt. Beim Bilstein hatte man stellenweise durchaus das Gefühl, das ein Rad über eine Welle mal keinen Kontakt mehr hatte.
Alles in allem kann man für die Landstraße sagen: Straßenlage ist eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Was ich von vorgenanntem Bilstein nicht behaupten konnte. Hier zeigt sich auch, das härter nicht immer besser ist.
Ich habe ein wunderbares Feedback von der Straße. Einlenken geht wunderbar direkt. Und auch wenn man es mal etwas übertreibt kann man das sehr gut kontrollieren. Man merkt auch sehr gut, wenn die Räder den Grip langsam verlieren.
Danach ging es auf die Autobahn. Autobahnfahrten empfand ich mit dem Bilstein immer als extrem anstrengend, weil es durch die Härte ein ständiges Gewackle und Geschüttel war.
Beim den ST hatte es sich auf der Landstraße schon angedeutet. Es filtert kleine Unebenheit gut, ohne einen dabei zu sehr von der Straße zu entkoppeln. Dadurch ergibt sich ein sehr entspanntes Fahren. Das Auto folgt sauber allen Lenkbefehlen. Auch bei hohem Tempo. Er liegt satt und ruhig auf der Straße. Ehrlich gesagt ist der Mazda da kaum wieder zu erkennen. Die Straßenlage ist regelrecht souverän, was ich vorher nicht behaupten konnte. In dieser Form auch nicht nach der Einstellung bei Wolfgang Weber.
So, das solls erstmal gewesen sein.