Mitsubishi L200 Pickup - Für Freizeit und Abenteuer
Es ist schon eine kleine, aber eingeschworene Fangemeinde, die, wie Mitsubishi Deutschlandchef Walter Wundrich zugibt, hierzulande mit Pickups unterwegs ist. Dieser besonderen Fahrzeugart mit wahlweise einfacher oder doppelter Kabine und anschließender offener Ladepritsche haftet der Ruch von Cowboy und Handwerker, Macho und Möchtegern an. Pickups sind die Western-Wagen des automobilen Zeitalters auf dem Treck durch die Wüsten der Großstädte. Sie sehen praktisch aus, sind es dann aber in den regnerischen Breiten wieder nicht, sie gaukeln Motorenpower satt vor und bleiben doch auf Autobahnsteigungen schlapp. Pickups erscheinen im Land des Automobilerfinders wie eine Antwort auf Fragen, die keiner stellte.
Aber dennoch werden pro Jahr 8000 dieser Pritschenfahrzeuge in Deutschland zugelassen und für das laufende rechnet Marktführer Mitsubishi mit einer Steigerung um satte 25 Prozent auf 10000 Einheiten. Seinen Optimismus bezieht Wundrich aus den neuen Modellen, wie sie auch die Konkurrenz etwa Toyota mit Hilux oder Nissans Navara auf den Markt bringen und einer Positionierung auf dem Markt. Laut Marketing sollen die Pickups stylish werden; es soll très chic sein, mit dem Allzweckfahrzeug des Mittleren Westens vor dem Szenecafe zu parken oder über den Boulevard zu cruisen.
Dazu haben die Designer dem neuesten Pickup-Modell von Mitsubishi, dem L200, Crossover-Merkmale mitgegeben. Die Genmanipulationen haben dem seit 1976 gebauten Kleinlaster die DNA eleganter Kombilimousinen verpasst und auch auf das Erbmaterial der Vans zurückgegriffen. Gerade bei den so genannten Double-Cabs, der viersitzigen Variante mit dem großen Innenraum ist es gelungen, den Hauch von Wohnzimmer-Wohlfühl-Ambiente in die karge Plastiklandschaft zu zaubern. Zur Highline-Ausstattung gehören dann auch Ledergestühl, Holzapplikationen und hautsympatische Oberflächen. Auch wurde die Front deutlich geglättet und - Fußgängerschutz sei dank -, auf Cowbar, Gitter oder martialisch wirkende Rammstoßstangen nolens-volens verzichtet. Der Karosserie tut die Weichspülung gut, die Aerodynamik wird verbessert, die Akzeptanz im Straßenverkehr erhöht und das Image neu justiert.
Lastesel für Freizeitvergnügen
Derart vom Machohaften befreit, soll die 100.000er-Marke von den Pickups in Europa deutlich genommen und die 0,7 Prozent des Gesamtmarktes angehoben werden. Am liebsten wäre - nicht nur den Mitsubishi Verkäufern, sondern auch den beiden anderen japanischen Anbietern, Nissan und Toyota -, dass in Deutschland sich die Pickups ähnlicher Beliebtheit erfreuten wie im britischen Königreich, Tschechien oder den Südländern Spanien und Portugal. Der Verkaufshimmel dafür könnte ich aufklaren. Denn die boomende Freizeitgesellschaft verlangt nach Transportvolumen, um Surfbretter, Tauchflaschen oder andere sperrige Ausrüstung zu transportieren. Auch passen die beliebten vierrädrigen Quads passabel auf die Ladefläche. Für Motorräder sind passende Laderampen und Verzurrösen im umfangreichen Zubehörangebot. Denn gerade hier macht sich der Trend bemerkbar, dass lange Anreisen auf eigener Achse die Biker nerven und sie liebend gern ihr Zweirad an den Start der großen Pässefahrt bringen. Ein spezielles Hardtop über die Ladefläche gestülpt wird darüberhinaus der Pickup zur Kombi-Alternative.
Mit der Single-Cab-Variante und der großen Pritsche oder der Club-Cab mit verlängerter Vier-Personen-Kabine sowie dem viertürigen Double-Cab sind die Claims abgesteckt. Letztlich entscheidet der Einsatzzweck, für welche der drei Möglichkeiten sich er Käufer entscheidet. Klar dürfte die Motorisierung sein. Der Direkteinspritzer Turbodiesel leistet aus 2,5 Litern Hubraum 136 PS und ist zwar kein Ausbund an Agilität aber auch auf Autobahnen mit 167 km/h Spitze flott unterwegs. Ab der zweiten Jahreshälfte ist der Partikelfilter serienmäßig und kann für die älteren Modellen nachgerüstet werden.
Die Fahreigenschaften sind Pkwhaft. Selbst beim Allrad kommt nicht das Gefühl hinterm Lenkrad auf, einen Lastwagen oder störrischen Bock zu pilotieren. Natürlich sind die Fahrgeräusche höher, ohne zu dröhnen, surren die Winterreifen lauter als in Komfortlimousinen, wie sich überhaupt alle Bedienelemente sich robuster anfühlen und angefasst werden müssen. Aber das ist nicht von Schaden, macht vielmehr den Reiz aus, in einem etwas anderen Fahrzeug zu sitzen – ohne sich komplett umstellen zu müssen. Gut zu wissen dabei, dass die Bremsen vorzüglich ihren Dienst verrichten, der Allradantrieb mit einem durch Dick und Dünn geht und am hinteren Haken eine 2,7 Tonnen schwere Anhängerlast gezogen werden kann. Das grenzenlose Freizeitvergnügen kann beginnen, das Abenteuer wartet. Eingestiegen wird ab 21 990 Euro. Es können aber auch 32.000 Euro werden.