Super E10
Preis, tanken & E20 (ADAC) Die Vor- und Nachteile von E10
Seit 2011 ist an deutschen Tankstellen der Kraftstoff Super E10 zu haben, mit dem mittlerweile ein Großteil aller Fahrzeuge betankt werden kann. Doch was ist zu tun, wenn das Auto nur Super E5 verträgt? Gibt es Unterschiede beim Preis? Und kommt bald ein neuer Kraftstoff E20 hinzu?
Preis: Ist Super E10 tanken günstiger?
War der zulässige Ethanolanteil in Ottokraftstoffen bis vor einigen Jahren noch auf maximal fünf Prozent beschränkt, ist seit Anfang des Jahres 2011 neben Super E5 auch Super E10 mit einem Ethanol-Anteil von maximal zehn Prozent an Tankstellen zu finden. Die Beimischung von einem höheren Prozentsatz Bioethanol in fossilem Ottokraftstoff soll für eine Reduzierung des Verbrauchs fossiler Energie und CO2-Emissionen sorgen. Doch auch gut zehn Jahre nach der Einführung ist der Biokraftstoff politisch wie wirtschaftlich umstritten und bleibt ein Verkaufsflop: Laut Angaben des Bundesverbands der deutschen Bioehtanolwirtschaft machte Super E10 mit 13,7 Prozent in 2019 nur einen geringen Marktanteil unter den Benzin-Kraftstoffen aus. Der klassische Kraftstoff, also Super E5, kam demnach mit 14,7 Millionen Tonnen auf einen Marktanteil von 81,7 Prozent. Ein verstärkender Faktor für dieses Ungleichgewicht könnte möglicherweise der nicht mehr vorhandene Preisunterschied beider Kraftstoffsorten sein: Super E10 war in der Vergangenheit stets etwa ein bis zwei Cent günstiger als E5, um Autofahrerinnen und Autofahrern einen Anreiz für die Verwendung des Biokraftstoffs zu bieten. Mittlerweile ist diese "traditionelle" Differenz jedoch nicht mehr immer vorhanden. So war der Biosprit Super E10 etwa im Januar 2020 zeitweise sogar teurer als herkömmliches Superbenzin. Doch: Ist E10 drei oder mehr Cent günstiger als E5, steigt auch der Absatz spürbar an.
Darf mein Auto Super E10 oder nur Super E5 tanken?
Mit Super E10 kann seit 2021 jeder in Deutschland zugelassene Neuwagen mit Benzinmotor betankt werden. Schäden oder Leckagen können also ausgeschlossen werden. Fahrzeugbesitzer:innen finden entsprechende Hinweise in der Bedienungsanleitung ihres Fahrzeugs. Auch wer ein älteres Modell besitzt, sollte einen Blick in die Angaben des jeweiligen Herstellers werfen, um herauszufinden, ob das eigene Auto mit einem Kraftstoff mit höherem Ethanolanteil betanken können. Häufig stellen die Autobauer auf ihren Internetseiten entsprechende Informationen bereit. Aber auch die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat in einer kostenlosen Broschüre eine entsprechende Übersicht erstellt. Im Zweifel sollten sich Autobesitzerinnen und -besitzer vor dem Tanken von Super E10 von einem Vertragshändler beraten lassen. Liegt eine offizielle Freigabe für Super E10 als Kraftstoff für ein Fahrzeug vor, sind dementsprechend keine Schäden zu erwarten und auch eine zwischen E10 und E5 wechselnde Betankung ist möglich. Sollten trotz Freigabe Schäden auftreten, die auf die Betankung mit E10 zurückzuführen sind, ist nach Ansicht des ADAC der Hersteller für diese haftbar. Auch einen deutlichen Mehrverbrauch müssen Autofahrerinnen und Autofahrer laut Automobilclub nicht befürchten: Würden Heizwert und Dichte des Kraftstoffs berücksichtigt, ergebe sich lediglich ein "theoretischer" Wert von rund einem Prozent. Übrigens
werden in vielen Ländern Kraftstoffe mit deutlichem höherem E-Anteil verkauft – ohne technische Probleme.
Auto verträgt nur Super E5: Was ist zu tun?
Im schlimmsten Fall kann eine falsche Betankung mit Super E10 für nachhaltige Schäden am Fahrzeug sorgen. Mercedes und Ford sind die einzigen Hersteller, bei deren Fahrzeugen in Falle eines einmaligen Irrtums das anschließende Nachtanken von Super E5 genügen soll. Bei allen anderen Fahrzeugen, die keine offizielle Freigabe für Super E10 haben, sollten Autobesitzer im Ernstfall unbedingt die entsprechenden Hinweise des Herstellers beachten. Unter Umständen kann es ausreichen, den Tank mit einem ethanolarmen Kraftstoff (z.B. Super Plus) aufzufüllen und so ein möglichst unkritisches Ethanol-Mischverhältnis wiederherzustellen. Je nach Herstellerangabe kann aber auch das Abpumpen des Kraftstoffes notwendig sein, um ernste Schäden zu vermeiden.
ADAC-Umfrage: Warum Super E10 kaum getankt wird
Unsicherheit, Unwissenheit oder schlicht Gewohnheit – es gibt viele Gründe, warum hierzulande immer noch nur wenige Fahrerinnen und Fahrer von Benzin-Pkw den Kraftstoff Super E10 tanken. Das zeigt eine Online-Umfrage des ADAC von mehr als 1800 Personen zu den Ursachen der zurückhaltenden Nutzung. Gut die Hälfte der Befragten, die E10 nicht tanken, hat laut ADAC Umfrage nach wie vor Bedenken, ob ihr Auto Super E10 aus technischer Sicht verträgt. Die Unsicherheit darüber, ob das eigene Fahrzeug E10 verträgt, ist groß, teilweise fehlen korrekte Informationen über die Verträglichkeit. Weitere Gründe, warum E10 häufig gemieden wird, sind mangelhafte Kenntnisse über die Vor- und Nachteile dieser Benzin-Sorte. Verbreitet ist auch die Sorge, dass der Kraftstoffverbrauch und damit die Kosten durch Super E10 steigen könnten. Ein weiterer Teil der Befragten hat Bedenken bezüglich des Umwelt- und Klimaschutzes. Der vergleichsweise niedrige Preis von Super E10 – im deutschlandweiten Schnitt kostet ein Liter derzeit rund fünf Cent weniger als Super – ist für 72 Prozent derjenigen Befragten ausschlaggebend, die E10 tanken. Und immerhin 37 Prozent der E10-Tankenden geben an, den Kraftstoff aus Umwelt- und Klimaschutzgründen zu wählen.
Bessere CO2-Bilanz durch Super E10?
Nit dem "Strecken" von klassischem Benzin durch Alkohol der Anteil und der Verbrauch von fossilem Kraftstoff verringert. Und weil der Kohlenstoff aus dem Agrar-Ethanol zuvor von den Pflanzen aus der Atmosphäre gebunden wurde, ist die CO2-Bilanz um ein Vielfaches besser und verläuft im Idealfall sogar in einem Kreislauf. Im Vergleich zum fossilen Benzin liegen die Treibhausgasemissionen von Agrar-Ethanol um 60 bis 75 Prozent niedriger. Zudem verbrennt Ethanol sauberer und emittiert weniger CO2 als Benzin. Durch mehr Agrar-Kraftstoffe könnte der CO2-Ausstoß der bestehenden Fahrzeugflotte also relativ einfach und schnell reduziert werden. Einen Haken hat die Vision allerdings: In Deutschland und Europa sind die Anbauflächen begrenzt. Von 11,7 Millionen Hektar Ackerfläche in Deutschland werden gerade knapp drei Prozent für die Herstellung von Ethanol genutzt. Um den jetzigen Bedarf zu decken, müsste die Fläche eigentlich doppelt so groß sein. Also wird "Bioethanol" importiert, denn auch weltweit werden die sogenannten Energiepflanzen Getreide, Mais oder Zuckerrohr mit stark wachsendem Anteil für die Ethanolproduktion angebaut. Mit zwei gewaltigen Nachteilen: Zum einen steht die Erzeugung in direkter Konkurrenz zu Nahrungsmitteln. Ein höherer Ethanolbedarf führt einfach gesagt also zu teurerem Essen – vor allem in armen Ländern. Zum anderen werden für mehr Ackerland immer mehr Urflächen wie Regenwald oder Moorlandschaften vernichtet. Die bessere CO2-Bilanz wird in diesem Fall ad absurdum geführt, da allein die Urbarmachung von Land extrem energieaufwendig ist. Ganz zu schweigen von der Vernichtung wilder Lebensräume. Dagegen kann auch eine deutsche Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung wenig ausrichten – selbst wenn sie vorschreibt, dass die hierzulande angebotenen Kraftstoffe eine Treibhausgasminderung von mindestens 60 Prozent erzielen müssen.
ADAC schlägt Super E20 vor
Der ADAC hat im November 2020 zum Klimaschutz eine höhere Beimischquote von Bioethanol in Kraftstoffen vorgeschlagen. "Der Anteil der Autofahrer, die tatsächlich Super E10 tanken, ist hierzulande denkbar gering, die CO2-Einsparpotenziale sind also bei weitem nicht ausschöpft und umfassen bis zu drei Millionen Tonnen CO2 jährlich", sagte Karsten Schulze, Technikpräsident des Automobilclubs, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Über eine stärkere Beimischungsquote von zehn auf 20 Prozent Bioethanol ließen sich die Einsparpotenziale noch einmal deutlich erhöhen." Schulze sprach sich in diesem Zuge deutlich für Technologieoffenheit und die Weiterentwicklung von Kraftstoffen aus, um die Klimaziele zu erreichen. Auch der Verbrennungsmotor könne so perspektivisch klimaneutral werden. "Allein über Neufahrzeuge, also den Austausch der Fahrzeugflotte, werden sich die Klimaschutzziele nicht zeitgerecht erreichen lassen", sagte er.
Die Vor- und Nachteile von Super E10
Vorteile | Nachteile |
Derzeit gut sechs Cent günstiger als E5 Für den Großteil der Tankstellenkundschaft ist das ein überzeugender Faktor | Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung Getreide, Mais oder Zuckerrohr landen im Tank oder im Magen - eine Grundsatzentscheidung |
Geringerer CO2-Ausstoß von Ethanol Im Vergleich zu E5 liegt der Vorteil bei immerhin etwa 3,5 Prozent | Für manch ältere Motoren nicht verträglich Spätestens seit 2012 sind aber alle Autos E10-tauglich |
Senkt Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen Weil der herkömmliche Kraftstoff "gestreckt" wird, sinkt der Anteil fossiler Brennstoffe | Landnutzungsänderungen mit fatalen Auswirkungen Werden Regenwald oder Moore in Ackerflächen verwandelt, schadet das Umwelt und Klima |
Nachwachsende Rohstoffe für die Produktion Theoretisch ist der Energievorrat durch die Pflanzenproduktion unendlich. | Geringer Mehrverbrauch Geringerer Energiegehalt - höherer Verbrauch. Der der liegt im Bereich der Messtoleranz, also unter zwei Prozent. |
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