Kulturstaatsministerin Grütters zur Kino-Rettung
"Wir wollen das Kino unterstützen"
445 Millionen Euro Förderung, aber die Besucherzahlen sinken: Wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters
den Produktionsstandort Deutschland stärken und das Kino gegen Netflix verteidigen möchte.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hält nichts von dem Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten
Markus Söder, alle regionalen und bundesweiten Filmfördertöpfe zu einer „Nationalen Film GmbH“ zu vereinen.
„Es gibt kein Interesse daran, Fördermechanismen in ihrer Gesamtheit zusammenzuführen“, sagte sie der
„Süddeutschen Zeitung“. Über eine „noch weitergehende Harmonisierung“ der staatlichen Filmsubventionen
mit einem Gesamtvolumen von jährlich 445 Millionen Euro (davon 322 Millionen Euro Produktionsförderung)
könne man nachdenken. Die CDU-Politikerin bezweifelt allerdings, dass Bayern für eine solche Harmonisier-
ung seinen Grundsatz ändern würde, demzufolge bayerische Fördergelder nur in Bayern ausgegeben werden
dürfen.
Im SZ-Gespräch geht Grütters auch auf die Netflix-Debatte ein, allerdings widersprüchlich. Zum einen wünscht
sie sich, dass im Berlinale-Wettbewerb ausschließlich Filme laufen, die im Kino ausgewertet werden, also keine
Produktionen von Streaminganbietern. Sie wolle der neuen Festivalleitung aber nichts vorschreiben. Im Tages-
spiegel-Interview vom Mittwoch sagte der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian, er sei sich mit Festival-Geschäfts-
führerin Mariette Rissenbeek einig, „dass wir Netflix nicht boykottieren werden“. Die Berlinale dürfe sich nicht von
einer jüngeren Generation entfernen, „für die Netflix so selbstverständlich zum Filmerlebnis gehört wie ein
Kinobesuch“.
Der Netflix-Streit dreht sich nicht nur um die Wettbewerbsteilnahme bei Festivals, sondern auch um das soge-
nannte Zeitfenster. Bisher darf ein Film mindestens sechs Monate ausschließlich im Kino gezeigt werden, bevor
er weiterverwertet wird – diese gesetzliche Regelung schützt die Filmtheater. Hierzu sagt Grütters, man müsse
in der „Fördersystematik flexibler werden“, das sei ein Top-Thema. Will sie den Kinoschutz lockern, obwohl sie
sich von der Berlinale ein strikteres Verhalten wünscht? Die nächste Novelle des Filmfördergesetzes steht 2021
an.
Netflix hatte bis 2018 keine Abgaben an die Filmförderanstalt (FFA) geleistet, wie sie für Filmverwerter eigentlich
Pflicht sind – vor allem, wenn sie selbst Fördergelder beantragen. Nach zähen Verhandlungen mit der FFA zahlt
Netflix nun. Amazon hatte von Anfang an Abgaben geleistet; mit anderen Streamingdiensten etwa von Apple und
Microsoft führt die FFA noch Gespräche, ist aber zuversichtlich.
Speziell für die Föderung und Modernisierung der deutschen Kinos können Betreiber 2019 noch 5 Millionen EUR
Föderprämien abrufen. Im kommenden Jahr werden fast 20 Millionen EUR aus dem Bundeshaushalt für diesen
Zweck und zum Erhalt der Kinos als Stätte der kulturellen Begegnung bereitgestellt.
Will Grütters von der kulturellen Filmförderung abweichen?
Aufhorchen lässt Grütters’ Sorge um die Filmwirtschaft, die 2018 starke Einbußen beim Umsatz und den
Besucherzahlen verzeichnete, um rund 15 Prozent. „Dabei waren die Fördertöpfe nie besser gefüllt als heute.“
Der Zusatz suggeriert, die deutsche Filmförderung ziele vor allem auf Auswertungserfolge. Dies ist jedoch nicht
der Fall: Die Ländertöpfe betreiben vorrangig Standortförderung und allgemeine Wirtschaftsförderung, der
DFFF II-Fonds (75 Mio Euro) will ausländische Großproduktionen anlocken, andere Töpfe sind explizit für kultur-
elle Filmförderung ausgewiesen oder für vom Markt benachteiligte Produktionen und Genres. Will Grütters davon
abrücken und die Förderung künftig mehr an den Kassenerfolg binden?
https://www.tagesspiegel.de/ku…r-berlinale/24857702.html
Wann warst du das letzte Mal im Kino und welcher Film wurde da gezeigt ?