Heute morgen wurde im Pinneberger Tageblatt die Bilanz zum 03.12.2012 eines erst am 19.09.2012 in Schenefeld eingerichteten Blitzers veröffentlicht. Das Gerät steht stadtauswärts etwa 80 m vor dem Ortsausgang auf eine vierspurige Kraftstraße bzw. ortseingangs hinter dem Ortsbeginn - das Tempo wird von 100 - 80 - 60 schon etwa einen Kilometer vor dem Ortsbeginn heruntergeregelt. Es ist jeweils nur eine Seite in Betrieb, die Geräte stehen zudem unmittelbar neben einer Fußgängerampel.
Die Installation wurde nicht nur in der lokalen Presse angekündigt und die Geräte stehen in einer eigentlich gut sichtbaren Säule.
ZitatAlles anzeigenPinneberger Tageblatt vom 19.12.2012
Mit Tempo 136 durch Schenefeld
SCHENEFELD. Im Schenefelder Rathaus erzählen sich die Kollegen gern die Geschichte vom Porsche-Fahrer. Der steht zur Mittagszeit an der roten Ampel vor dem "Stadtzentrum". Bei Grün gibt er Gas, schießt in Richtung Pinneberg - und wird Sekunden später kurz hinter der nächsten Ampel geblitzt.
Seit genau drei Monaten sind die beiden stationären Blitzgeräte an der LSE, direkt an der Luninez-Brücke, scharf gestellt. Und schon jetzt steht fest: Schenefelds Blitzer brechen alle Negativ- Rekorde. "Wir sind erschrocken und erschüttert. Das hätten wir so nicht erwartet", sagt Dörte Koppelmann, Leiterin der Bußgeldstelle beim Kreis Pinneberg.
Die nackten Zahlen: Zwischen dem 19. September und dem 3. Dezember hat die Verkehrsbehörde 2071 Bußgeldverfahren eingeleitet. 295 Fahrverbote wurden verhängt. Zum Vergleich: In Rellingen, Bilsen, Heede, Borstel-Hohenraden, Bokholt-Hanredder und Heidgraben stehen ebenfalls stationäre Blitzer. Insgesamt wurden an diesen Standorten zusammen im Jahr 2012 nur 1844 Bußgeldverfahren eingeleitet und 90 Führerscheine eingezogen.
Der Rekord-Blitzer: Im Wochenrhythmus werden die Daten ausgewertet. Die Mitarbeiter kommen kaum noch hinterher. Koppelmann geht davon aus, dass in Schenefeld bisher sogar schon zirka 10 000 Autofahrer ertappt wurden, die sich nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit - es gilt Tempo 50 - gehalten haben. Denn der Kreis ist nur für das Bußgeld zuständig, also wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 20 Stundenkilometer überschritten wird. Für Verwarnungen ist die Polizei in Neumünster verantwortlich.
Nicht nur die Anzahl der Verstöße, auch das Geschwindigkeitsniveau bereitet der Polizei und der Behörde Kopfzerbrechen. Ein Mercedes-Fahrer wurde mit 136 Stundenkilometern auf der Altonaer Chaussee vor dem "Stadtzentrum" erwischt. "Nicht mitten in der Nacht, sondern am frühen Abend", betont Koppelmann.
Kein Einzelfall: Gerast wird vor allem stadtauswärts - und vor allem Männer drücken das Gaspedal durch. Ein Wiederholungstäter musste die Rekordstrafe von 1536 Euro zahlen. Sein Auto musste er anschließend drei Monate stehen lassen. Er war 65 Stundenkilometer zu schnell. Ebenfalls rekordverdächtig: Ein Autofahrer wurde innerhalb eines Monats vier Mal geblitzt.
Für den Einsatz der Geschwindigkeitsüberwachung in Schenefeld hatte sich vor allem die Polizei stark gemacht. Seit 2005 gibt es die "Blitzer-Kooperation" mit dem Kreis. 100 000 Euro wurden in Schenefeld investiert, um den Rasern an diesem Gefahrenpunkt Einhalt zu gebieten. Allein an Bußgeldern wurden schon 220 105 Euro verhängt. Die Gesamteinnahmen werden zwischen dem Kreis und dem Land aufgeteilt. Die Stadt Schenefeld profitiert finanziell nicht vom Blitzer-Einsatz in der eigenen Stadt.
Abzocke: Mit diesem Vorwurf wird Koppelmann immer wieder konfrontiert - persönlich, telefonisch, per Brief. Die häufigste Beschwerden: Die beiden Blitzer - es ist immer nur einer scharf gestellt - stünden zu dicht an den Ortsschildern. Doch dieses Argument lässt die 40-Jährige nicht gelten. "Die Geschwindigkeit wird nicht auf Höhe der Säulen gemessen, sondern per Lasertechnik viel früher, im sicherheitsrelevanten Bereich."
Koppelmanns Erkenntnis: "Das Unrechtsbewusstsein hat nachgelassen." Koppelmanns Fazit: "Der Standort für die Blitzer in Schenefeld ist genau richtig gewählt." Es gehe darum, die Sicherheit zu erhöhen.
Schon bald könnte es nicht nur Rasern, sondern auch Rotlichtsündern an den Kragen gehen. Laut Koppelmann gibt es an der Ampelanlage unter der Luninez-Brücke massive Verstöße. "Die Blitzer können nachgerüstet werden", sagt die Leiterin der Bußgeldstelle.
295 Fahrverbote in 76 Tagen, also etwa vier pro Tag, bei den Bußgeldverfahren etwa 30 pro Tag. Die Zahlen sind kaum zu glauben, drücken aber genau das aus, was man täglich auf den Straßen beobachten kann - absolute Rücksichtslosigkeit in nahezu jeder Beziehung.
Gestern wurde mir innerorts auf einer Strecke von 800 m dreimal die Vorfahrt genommen, zwei davon wollten nur mal eben schnell über die Straße, allerdings zunächst als Rechtseinbieger und dann als Linksabbieger - hinter mir war alles frei, nur Gegenverkehr war da. Nummer Drei ist dann an der nächsten Ampel noch bei Kirschgrün durchgehuscht.
Wenn die Verkehrsüberwachung privatisiert werden sollte, mache ich mich sofort selbständig. 40 Führerscheine in der Stunde schaffe ich locker mit einer Videokamera auf dem Armaturenbrett. Drei Rotlichtverstöße an praktisch jeder Ampel auf dreispurigen Straßen sind in Hamburg Standard und das Umland passt sich zunehmend an - es fehlen nur die dreispurigen Straßen.