E-Mobilität - In Zukunft könnten Autos auf Sonnenbahnen fahren

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  • Die Geschichte des Autoverkehrs ist reich an Ideen, die nie verwirklicht wurden. Was aber wenig über ihre Machbarkeit sagt. Jetzt schlägt ein Ingenieur vor, alle Autobahnen zu überdachen und die Dächer mit Solarzellen zu bestücken. Die würden 16 Mal so viel Strom liefern wie Deutschlands größtes Atomkraftwerk.



    Foto: welt.de/ Setzer


    Die Autobahn der Zukunft könnte als Solarkraftwerk dienen. 50 Prozent der Fläche würden sich nach Schätzungen der Ideengeber für Fotovoltaikmodule eignen.


    Das Perpetuum mobile. Diese sinnlose Maschine, der so viele Erfinder schon nachgejagt haben wie der Formel, die Stein in Gold verwandelt. Über das Perpetuum mobile kann Frank Lessing aus Dresden nur lachen. Wie sollte es auch ein Fahrzeug geben, das aus sich selbst heraus fahren kann, das die verbrauchte Energie gleich wieder umsetzt in frische Kraft? Lessing (59) ist kein Verzweifelter, Lessing ist Ingenieur, er kennt die Grundrechenarten der Naturwissenschaft. Er ist nicht einmal ein Erfinder. Er hat nur eine Idee, nicht zum Patent angemeldet, frei verfügbar für alle. Lessing will die Autobahnen überdachen.


    Nicht, um die Autos vor Regen zu schützen. Sondern, um sie mit Energie zu versorgen – und nicht nur sie. Wären alle Autobahnen überdacht und wären alle Dächer mit Solarzellen bestückt, so wäre dieses 12.500 Kilometer lange Kraftwerk, das sich durch ganz Deutschland schlängelte, in der Lage, die Stromproduktion von mehreren Atomkraftwerken zu ersetzen. Für die Autos fiele genügend ab, jedenfalls für die richtigen Autos, solche mit Elektroantrieb.


    „Ich habe überhaupt nichts gegen Autos, meinetwegen kann jeder zwei davon haben“, sagt Lessing. „Ich habe nur etwas gegen den Kraftstoff, mit dem sie fahren.“


    Lessings Gedanke, das gibt er selbst zu, ist nicht neu. Der Grafiker Karlheinz Schulz (82) aus dem hessischen Babenhausen hat etwas Ähnliches schon 1984 und dann wieder 2002 zum Patent angemeldet: Solektron. Dieses Konzept geht davon aus, dass 8000 Autobahnkilometer geeignet sind für eine Überdachung, was insgesamt 16.000 Megawatt an elektrischer Leistung bringen soll.


    Die Kosten allerdings wären extrem hoch, weil Schulz eine aufwendige Trägerkonstruktion für seine Überdachung ersonnen hat, auf der sogar Hubschrauber landen können. „Damals waren die Fotovoltaikmodule auch noch dreimal so schwer wie heute“, sagt Lessing. „Jetzt wiegen sie nur noch 20 Kilo pro Quadratmeter.“ Schulz stört das nicht. „Ich sehe es so, dass der, der meine Idee in Besitz nimmt, Techniker hat, die ihm sagen, wie man es am besten macht.“ Auch für Schulz zählt nur die Idee, er möchte daran allerdings verdienen. „Das Urheberrecht liegt bei mir.“


    Wer auch immer einsteigt, muss sehr viel Geld mitbringen. Etwa 18 Milliarden Euro pro Jahr seien nötig, schreibt Lessing in seinem Konzept, um die gesamte Autobahn mit Solarzellen zu überdachen, und das für einen Zeitraum von 20 Jahren.


    Aber es ist gar nicht das Geld, schließlich kann der Investor ja auch den Solarstrom verkaufen. Das Problem dieser Idee ist: Man kann es sich einfach nicht vorstellen. Selbst Wolfgang Lohbeck, bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace zuständig für Autothemen, sagt: „Die Idee, Tausende von Quadratkilometern zu überdachen mit teurer Technik, widerstrebt mir erst einmal.“ Im Gespräch hat er dann aber sogar noch weiter führende Gedanken. Man könnte doch Stromschienen oder Oberleitungen einsetzen und die Autos auf der Bahn automatisch führen. „Rechts fahren sie 80, links 120, natürlich zusammengekoppelt. Das würde enorme Einsparungen bringen.“


    So weit will Lessing nicht gehen. Er will nur die Autobahn, die ohnehin schon die Landschaft zerschneide, effektiv nutzen: Der insgesamt 950 Quadratkilometer große Solarpark soll 95 Gigawatt leisten, so viel wie 16 Exemplare des größten deutschen Kernkraftwerkes. Die Sonnenbahn, so nennt Lessing seine Idee, könnte 76 Millionen Megawattstunden Strom erzeugen, was für 15 Millionen Vierpersonenhaushalte ausreichen würde – oder, nach den Zahlen von Greenpeace, für 38 Millionen Elektroautos.


    Greenpeace-Experte Lohbeck rechnet allerdings noch mit den heutigen E-Mobilen, also kleinen Fahrzeugen, die auf Kurzstrecken eingesetzt werden. Ihre jährliche Fahrleistung veranschlagt er mit 7500 Kilometern, etwa der Hälfte des Durchschnitts. Sollten Elektroautos jemals ihre Batterieprobleme lösen und auch für die Langstrecke taugen, würde Lessings Autobahnstrom für knapp 20 Millionen Autos reichen – gut 40 Prozent des Bestandes in Deutschland.


    Bis das so weit ist, könnte es allerdings noch dauern. Die Bundesregierung plant, dass bis 2020 eine Million Autos mit Strom fahren. Sie erbrächten aber nur ein Prozent der Gesamtfahrleistung in Deutschland. „Es werden Lösungen für die anderen 99 Prozent gesucht“, sagt Greenpeace-Experte Lohbeck.


    Die Umweltorganisation setze weiterhin auf ein Tempolimit („Das bringt zwei bis drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr“), auf die Effizienzsteigerung der Motoren und auf Gewichtsverminderung. „Das heißt nach heutigem Verständnis: Wir brauchen einfachere und billigere Autos“, sagt Wolfgang Lohbeck. Und er erzählt, wie er an Opel einen Brief geschrieben habe: Greenpeace, das 1993 den ersten FCKW-freien Kühlschrank entwickelt und weltweit durchgesetzt hat, bot darin seine Hilfe an bei der Konstruktion eines neuen Opel, „der nur drei Liter verbraucht“. Es habe auch eine Reaktion von Opel-Chef Hans Demant gegeben. „Er bedankte sich und verwies auf die Erfolge, die man mit dem neuen Insignia habe.“


    Letztlich war das keine Antwort – aber besser als das, was Frank Lessings Sonnenbahn-Idee passierte. 500 Politiker, Firmen, Verbände hat er angeschrieben, nur 20 Mal kam eine Antwort. „Ich bin nicht enttäuscht“, sagt Lessing, „ich habe das erwartet. Die Menschen denken eben nicht in Generationen.“



    Welt Online

  • Super Idee, und wenns mal knallt und ein LKW die Leitplanke mit nimmt und das halbe Dach einreißt wird es auch gleich richtig teuer ...


    Sicher mag die Idee selber nicht verkehrt sein, aber ich bezweifel dass es so einfach ist. Die Kosten wären immens, davon abgesehn, besteht keine Möglichkeit die Zellen vor Diebstahl zu schützen. Es wären einfach zu viele Stellen an denen nur wenig Verkehr herscht und die Zellen leicht demontiert werden könnten.


    Positiver Nebeneffekt wäre dass man seltener im Regen fährt. Nachteil im Winter - wer schaufelt den ganzen Schnee da runter ?

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