Dresdner Unternehmen will Verbrennungsmotor retten

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    Dresdner wollen Verbrennungsmotor retten


    Der Verbrennungsmotor hat ein Image-Problem. Seine Abgase verpesten unsere Städte, machen Menschen krank und belasten das Klima. Umweltpolitiker geben ihm deshalb keine Zukunft. Viele glauben, ab 2050 werden die meisten Deutschen elektrisch fahren. Norwegen will schon in acht Jahren keine Diesel- oder Otto-Motoren mehr zulassen. Aber hat der Verbrenner wirklich keine Zukunft mehr? Gibt es keine Chance auf sauberes Benzin oder sauberen Diesel?



    Bei Sunfire in Dresden retten sie dem Verbrennungsmotor vielleicht das Überleben. Die Firma macht, vereinfacht gesagt, Benzin aus Luft und Wasser. Sie baut die Anlagen dafür. Diese spalten Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf, holen CO2 aus der Luft, trennen es und verbinden dann die vereinzelten Elemente zu einem synthetischen Öl.
    Synthetischer Kraftstoff ist klimaneutral


    Daraus kann man dann Kraftstoff machen, sagt Geschäftsführer Carl Berninghausen: "Wir haben eine Demonstrationsanlage bei uns auf den Hof gebaut. Das ist eine kleine Raffinerie. Damit haben wir gezeigt, dass es geht und haben für Audi schon einige Tonnen Kraftstoff produziert. Als nächstes sollen an Orten, wo sehr viel erneuerbare Energie wie in Norwegen ist, erste kommerzielle Anlagen gebaut werden. Da sind wir in der Engineering-Phase."
    BlueCrude nennen die Dresdner ihren synthetischen Kraftstoff. Er ist klimaneutral, denn der energieintensive chemische Herstellungsprozess wird mit Ökostrom angetrieben. Es ist eine Technologie mit gewaltigem Potenzial, sagt Robert Schlögl, Direktor vom Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion: "Ich wehre mich schon mal gegen die Definition, dass der Verbrennungsmotor keine Zukunft hat. Das ist Blödsinn."


    Problem ist der geringe Wirkungsgrad


    Schlögl ist überzeugt, dass der klimaneutrale Kraftstoff noch Jahrzehnte Diesel- und Otto-Motoren antreiben kann. Die Vorstellung, dass 2050 alle elektrisch fahren, hält er für absurd: "Da können sie erstmal das Stromnetz an Kapazität verdoppeln. Da überlegen sie mal, wie viele Tonnen Kupfer sie dafür vergraben müssen. Wenn eine Million Autos elektrisch fahren, ist das kein Problem. Das packen wir locker. Aber wenn 40 Millionen Autos elektrisch fahren, da wäre ich mir nicht so sicher, ob wir das locker packen."
    Schlögl will mit Industriepartnern zwei Großanlagen für synthetischen Kraftstoff bauen. In fünf Jahren sollen im Raum Frankfurt am Main die ersten Busse und Taxis damit fahren. Doch nicht alle sehen den synthetischen Kraftstoff so positiv. Der Autoexperte Stefan Bratzel gehört zu den Skeptikern: "Bei synthetischen Kraftstoffen ist der Wirkungsgrad sehr gering. Wir müssen zum Beispiel über Elektrolyse diesen synthetischen Kraftstoff mit Strom erstmal herstellen und dann wird der über verschiedene Umwandlungsprozesse wieder zu Benzin gemacht. Das wird wiederum verbrannt. Das heißt, wir haben einen Wirkungsgrad, der sehr niedrig ist. Rund elf Prozent in einer Lebenszyklus-Betrachtung."


    Verbrennungsmotor hat höhere Reichweite


    Bratzel argumentiert: Die Unmengen an Strom, die man für die Herstellung benötigt, könne man auch direkt in Elektroautos einspeisen. Das sei effizienter. Bei Sunfire in Dresden sieht man Elektroautos gar nicht im Widerspruch zu synthetischem Kraftstoff. Geschäftsführer Berninghausen sagt, ein Elektroauto komme ja nicht sehr weit.
    Um die Reichweite zu erhöhen, könne ein zusätzlicher Motor Strom liefern, angetrieben mit synthetischem Kraftstoff. So würden auch Hybrid-Fahrzeuge klimaneutral: "Entscheidend ist, dass wir erneuerbare Kraftstoffe brauchen, weil sie eine super dichte Form von Energie sind. Viel dichter als jede Batterie zum Beispiel, die Energie speichern kann. Und weil man sie so gut transportieren kann. Das ist der eigentliche Grund, warum wir das brauchen."


    Ein Liter Kraftstoff kostet 2,50 Euro


    Berninghausen sagt, LKW oder Flugzeuge seien für Elektroantriebe auf weiten Strecken zu schwer. Über den synthetischen Kraftstoff bekomme man sie ökologisch bewegt. Bleibt die Frage, was kostet ein Liter des Öko-Benzins? Berninghausen überlegt kurz. 2,50 Euro aus der Pilotanlage. Im Industriemaßstab ließe sich das auf 1,20 Euro drücken.


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