Das Geschäft mit den Autofahrern
Wenn auf der Autobahn die Tankleuchte rot blinkt oder ein menschliches Bedürfnis drängt, dann
finden Autofahrer Erlösung an Raststätten und Autohöfen. Beide Begriffe klingen recht ähnlich und
doch sind die Unterschiede groß. Wir erklären die Hintergründe.
Autobahnen in Mitteldeutschland. Hier wittern Anfang der 1990er-Jahre viele das schnelle Geld, sagt
Henry Eichler, Geschäftsführer im Autohof Bitterfeld. "Also ich kann mich daran erinnern, an jedem
zweiten Parkplatz an der Autobahn gab's einen Verkauf mit Pommes, Bockwurst und Kaffee. Die
wurden dann immer weniger und es gibt, glaube ich, gar keine mehr."
Geblieben ist das Geschäft mit den Autofahrern. Und zwar einmal direkt AUF der Autobahn bei den
ehemals staatlichen Raststätten, die heute zum Tank & Rast-Konzern gehören. 35 davon stehen in
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. NEBEN der Autobahn liegen dagegen die mittelständischen
Autohöfe, wie der von Henry Eichler an der A9. Davon gibt es in Mitteldeutschland etwa 15. Der Wett-
bewerb beider Systeme läuft nicht immer reibungslos. "Bei den Rastanlagen wird in der Regel schnellst-
möglich eine Behelfsausfahrt gemacht. Bei der Baustelle, die wir gerade haben, die von Mai bis
Dezember geht, ist es so, dass keine Behelfsausfahrt gemacht wurde. Meiner Meinung nach mit faden-
scheinigen Ausreden."
Preise unterscheiden sich deutlich
Häufigster Kritikpunkt der Autofahrer sind die hohen Preise der Raststätten. Ralf Baumeister vom
Verkehrsclub "Mobil in Deutschland" hat sie untersucht. Seine Tester kauften Alltagsprodukte und tankten -
am Autohof und an der Raststätte. Ergebnis: Die Autohöfe waren etwa ein Drittel günstiger.
"Also gerade für Familien mit Kindern und Rentner, die etwas mehr Zeit haben, da lohnt sich eigentlich
immer die Abfahrt zum Autohof, der immer in direkter Autobahnnähe liegt. Man kann da Geld sparen
sowohl beim Tanken als auch beim Snack."
Tank & Rast verweist darauf, dass die Pächter der Raststätten ihre Preise frei gestalten könnten. Das
Unternehmen teilt MDR AKTUELL auf Anfrage schriftlich mit: "Wir bitten zu bedenken, dass die Preis-
struktur an Raststätten von einem gewöhnlichen Verbrauchermarkt zu unterscheiden ist, der nur zu
Zeiten mit hohem Kundenaufkommen öffnet und an Sonn- und Feiertagen geschlossen bleibt.
Raststätten hingegen sind 365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffnet."
Seit 2015 gehört das ehemalige Staatsunternehmen Tank & Rast unter anderem den Versicherern
Munich RE und Allianz. Umsatz zuletzt etwa 600 Millionen Euro. Tank & Rast besitzt die Konzessionen
für fast alle Rastanlagen an deutschen Autobahnen. Damit hat das Unternehmen ein Quasi-Monopol,
sagt Verkehrs-Experte Ralf Baumeister und fordert politische Reformen. "Es wäre vielleicht sinnvoll,
nicht alle Tank- und Rastanlagen von einem Betreiber machen zu lassen. Sondern auch dort für
Wettbewerb zu sorgen. Wie in vielen anderen Bereichen auch: Wettbewerb kommt meistens besseren
Konsumentenpreisen zugute. Und darum geht’s. Am Ende des Tages zahlen die Autofahrer auf der
Autobahn eben sehr teure Preise."
Jüngste Entwicklung im Wettbewerb zwischen Raststätten und Autohöfen. Tank & Rast steigt ins
Geschäft mit Autohöfen ein. Sieben Anlagen gehören schon zum Konzern.
Aber keine aus Mitteldeutschland.