Ein Schlüssel kann so programmiert werden, dass ein bestimmtes Tempo nicht überschritten und die Musik nicht zu laut wird. Ideal für besorgte
Eltern, die ihren Kindern am Steuer nicht trauen.
Der Alptraum aller Eltern: Sohn oder Tochter, seit wenigen Tagen im Besitz des Führerscheins, rasen unangeschnallt mit ohrenbetäubend wummernden Lautsprechern und Tempo 80 durch die belebten Straßen der Stadt. Wenn alle Appelle und Ermahnungen versagen, könnte womöglich eine Art Kindersicherung Abhilfe schaffen.
Ford bietet seit Anfang des Jahres den neuen Fiesta mit speziellem "MyKey"-Schlüsselsystem an, einer Art elektronischem Erziehungshelfer,
der allzu großen Übermut am Steuer gezielt abbremst.
"MyKey" ist ein programmierbarer Zweitschlüssel, in den sich eine ganze Reihe von Zusatzfunktionen integrieren lassen. So kann beispielsweise die
Höchstgeschwindigkeit wahlweise auf 140 oder 160 km/h begrenzt werden. Um Geschwindigkeiten deutlicher bewusst zu machen, lassen sich auf dem
Multifunktionsdisplay sieben individuelle Tempowarnsignale zwischen 70 und 140 km/h installieren.
Besorgte Eltern, die ihrem Nachwuchs und dessen Freunden einen Hörsturz ersparen möchten, drosseln die Lautstärke des bordeigenen Audiosystems
auf bis zu 45 Prozent des Höchstwerts. Außerdem lässt es sich nicht einschalten, solange der Sicherheitsgurt des Fahrers nicht eingerastet
ist. Und erst nach dessen Klicken verstummt der eigens einprogrammierte nervige Extraalarm des Gurtwarners. Das Eingeben von Zielen ins
Navigationssystem während der Fahrt – eine gängige Verkehrssünde auch von Erwachsenen – lässt sich durch entsprechende Schlüsselkonfiguration
ebenfalls verhindern.Die vom Fahrzeughalter programmierten Einstellungen werden jedes Mal aktiviert, wenn der MyKey-Zweitschlüssel benutzt wird. Dessen Einstellungen können nur mit dem beim Fahrzeughalter verbleibenden Administratorschlüssel geändert oder gelöscht werden. Mit ihm kann aber auch die Deaktivierung wichtiger Fahrzeugfunktionen verhindert werden.
So lässt sich zum Beispiel ESP nicht abschalten, ebenso wenig wie der Notrufassistent,der als Bestandteil des sprachgesteuerten Ford-Konnektivitätssystems Sync bei einem Unfall automatisch Polizei und Rettungsdienst alarmiert und via GPS zur Unfallstelle dirigiert.
Bis 2015 will Ford sein konfigurierbares Schlüsselsystem in allen neuen europäischen Modellreihen anbieten. Seine vielfältigen Funktionen könnten durchaus auch bei Autovermietern oder Fuhrparkmanagern auf Interesse stoßen, glauben die Ford-Leute.
Der erhoffte Erziehungseffekt bei jungen Fahranfängern allerdings überzeugt den Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann,
nicht unbedingt: "In manchen Fällen mag das zwar nützlich sein, aber im Stadtverkehr zum Beispiel hilft eine limitierte Höchstgeschwindigkeit
von 100 km/h überhaupt nichts. Das Hauptrisiko junger Fahrer, nämlich mangelndes Fahrkönnen und Selbstüberschätzung, lassen sich so nicht
ausbremsen. Daran können auch die übrigen Schlüsselfunktionen nichts ändern."
welt.de