Zitat von http://www.zeit.deAlles anzeigenÜberraschend hat eine deutsche Athletin das olympische Dorf verlassen. Die Ruderin soll mit einem NPD-Funktionär zusammen sein. Die Vorwürfe sind schon länger bekannt.
© Vassil Donev/dpa
Nadja Drygalla im Ruder-Achter
Nadja Drygalla im Ruder-Achter
Die deutsche Ruderin Nadja Drygalla hat am gestrigen Donnerstag überraschend das Olympische Dorf in London verlassen.
Anlass der plötzlichen Abreise sind einem Bericht des NDR zufolge Kontakte der Ruderin in die rechtsextreme Szene. Der Lebensgefährte Drygallas soll demnach Michael Fischer sein, der im vergangenen Jahr Direktkandidat der NPD für den mecklenburgischen Landtag war. Er soll Mitglied der Kameradschaft Nationale Sozialisten Rostock sein und regelmäßig für ein NPD-nahes Internetportal schreiben.
Besonders heikel: Die Vorwürfe sind nicht neu, berichtet der NDR. Bereits im März 2011 seien Meldungen bekannt geworden, dass die Sportlerin mit einem Neonazi aus Rostock liiert sei. Infolge schied Drygalla aus dem Polizeidienst aus, möglicherweise auf Druck der Polizeiführung, so der Bericht.
Auf einer antifaschistischen Internetseite wurden Fotos von der Sportlerin veröffentlicht, die sie in einem rechtsextremistischen Umfeld zeigen.
Privates Umfeld wird geprüft
Der Deutsche Ruderverband (DRV) kündigte an, nach den Olympischen Spielen das private Umfeld Drygallas zu klären und danach über mögliche Konsequenzen zu entscheiden. "Wir werden noch im August ein weiteres Gespräch mit Nadja Drygalla führen. Danach werden wir gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen und natürlich auch kommunizieren", teilte der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel mit.
Die 23 Jahre alte Drygalla, Mitglied des im Hoffnungslauf gescheiterten Deutschland-Achters der Frauen, hatte am Donnerstag das olympische Dorf verlassen. Zuvor hatte es ein Gespräch mit dem Chef de Mission, Michael Vesper, sowie DRV-Sportdirektor Mario Woldt gegeben. Darin habe die Rostockerin bekräftigt, "dass sie sich zu den Werten der Olympischen Charta und den in der Präambel der DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen bekennt", sagte Vesper.
Um keine Belastung für die Olympiamannschaft entstehen zu lassen, habe Drygalla von sich aus erklärt, dass sie das olympische Dorf verlassen werde. "Die Mannschaftsleitung begrüßt diesen Schritt", sagte Vesper.
Auf einer Pressekonferenz am Freitag nahm der Leiter des deutschen Olympia-Team die Athletin erneut in Schutz. "Wichtig ist, wie sie selber denkt und handelt", sagte er. "In Deutschland ist jeder für die eigenen Taten und Handlungen verantwortlich, und nicht für die seines Umfelds", sagte Vesper.
Ich versteh es nicht.
Was haben die sportlichen Leistungen der Athletin mit der politischen Gesinnung des Lebensgefährten zu tun?
Ist die Angst vor der NPD so groß?
Wo soll das noch enden?