Zehn Jahre Euro

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  • 10 Jahre - Beifall und Pfiffe für den Euro


    Das Silvesterfeuerwerk vor zehn Jahren war in Deutschland kein Willkommens-Salut für den Euro. Es hatte eher den Charakter einer Abschieds-Ovation für die D-Mark. Auch heute noch hat die europäische Gemeinschaftswährung in Deutschland einen schweren Stand.
    Viele Deutsche sehnen sich zurück nach der D-Mark und sehen im Euro die Ursache für viele wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Verwerfungen des letzten Jahrzehnts. Der Euro ist zum Prügelknaben geworden. Er muss herhalten für alles, was schief läuft im Lande. Dabei wird von vielen verdrängt, dass der Euro auch viel Positives bewirkt hat.
    Streng genommen gibt es den Euro bereits seit 1999. In den ersten drei Jahren existierte er allerdings nur als sogenanntes Buchgeld im bargeldlosen Zahlungsverkehr zwischen Banken. Für die Verbraucher war der 1. Januar 2002 die Stunde Null des Euro, als die neuen Banknoten ab Mitternacht an den Geldautomaten ausgegeben wurden.


    Nach 63 glorreichen Jahren hatte die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel ausgedient. Sie verabschiedete sich mit einer besonderen Pointe: dem Umrechnungskurs von 1 Euro = 1,95583 D-Mark. Pi mal Daumen hieß das 1 Euro = 2 Mark. Diese Formel hat sich eingefressen in den Köpfen der Verbraucher und erhält die D-Mark bis heute am Leben.
    Obwohl Deutschland per Saldo am meisten von der Einführung des Euro profitiert hat, hört die Debatte um den Euro hierzulande nicht auf. Pro und Contra prallen aufeinander. Zuerst die Frage: Was hat der Euro Positives bewirkt?


    1. Grenzenlos reisen


    Freizügiges Reisen in einem Europa ohne Grenzen von Lappland bis Sizilien, vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer, ist eine Errungenschaft des Euro, über die kaum noch geredet wird. Keine Grenzkontrollen mehr, kein lästiges Umrechnen und Umtauschen von fremden Währungen, keine Wechselkursverluste beim Rücktausch ausländischer Devisen.


    2. Freier Warenverkehr


    Mit der Einführung des Euro ist ein europäischer Binnenmarkt entstanden mit 500 Millionen Menschen. Nichts kann mehr den freien Austausch von Waren in diesem Gebiet behindern. Zölle und mengenmäßige Beschränkungen wurden abgeschafft.
    Waren, die in einem Staat des Binnenmarktes hergestellt worden sind, dürfen in jedem Land des Binnenmarktes verkauft werden. Der Handel hat eine neue Blüte erreicht. Der Verbraucher ist Nutznießer des freien Wettbewerbs, der größeren Angebotsvielfalt und niedrigerer Preise vieler ausländischer Produkte gegenüber früher.


    3. Exportboom


    Die Einführung des Euro hat besonders den deutschen Außenhandel beflügelt. Er ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. 2011 haben die deutschen Exporte die Schallmauer von einer Billion Euro überschritten. Das sind mehr als 1.000 Milliarden. Die Partnerländer in Europa sind die wichtigsten Absatzmärkte. 60 Prozent der Ausfuhren, soviel wie nie zuvor, flossen in die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, darunter 40 Prozent in die 17 Länder der Eurozone.


    4. Jobwunder


    Der Euro hat das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft gefördert und damit die Grundlage für mehr Jobs geschaffen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist seit Januar 2002 bis Oktober 2011 von 39 Millionen auf 41,5 Millionen gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 6,4 Prozent. Gleichzeitig hat die Zahl der Arbeitslosen spürbar abgenommen. Von 3.985.000 im Januar 2002, über das Zwischenhoch von 5.011.000 im März 2005 auf den heutigen Stand von knapp unter drei Millionen.


    5. Offener Arbeitsmarkt


    Mit dem Euro ist die berufliche Freizügigkeit in Europa eingekehrt. Die Unionsbürgerschaft garantiert das Recht, sich in jedem Staat des Binnenmarktes frei zu bewegen und aufzuhalten. Die Wanderungsbewegungen zwischen den EU-Staaten haben daraufhin deutlich zugenommen.
    Junge Deutsche können ohne große Formalitäten einen Job in Belgien, Italien oder Dänemark annehmen. Umgekehrt gilt das auch für gut ausgebildete Fachkräfte aus Spanien, Italien oder Griechenland, die in letzter Zeit verstärkt in die Bundesrepublik auswandern, um hier die besseren beruflichen Chancen zu nutzen.


    6.Stabile Währung


    Stark wie die D-Mark werde der Euro sein, verkündeten die Politiker vollmundig vor zehn Jahren. Und das hat der Euro bis jetzt trotz aller Unkenrufe tatsächlich geschafft. Die aktuelle Euro-Krise ist keine Währungskrise, sondern eine Staatsschuldenkrise einiger EG-Länder. Der Außenwert des Euro gegenüber dem Dollar, der wichtigsten Reservewährung der Welt, ist dagegen im letzten Jahrzehnt per Saldo gestiegen.
    2002 lag der Kurs bei 0,95 Dollar, zwischenzeitlich kletterte er auf 1,60 Dollar und zurzeit pendelt er um 1,30 Dollar. Obwohl die deutschen Verbraucher eine andere Wahrnehmung haben, auch der Binnenwert des Euro ist bis jetzt weitgehend stabil. Gradmesser ist die Inflationsrate. Während sie in den letzten zehn Jahren der D-Mark durchschnittlich 2,2 Prozent betrug, verzeichnet der Euro im ersten Jahrzehnt eine durchschnittliche Geldentwertung von jährlich 1,6 Prozent. 2011 allerdings ist die Inflationsrate auf 2,3 Prozent hochgeschnellt.



    Die Bilanz nach zehn Jahren Euro kann sich sehen lassen, wären nicht gleichzeitig Entwicklungen und Tendenzen spürbar, die den Menschen Angst machen vor der Zukunft. Ob wohl sie nicht alle eine direkte Folge der europäischen Gemeinschaftswährung sind, werden sie unwissentlich dem Euro mit in die Schuhe geschoben.


    1. Euro = Teuro


    Ein schlichter Buchstabe hat dem Euro in deutschen Landen gleich zu Beginn einen schweren Schlag versetzt, das "T". Angesichts spürbarer Preissteigerungen vor allem bei Gütern des täglichen Bedarfs wurde aus dem Euro in Nullkommanix das Unwort Teuro. Auch wenn die Statistiker den Verbraucherpreisindex klein rechnen, die gefühlte Inflationsrate war und ist für die Verbraucher Besorgnis erregend und ein tägliches Ärgernis.


    2. Prekäre Arbeitsverhältnisse


    Ein soziologischer Begriff aus der Arbeitswelt hat sich im vergangenen Jahrzehnt einen unrühmlichen Namen gemacht: Das Prekariat, und davon abgeleitet die prekären Arbeitsverhältnisse. Auf gut deutsch heißt das: Es handelt sich um schlecht bezahlte Jobs,
    von denen man kaum leben kann ("Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel").
    Geringer Lohn, Teilzeitbeschäftigung, befristete Verträge, mangelnder Kündigungsschutz sind die Kennzeichen. In der Arbeitsmarkt-Statistik werden diese Jobs in der Rubrik "Atypische Beschäftigungsverhältnisse" mit aufgeführt. Alarmierend ist, dass der Zuwachs an neuen Arbeitsplätzen in Deutschland in den letzten Jahren zum großen Teil auf diesen Sektor entfällt.
    Von den 322.000 neuen Arbeitsplätzen zwischen 2009 und 2010 zählten gut 75 Prozent zu den atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Wer die Auswirkungen dieser Entwicklung für den staatlichen Sozialsektor bedenkt, bekommt das Fürchten.


    3. Schuldenkrise


    Nichts hat die Deutschen beim Thema Euro so sehr auf die Palme gebracht wie die gigantische Staatsverschuldung einiger EU-Staaten und ihre möglichen Folgen für den deutschen Steuerzahler.
    Der Tenor der allgemeinen Empörung lässt sich auf den Nenner bringen: "Die (gemeint sind Griechenland, Italien, Spanien und Portugal) machen sich auf Pump einen schönen Tag und wir müssen uns abrackern und am Ende den Karren aus dem Dreck ziehen!"
    Die astronomischen Summen, die angeblich zur Rettung des Euro erforderlich sind, begreift kein normaler Mensch. Den verantwortlichen Politikern wird angelastet, diese Situation nicht rechtzeitig erkannt und entschlossen bekämpft zu haben. Fälschlicherweise wird dabei auch der Euro als Sündenbock hingestellt.


    4. Inflationsgefahr


    Sollte der Super-GAU eintreten und zur Finanzierung der Staatsschulden tatsächlich die Milliardensummen der verschiedenen Rettungsschirme fällig werden, droht im Euro-Raum erhöhte Inflation.
    Alle Experten sind sich einig, dass dann der Europäischen Zentralbank kein anderer Ausweg bliebe, als die Notenpresse in Bewegung zu setzen. In keinem anderen Land der Welt ist aber die Furcht vor einer Geldentwertung so groß wie in Deutschland.
    Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen hierzulande wären unkalkulierbar. Für die nächste Zukunft allerdings gibt es Entwarnung. Aufgrund der schwächeren Konjunktur soll die Inflationsrate 2012 wieder unter zwei Prozent sinken.
    Der Euro steht in diesem Jahr vor seiner härtesten Bewährungsprobe. Glück auf!

    © RP ONLINE

  • Das ist schlichtweg ein subjektiver Artikel ohne Tiefgang und ist viel zu verallgemeinert.


    z.B. 1 Grenzenloses Reisen - hat überhaupt nix mit dem Euro zu tun und ist rhetorischer Unsinn um den Euro schönzuschreiben. Man konnte schon weit vor dem Euro reisen, wohin man wollte, wenn man die Einreisevoraussetzungen der jeweiligen Zielländer hatte. Das visafreie Reisen ist ein Ergebnis von Staatsverträgen ect. und kein Verdienst des Euros. Der Wegfall von Grenzkontrollen innerhalb der Schengenstaaten gab es schon vor dem Euro, nur hat sich die Anzahl der Beitrittsstaaten zum Schengener Vertag seit her erhöht. Die Tschechische Republik ist z.B. seit Ende 2007 Mitglied der Schengener Staaten und somit sind die Grenzkontrollen an der deutsch-tschechischen seit dem weggefallen, jedoch hat Tschechien bis heute noch ihre Krone als Zahlungsmittel, also wo soll der Zusammenhang bestehen? Also bestimmt der Schengener Vertrag das unkontrollierte Reisen über die Schengenbinnengrenzen und nicht der Euro. Der einzige Punkt, wo zugestimmt werden kann, ist der Wegfall der Umtauschgebühren, wenn man in ein Land fährt, wo der Euro Zahlungsmittel ist. (Dafür ist der Euro im Vergleich zur DM im Vornherein schon mal weniger wert gewesen, denn wie ist es sonst zu erklären, dass man früher für eine DM etwa 20-25 KCS (Tschechische Kronen) bekommen hat? Eine Woche vor Umstellung auf den Euro ging der Kurs von DM zu Krone sogar auf 1: 18 oder gar 1:17 zurück, da sich keiner noch eine Währung zulegen wollte, die man in kürzester Zeit in die nächste umtauschen musste. Nun hat man den Euro für knapp 2 DM ertauscht und logisch wäre gewesen, dafür etwa mindestens 34, 36, wenn nicht gar "wieder" 40-50 KCS für einen Euro, als umgerechnete DM, zu bekommen, doch die Realität war erschreckend, denn der Kurs lag bei 1:29. Nach einem kurzzeitigen Höhenflug des Euros bekam man mal etwas über 30 KCS für einen Euro, mittlerweile sind wir aber bei Kursen von 1:24 oder wie letzte Woche bei 1:25,3...)


    2 Freier Warenverkehr, ist auch kein Verdienst des Euro. Der Freie Warenverkehr ist in den Artikeln 28 bis 37 Vertrag über die Arbeitsweise der EU (AEUV) geregelt. Die Warenverkehrsfreiheit wird durch die Zollunion und das Verbot von mengenmäßigen Ein- und Ausfuhrbeschränkungen sowie Maßnahmen gleicher Wirkung begründet und ist somit keine Folge des Euros.


    3 Exportboom - ist immer dann, wenn die Währung des Exportlandes gegenüber der des importierenden Landes schwächer ist, weil dann so für das Importland die Waren billiger sind. Export stagniert, wenn die landeseigene Währung gegenüber des Importlandes stärker wird, weil dann auch die Waren teurer werden. Ob man bei Exporten innerhalb der Euro-Staaten, durch die gleiche Währung man gleich von einem Boom reden kann, wage ich zu bezweifeln. Sicherlich gibts Vorteile für den Handel durch den Wegfall von Umtauschgebühren ect., aber auch hier klingt der Bericht subjektiv und eurofreundlich...


    Wenn ich die Zeit hätte, würde ich auch noch andere Punkte zerpflücken...


    Durch politische Geschenke und wissentlich falsche Bilanzen haben einige Länder damals den Euro bekommen, obwohl deren Wirtschaft dem nicht gewachsen ist. Jetzt zeigt sich dieser Fehler, jedoch wird alles wieder schöngeredet und ein Rettungsschirm nach dem anderen, werden auf Kosten der starken Länder (D, F) konstruiert, ohne die Ursache zu bekämpfen. Statt dessen werden Millionen über Millionen in das Fass ohne Boden geschüttet... Aber lassen wir uns ruhig weiter von der Politik verblenden und verblöden, denn noch scheint es uns ja zu gut zu gehen... :hoppla

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