Wertewandel Junge Deutsche verlieren Lust am teuren Auto

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  • Auch ohne Auto mobil: Nach der großen Wirtschaftskrise kämpfen die Hersteller einer neuen Unlust am Auto. Eine Studie, die der "Welt am Sonntag" exklusiv vorliegt, zeigt: Jungen Menschen ist ein Fahrzeug nicht mehr so wichtig wie früher. Die Konzerne wissen das und suchen händeringend nach einer Lösung.


    Rupert Stadler lächelt ungläubig. Der Audi-Chef steht im Museum Mobile des Ingolstädter Audi-Forums und hört sich am Vorabend der Bilanzpressekonferenz die These an, dass das Automobil eine Art Auslaufmodell ist. Dass es gerade jungen Menschen eher Last als Lust sein soll und längst nicht mehr so wichtig wie früher. Stadler, umringt von Silberpfeilen der Auto Union und von Mercedes-Benz – Traumwagen, aber auch Träumen aus der Vergangenheit –, wischt die Theorie mit einer Handbewegung beiseite. „Das Automobil hat Zukunft“, sagt Stadler. „Der Mensch will mobil sein.“ Und: Mobilität sei auch Ausdruck der Freiheit.


    Vielleicht sollte man nicht unbedingt mit dem Audi-Chef über das Aussterben des Autos diskutieren. Die VW-Tochter hat gerade die größte Branchenkrise überstanden und das, was die anderen Talsohle nennen, hinter sich gelassen. Im Januar und Februar hat Audi fast 29 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahr. Krise? Welche Krise?


    Auch die Trends der Zukunft haben die Ingolstädter erkannt, so wie die meisten in der Branche. Die Menschen wollen kleine, sparsame, umweltfreundliche Fahrzeuge, also liefern die Hersteller Mini-Mobile und forschen mit Hochdruck an alternativen Antrieben. Die Autobauer sind für die Zukunft gewappnet. Glauben sie. Doch eine Gefahr wird unterschätzt oder nicht als solche erkannt: dass sich vor allem junge Menschen trotz aller Innovationen nicht mehr für Autos interessieren, dass sie lieber sparen oder für andere Dinge Geld ausgeben und ihre Freizeit nicht hinterm Steuer verbringen wollen. „Genau das ist zunehmend der Fall“, sagt der Autoexperte und Leiter des Center of Automotive in Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel. Und er kann seine These belegen.


    Das Fazit seiner Studie „Jugend und Automobil 2010“, die der „Welt am Sonntag“ exklusiv vorliegt, lautet: „Die emotionale Bindung der jungen Generation an das Statussymbol Auto lässt deutlich nach.“ Bei einer wachsenden Gruppe von rund 20 bis 30 Prozent von jungen Frauen und Männern in Deutschland mache sich eine „neue Rationalität in Hinblick auf das Automobil breit“, sagt Bratzel. Diese Generation sieht das Auto schlicht als Fortbewegungsmittel. „Was Fachleute als ,automobilen Mehrwert' bezeichnen, wird zunehmend in den Hintergrund gedrängt.“ Und das im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik, in dem sich jahrzehntelang am Auto der soziale Status ablesen ließ.


    1100 junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren hatte die Mannschaft des Centers of Automotive befragt. Die Antworten zeigen, dass diese Altersgruppe durchaus mobil sein will – nur konkurriert das Auto immer stärker mit anderen Anschaffungen und Ausgabenposten. „Vor die Wahl gestellt, auf welche Investitionen zugunsten eines Autos am ehesten verzichtet werden würde, votieren fast 30 Prozent der jungen Erwachsenen kategorisch gegen das Auto“, so das Ergebnis. Es ist also nicht Frust über steigende Spritpreise, Staus oder Parkplatzmangel, Umweltzonen und immer schärfere CO2-Auflagen, der der jungen Generation das Auto zunehmend verleidet – die Prioritäten sind nur andere.


    So ist laut Bratzel jeder Dritte beziehungsweise Vierte nicht bereit, für ein neues Auto auf Urlaubsreisen oder eine eigene Wohnung zu verzichten. Auch bei der Altersvorsorge will diese Generation zugunsten eines Autos keine Abstriche machen. Vor die Wahl gestellt, ob sie im Zweifel lieber ein Auto oder eine eigene Wohnung hätten, votieren nur vier Prozent für das Fahrzeug. Ihre Ersparnisse wollen nur 18 Prozent für einen Wagen antasten. „Für diese Gruppe spielt das Automobil als ,Statussymbol' keine wichtige Rolle“, fasst Bratzel die Studie zusammen. „Insbesondere von den Premiumherstellern sollte dieser Befund aufmerksam verfolgt werden.“ Ein Warnschuss in Richtung der deutschen Autobauer mit ihrem hohen Anteil an Oberklassefahrzeugen.


    Die amtliche Statistik stützt die Studie des Automotive-Centers. Nach den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) machte unter den Neuwagenkäufern 2009 die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen nur sieben Prozent aus. Nun haben junge Menschen weniger Geld zur Verfügung, aber vor zehn Jahren war laut KBA die Gruppe der jungen Neuwagenkäufer noch doppelt so hoch. Derweil stellt die Behörde fest: „Hauptsächlich Ältere interessieren sich für Neuwagen und möchten sich in den nächsten zwei Jahren ein neues Auto anschaffen.“


    Dass sich diese Entwicklung gerade im Heimatland von Traditionskonzernen wie Daimler, Volkswagen und Porsche belegen lässt, ist schon bemerkenswert. Geradezu skurril ist es aber, dass die neue Unlust am Pkw ausgerechnet in dem Autowunderland der Nachkriegszeit schlechthin ihren Anfang genommen hat: in Japan. Dort gibt es für das Phänomen, das seit Anfang der 90er-Jahre beobachtet wird, längst einen eigenen Begriff: „Kuruma Banare“, was so viel wie „Demotorisierung“ heißt.


    Als die Automobile Manufacturers Association Japans nach den Ursachen von Kuruma Banare forschen ließ, kamen Experten zu dem Ergebnis, dass die Verstädterung und das gute Nahverkehrsnetz wichtige Auslöser dafür sind. Entscheidend aber sei: „Generell mangelndes Interesse an Autos“. „In Japan haben Autos unseren sozialen Status repräsentiert, sie waren Ausdruck einer westlichen Lebensweise. Aber jungen Menschen fehlt diese Denkweise inzwischen völlig“, sagte der Autoexperte und Dozent an der Universität von Kyoto, Ryuichi Kitamura.


    Die Autobauer aus dem In- und Ausland beharren zwar darauf, dass die Liebe zum Auto nicht abgenommen hat. Sie verweisen darauf, dass die wachsende Unlust am Auto vor allem ein Thema in den Großstädten mit ihren gut ausgebauten U-Bahn- und Busnetzen ist. Dennoch arbeiten sie längst an Fahrzeugen und Mobilitätskonzepten für das 21. Jahrhundert und für die sogenannten Millenniums, die Menschen dieser neuen Zeit.


    Die neue Mobilität beginnt für die Hersteller mit der Entwicklung kleinerer, umweltschonender Fahrzeuge und geringerer Motorisierung. Das setzt sich mit der Elektrifizierung der Automobile fort und wird bei völlig neuen Mobilitätskonzepten enden. Eine der Visionen lautet, dass die Menschen künftig keine eigenen Fahrzeuge mehr besitzen, sondern sich nur noch Kilometer kaufen. Dafür erhalten sie dann ein Auto, das sie in der jeweiligen Situation benötigen: Im Winter ein Allradfahrzeug, im Sommer ein Cabrio, für die Fahrt in die Ferien einen Kombi.


    Ein weiterer wichtiger Punkt der neuen Mobilität dürfte dabei die Vernetzung der Fahrzeuge sein, mit Internetzugang und iPod-Anschluss als Standard etwa. Schließlich nutzen nach Ansicht von Audi-Chef Stadler junge Erwachsene das Auto „nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern als Lebensraum“. Zu den neuen Konzepten zählen auch die zahlreichen Carsharing-Projekte. Die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen, ohne sie selbst zu besitzen, hat sich nach einer Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little im vergangenen Jahr verdreifacht. Zahlreiche Hersteller wie der Stuttgarter Autobauer Daimler mit seinem Projekt „Car2go“, der französische Konzern Peugeot mit „Mu“ oder auch die Deutsche Bahn mit ihrem Mietwagenprogramm „Flinkster“ haben diese Entwicklung bereits aufgenommen.


    Die Konzerne werden sich insgesamt ganz neuen Einflüssen unterwerfen müssen. „Hat bislang das Auto das Aussehen der Stadt geprägt, so könnte künftig die Struktur der Stadt darüber entscheiden, welche Arten von Mobilität entstehen“, schätzt Christian Gärtner, Vorstand von Stylepark, einer internationalen Plattform für Architektur und Design. Schon heute fordern Städte für die Fahrt eine Maut. Diese Vorschriften könnten sich künftig noch verschärfen. Porsche etwa hat dafür bereits seine Antwort gefunden. Der Konzeptsportwagen Porsche 918 Spyder kann 25 Kilometer rein elektrisch fahren – ausreichend, um beispielsweise von der City bis zur Stadtgrenze zu fahren und dort den dröhnenden Verbrennungsmotor zu starten. „Ein Auto ist etwas Emotionales. Aber es muss auch in die Zeit und in die Gesellschaft passen“, sagt Porsche-Chef Michael Macht.


    Audi-Chef Rupert Stadler muss sich angesichts der Herausforderungen von allen Autobauern übrigens die geringsten Sorgen machen, seine Autos passen noch am ehesten in die junge Gesellschaft. Die Studie von Autoexperten Bratzel hat auch ergeben, dass bei Jugendlichen Audi die beliebteste Marke ist.



    Welt Online

  • Eine interessante Befragung.


    Ich stelle mal die These auf, dass eine Frage des Preises ist. Jugendliche haben zunehmend Probleme einen Job zu finden, an fürstliche Bezahlung ist nicht zu denken. Und auch ohne Premium geht es vorwärts.


    ALexander

    Mitsu, was sonst!?


    Meine: Outlander III(GF0) Instyle, 2.3 DID, Perlmuttweiß mit Webasto und AHK
    Colt CZT, 4G15T, Haag Silver 161894.png
    Eltern: Outlander III Intense+, 2.3 DID, MY2015, silber

  • Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum junge Menschen kein Auto brauchen: Man kann alles im internet kaufen, was man braucht und lässt es sich liefern. Und wenn ich ehrlich bin, wenn ich es könnte, ich würde auch auf Auto verzichten. Nur leider fährt die Bahn nicht so früh ab, wie ich es brauche.

    MfG Marco



    Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.

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